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Gabelprobe "Juli liebt Kaffee": Treffpunkt für Kaffeetrinker und Frühstücker

Julia Kerwat liebt Kaffee. Daher heißt ihr Café "Juli liebt Kaffee". Der Name ist Programm. Aber es gibt noch mehr, was Juli zu bieten hat.
17.06.2022, 18:46 Uhr
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Von Antje Noah-Scheinert

„Ach Mami, jeder in meinem Alter weiß, dass Acai-Bowls kalt sind“, klärt mich meine Tochter auf. Mich hatte diese frische Kühle total überrascht. Aber von vorn. Vor ein paar Jahren schickte mich eben jene Tochter ans Schwarze Meer. Dort ist „Juli liebt Kaffee“ und mir gefiel gleich die Atmosphäre. Es ist lebendig ohne zu laut zu sein, ein Treffpunkt für Kaffeetrinker und Frühstücker, gemütlich, eher straight statt rüschig. Einfach „das Café, in das ich selbst gern gehen möchte“, sagt Inhaberin Juli, die eigentlich Julia Kerwat heißt.

Ihre Liebe zum Kaffee entdeckte die 32-Jährige in Australien. Dorthin verschlug es sie nach der Ausbildung. „Durch Work & Travel arbeitete ich in einem Café und kam zum ersten Mal mit der Coffee-Szene in Kontakt“, sagt Juli Kerwat. In Australien durften nur Baristas die Kaffeemaschine betätigen – zu einer Zeit, als der Begriff Barista hier nur wenigen bekannt war.

BWL studiert

Zurück in Deutschland studierte sie BWL, jobbte in einer Kaffeebar in der Stadt und ertappte sich immer wieder bei dem Gedanken: „Wenn das mein Laden wäre, dann …“. Was als Träumerei begann, stellte Julia Kerwat auf solide Füße. Mit Stift und Papier ausgestattet tourte sie durch die Cafés verschiedener Städte, trank, aß, schaute sich die Ausstattung an und erarbeitete einen Businessplan. „Ich habe nichts dem Zufall überlassen“, sagt sie.

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Wie das Leben so spielt, fiel ihr das Café kurz vor Abgabe der Bachelorarbeit vor die Füße. Somit war sie tagsüber im Laden und nachts in der Bibliothek. Bei der Einrichtung half ihr eine Freundin – die Stühle holten sie aus Dortmund, schleiften sie ab und strichen neu. Der Ehemann sorgte für die richtige Akustik. Fehlten nur noch die Speisekarte und die richtigen Zutaten. Beim Brot wurde Julia Kerwat in Walle fündig: Landbrot von Schroeder. Die Eier kommen aus Varrel und sind selbstverständlich bio, die Milchprodukte von Dehlwes ebenso.

Viel vorgenommen am Vormittag

Wir beide haben uns für den Vormittag viel vorgenommen. Normalerweise reicht ein Brot locker aus, um den Frühstückshunger zu stillen. Wir starten mit „Sydney“ (13,50 Euro) – das Brot mit Sehnsuchts-Kick. Die Kombination von Avocado und pochiertem Ei hat Juli in Australien kennengelernt, der Fotograf in Kanada und ich in New York, somit katapultiert uns das Brot in schöne Erinnerungen. Allerdings toppt die Zubereitung in Bremen unsere Erwartungen, gerösteter Panko und schwarzer Sesam sorgen für Crunch und Zusatzaroma. Die Avocadocreme ist angenehm in Schärfe und Konsistenz, der marinierte Feldsalat strotzt vor Frische und passt perfekt.

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Das zweite Brot heißt Haya (12,50 Euro) und ist dick mit hausgemachtem Humus bestrichen. Das könnte ziemlich langweilig sein, aber Küchenleiterin Line Jacobs garniert das Brot mit in Zitrone marinierten Möhrenstreifen (lila und orange), Granatapfel, Kürbiskernen, Sesam und Minze – ein leckerer Hingucker, der den Gaumen nicht zum Gähnen bringt. Unser Mandel-Zimt-Knuspermüsli (10,50 Euro), Granola selbstverständlich selbst gemacht, verschwindet unter einer fein geschnittenen Obstdecke aus Pflaume, Banane, Apfel, Kiwi, Nektarine, Erdbeeren, Weintrauben und Waldbeeren plus Kokoschips: Da hat der Kiefer glücklicherweise so viel Arbeit, dass Schlingen unmöglich ist.

Müsli als bestes Beispiel

Dieses Müsli ist das beste Beispiel dafür, warum es sich lohnt, frühstücken zu gehen. Wer bitte, stellt sich wochentags zu Hause in die Küche und schneidet all das Obst, backt das Müsli und arrangiert es liebevoll? Und dann kommt da noch die Acai-Bowl (11,50 Euro). Die Früchte, so lasse ich es mir erklären, kommen gefroren in den sogenannten Food Processor – somit ergibt die Kühle Sinn. Und schmecken tut es auch noch, besonders der salzige Touch durch das Erdnussmus.

Im Sommer also Acai und sobald es draußen schmuddelig wird, gibt es Porridge. Was mich besonders beeindruckt, ist die Geschwindigkeit, mit der Brote und Bowls auf dem Tisch stehen. „Mein Team ist einfach klasse“, sagt Julia Kerwat, die deswegen beruhigt ihre Babypause genießen konnte. Bevor ich es vergesse: Der Kaffee schmeckt übrigens auch, aber das wäre einen Extra-Artikel wert.

Das sagen die Stammgäste: Unbedingt Filterkaffee trinken, köstlicher Kuchen von Oma (ist eigentlich von Julis Mutter oder von Line), leider oft schon alle Plätze besetzt, einfach gleichbleibend gute Qualität.

Info

Juli liebt Kaffee, Am Schwarzen Meer 13, 28205 Bremen, Telefon: 0421-43381523, www.juliliebtkaffee.de, Öffnungszeiten täglich von 9.30 bis 16 Uhr, keine Reservierungen im Garten, nicht barrierefrei.

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