ADFC-Radreiseanalyse 2023 Weser-Radweg am beliebtesten

Bei vielen Menschen erfreuen sich ausgedehnte Radtouren immer größerer Beliebtheit. Sind sie doch eine relativ erschwingliche Art des Reisens. Zwei Gemeinden am Weser-Radweg locken mit attraktiven Angeboten.
13.03.2023, 15:02 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Weser-Radweg am beliebtesten
Von Barbara Wenke

Der Weser-Radweg ist weiterhin Deutschlands beliebtester Radfernweg – das ist das Ergebnis der ADFC-Radreiseanalyse 2023. Diese zeigt jedes Jahr die aktuellen Trends im Fahrradtourismus. Im Rahmen der weltgrößten Reisemesse, der ITB in Berlin, stellte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) jetzt die Zahlen vor. Zudem verlieh er dem Weser-Radweg die Auszeichnung ADFC-Qualitätsradroute mit vier Sternen.

Wie beliebt der Radweg bei Fahrradtouristen ist, erfährt auch Sabine Prößler jedes Jahr aufs Neue. "Bereits im November und Dezember geht es los", berichtet die im Lemwerderaner Rathaus zuständige Mitarbeiterin für Tourismusanliegen. "Mehrmals wöchentlich rufen Leute hier an und fragen nach Hotels. Wenn die mit zehn Leuten unterwegs sind, finden sie sonst keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr."

Im Sommer und Herbst stehen die Radler dann bei Sabine Prößler auf der Matte. "Die fragen dann beispielsweise, wo sie einen Kaffee trinken können." Ihnen händigt die Tourismusmitarbeiterin eine DIN-A3 große Straßenkarte aus. "Das sind ganz dünne, bedruckte Blätter. Richtige Karten wollen die Radtouristen meistens nicht", berichtet Sabine Prößler. Auf den Zetteln markiert die Verwaltungsmitarbeiterin Interessierten, was sie unbedingt in Lemwerder gesehen haben sollten: die unsichtbare Sehenswürdigkeit am kleinen Wäldchen, den Aussichtsturm Weitblick sowie die Freiluft-Gemäldeausstellung Weserside-Gallery.

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Auf dem Campingplatz Juliusplate von Barbara und Thomas Schweder wird es im Sommer abends voll auf der Zeltwiese. "Zehn bis 15 Radler kommen erst abends um 20 Uhr ganz abgekämpft bei uns an", berichtet Thomas Schweder. "Von jung bis alt", ergänzt er. "Manche von ihnen sind bereits 80 oder 85 Jahre alt und schlafen immer noch im Zelt auf der Isomatte."

Viele der Zelttouristen, die mit dem Rad unterwegs sind, hätten oftmals einen "langen Ritt" hinter sich. "Die nächste Übernachtungsmöglichkeit für Campingradler entlang des Weser-Radwegs ist der Campingplatz Fährhaus in Thedinghausen." Thomas Schweder hat allerdings festgestellt, dass derart lange Etappen durchaus an der Tagesordnung sind. "Die meisten fahren schon früh morgens um 7 oder 8 Uhr los und machen dann Tagestörns von 60 bis 100 Kilometern." Sehenswürdigkeiten würden häufig nur aus dem Sattel betrachtet, um die Etappen zu schaffen.

Die wenigen Zeltplätze für Radtouristen stellen für Thomas Schweder, der seinen Platz am Karfreitag, 7. April, für die neue Saison öffnet, das einzige Manko des Radwanderweges dar. Ansonsten hat der Campingplatzbesitzer nur Lob für den Radweg übrig, der fast direkt an seinem Areal vorbei führt. "Die Strecke ist gut ausgebaut und ausgeschildert. Außerdem gibt es viele Sehenswürdigkeiten."  Die meisten Radtouristen, die den direkt an der Weser gelegenen Campingplatz ansteuern, haben ihre Tour bereits im Hann. Münden im Weserbergland begonnen, erfährt Thomas Schweder in Gesprächen mit seinen Gästen.

"Die meisten fahren von der Quelle zur Mündung", bestätigt Tina Tönjes. Von der rund 200.000 bis 250.000 Fahrradfans, die jährlich an den Zählstationen des Radwanderwegs entlang der Weser gemessen werden, schafften es rund drei Viertel auch bis in die Wesermarsch, freut sich die Leiterin der Touristikgemeinschaft Wesermarsch. Wie viele es genau sind, vermag die Fachfrau nicht zu sagen. "Es gibt viele Kleinstvermieter, die nicht in amtliche Statistiken fallen", bedauert Tina Tönjes. "Weil wir keine Kurtaxe erheben, haben wir keinen Überblick."

Eine nicht unbedeutende Anzahl der Radler beende ihre Tour in Bremen, "weil sie da eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr haben", bedauert die Touristikgemeinschaft-Leiterin. Wer die Tour nicht in der Hansestadt abbricht, erreicht über das Ochtumsperrwerk die Wesermarsch. Hier geht es durch Lemwerder, Berne, Elsfleth, Brake, Stadland und Nordenham bis zur Fähre in Blexen. "Es gibt auch noch eine Alternativroute", informiert Tourismusfachfrau Tönjes, "über Butjadingen bis nach Eckwarderhörne. Von dort aus kann man die Fähre nach Wilhelmshaven nehmen und auf dem Nordseeküsten-Radweg weiter fahren."

Dass der Weser-Radweg wiederholt zum beliebtesten Fernradweg gewählt wurde, zeige auch die Qualität des Radfahrens in der Wesermarsch, die als ADFC-Radreiseregion ausgezeichnet ist. „Wir freuen uns über die gute Zusammenarbeit entlang des 520 km langen Weges und der Ausstrahlung auf die Wesermarsch“, betont Tina Tönjes. Die Weser-Radweg-Infozentrale mit Sitz in Hameln stellt für interessierte Radfahrer umfassende Informationen zur Verfügung: Ein kostenfreies Weser-Radweg-Serviceheft mit Kartenausschnitten und Unterkünften, eine eigene Webseite und eine App, mit der die Radtour an der Weser individuell geplant werden kann.

Zur Sache

ADFC-Radreiseanalyse 2023

Eine repräsentative Online-Befragung unter Radfahrern in Deutschland, die von November bis Januar durchgeführt wurde, bildet die Grundlage der ADFC-Radreiseanalyse-Ergebnisse. 12.536 Personen beteiligten sich. Sie haben den Weser-Radweg zum beliebteste Radfernweg in Deutschland 2022 gewählt, gefolgt vom Elberadweg und dem Ostseeküstenradweg.

Als Gründe für ihre Radreise nennen die Teilnehmer der Umfrage Land und Leute kennenzulernen (rund 80 Prozent) und im Urlaub aktiv zu sein (rund 69 Prozent). Umweltfreundlichkeit spielt für 56,4 Prozent eine Rolle. Eine wachsende Anzahl wählt den Radurlaub, da es eine erschwingliche Art des Reisens ist (21 Prozent; 2021 waren es noch 15 Prozent). Neun von zehn Radreisenden organisieren den Urlaub selbst und schätzen flexible und spontane Routenplanung und Unterkunftswahl. Campingplätze werden für Übernachtungen immer beliebter (29 Prozent; gegenüber 20 Prozent im Vorjahr).

Info

Weitere Informationen zum Weser-Radweg sind bei der Weser-Radweg Infozentrale in Hameln unter der Telefonnummer 0 51 51 / 93 00 39 oder im Internet unter www.weserradweg-info.de erhältlich.

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