Wenn man im Schatten unter den Bäumen im Geerdes am Sendesaal sitzt, vergisst man den Verkehr der Bürgermeister-Spitta-Allee. Das Geerdes ist eines dieser Restaurants, an denen viele Bremer oft vorbeifahren – es sei denn, sie sind Stammgäste, besuchen Veranstaltungen im Sendesaal oder haben Termine in der Reha-Klinik. Hätte nicht vor Jahren meine Freundin Verena vorgeschlagen, dass wir uns dort treffen, wäre mir ein schönes Plätzchen entgangen.
Sebastian Grevesmühl ist ein entwaffnend ehrlicher Koch, der eigentlich gar keiner werden wollte. „Ich komme aus einer Musiker-Familie und dachte, dass ich auch mal irgendetwas mit Musik machen werde“, sagt er. Die Vernunft brachte ihn an den Herd, er lernte das Handwerk im sterneprämierten Restaurant des Hotels Colombi in Freiburg. Jahrelang, so sagt er, habe er das Kochen als reinen Job gesehen.

Kabeljau mit Bohnen und Pellkartoffeln.
Erst in den vergangenen Jahren, nach einem einschneidenden persönlichen Erlebnis, entwickelte er die Leidenschaft, die nötig ist, damit die Menschen an den Töpfen die Gaumen der Gäste verwöhnen. „Meine Tochter ist meine härteste Kritikerin“, sagt der 50-Jährige. Sie schmecke einfach alles und wüsste auch, wie man eine Rezeptur verbessere. „Mittlerweile gehe ich gern auf Reisen, wir besuchen regelmäßig Paris und suchen gerade in den kleinen Restaurants eben dieses leidenschaftlich gekochte Essen“, sagt er. Für die Gäste des Geerdes ist dieser Wandel ein Glücksfall.
Brot oder Reis
„Ich habe gerade frische Steinpilze bekommen, wie wäre es mit Risotto?“, fragt der Koch. Dazu wähle ich Chili con Carne (10 Euro) und Kabeljaufilet (14,50 Euro). Als das Chili serviert wird, gucke ich etwas sparsam. Eine Reiskugel – Wildreis ist auch dabei – liegt auf dem Chili. Warum, frage ich erst mich und dann auch Sebastian Grevesmühl. Ich esse Chili immer mit Brot und nie mit Reis, wieso das so ist, weiß ich nicht. „Das ist eine gute Idee“, meint der Koch und wird wohl das nächste Chili – übrigens sehr lecker mit Kreuzkümmel und Schokolade abgeschmeckt und ohne Zwiebeln – wahlweise mit Brot oder Reis anbieten.
Der Kabeljau muss sich erst den kritischen Blick des Kochs gefallen lassen und besteht. Schließlich steht der Chef ja nicht selbst in der Küche, während er sich mit mir unterhält. Der Fisch ist auf den Punkt gebraten, die frischen Bohnen sind mit Rosmarin und Thymian abgeschmeckt, dazu gibt es kurz in Butter angebratene Pellkartoffeln und eine kräftige Senfsoße. Weil ich privat letztens ein wirklich schlechtes Risotto der Marke Milchreis serviert bekommen habe, linse ich misstrauisch auf den Teller mit dem Steinpilzrisotto (17,50 Euro), aber schon die erste „Gabelprobe“ zeigt, dass ich beruhigt zubeißen kann. Die Würzung lässt den Steinpilzen Raum, ein paar Blätter Rucola sorgen für eine leicht bittere Note, gebratener grüner Spargel und frische Cherrytomaten für Frische.
Das sagen die Stammgäste: Mittagstisch am Samstag ist perfekt, im Sommer kann man sehr gut draußen sitzen, liegt nicht am Weg, aber der Weg lohnt sich, bei Zaneta (Mazurowski, Serviceleitung) fühlt man sich immer wohl.
Geerdes am Sendesaal, Bürgermeister-Spitta-Alle 47, 28329 Bremen, Telefon 0421-336303101, www.geerdesamsendesaal.de, Öffnungszeiten: Montag Ruhetag, Dienstag-Samstag 12 bis 20 Uhr, Sonntag 13 bis 18 Uhr, Mittagstisch von 12 bis 15 Uhr, durchgehend Küche, barrierefrei.