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Badeseen in der Stadt Warum die Bremer Behörden schon im Mai vor Blaualgen warnen

Wenn im Hochsommer die Wassertemperaturen steigen, entwickeln sich in Badeseen manchmal Blaualgen. In Bremen gibt es Warnungen für zwei Gewässer, dabei hat gerade erst der Mai begonnen. Wie ist das zu erklären?
13.05.2024, 05:00 Uhr
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Warum die Bremer Behörden schon im Mai vor Blaualgen warnen
Von Björn Struß
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Die sommerlichen Temperaturen haben am Wochenende viele Menschen in Bremen an Weser, Werdersee und andere Gewässer gelockt. Der Sprung ins Wasser blieb ein Fall für „Hartgesottene", die sich von den kalten Wassertemperaturen nicht abschrecken lassen. In Bremen-Nord erleben Badefreunde allerdings ihr „blaues Wunder“: Für den Grambker See und den Sportparksee Grambke warnt das Umweltressort vor Blaualgen. Ende April gab es eine solche Warnung bereits für den Unisee. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist das relativ früh. Meistens treten die Probleme erst im Hochsommer auf, wenn hohe Wassertemperaturen das Wachstum der Blaualgen begünstigen.

Wie ist grundsätzlich die Qualität der Badeseen?

An den zehn Badeseen und der Weser-Badestelle Café Sand misst das Umweltressort regelmäßig die Wasserqualität. Aus den Werten von vier Jahren hat die Behörde im vergangenen Jahr eine Übersicht erstellt. Am Café Sand und in vier weiteren Badeseen ist das Wasser „ausgezeichnet“. Fünf Seen erhalten das Prädikat „gut“. Aber auch im Achterdieksee ist die Wasserqualität noch immer „ausreichend“, um dort zu baden.

Warum sind Blaualgen gefährlich?

Bei Blaualgen handelt es sich um Cyanobakterien, von denen es mehr als 1000 Arten gibt. Sie färben das Wasser in Blau- und Grüntöne, manchmal bilden sich Wasserblüten oder Flocken, es kann auch zu einem muffigen Geruch kommen. „Bei einigen Menschen können nach dem Kontakt Hautreizungen auftreten“, erläutert Gewässerexperte Tim Epe vom Institut Dr. Nowak aus Ottersberg. Epe weiter: „Es sollte unbedingt vermieden werden, größere Mengen zu schlucken.“ Gefährdet seien deshalb insbesondere spielende Kleinkinder. Wird belastetes Wasser verschluckt, kann Durchfall die Folge sein. Auch Atemwegserkrankungen sind laut Bremer Gesundheitsamt möglich.

Unter welchen Bedingungen entwickeln sich Blaualgen?

Laut Gewässerexperte Epe brauchen die Bakterien Nährstoffe wie Phosphat, Stickstoff, Nitrat und Ammonium, um zu wachsen. Diese können über natürliche Wege ins Wasser gelangen, wenn etwa Karpfen oder andere Tiere den Boden aufwühlen. „Die Nährstoffe können aber auch aus der Landwirtschaft kommen. Oder von Badegästen, die keine Toilette aufsuchen wollen“, erklärt Epe. Das Wachstum von Blaualgen sei von vielen Faktoren und den individuellen Gegebenheiten der Gewässer abhängig.

Sind Blaualgen im Mai etwas Ungewöhnliches?

Bisher lautet der wissenschaftliche Tenor, dass Wassertemperaturen von mehr als 25 Grad das Wachstum der Cyanobakterien begünstigen. Im Februar 2023 veröffentlichte ein Forschungsnetzwerk, an dem unter anderem das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei mit Sitz in Berlin beteiligt war, allerdings neue Erkenntnisse. Die Wissenschaftler zeigten auf, dass die Bakterien auch in Seen mit einer Temperatur von weniger als 15 Grad entstehen können, sogar unter einer Eisschicht.

Für Experte Epe kann der Klimawandel dazu führen, dass es eher und häufiger zu Blaualgen-Problemen kommt: „In den milderen Wintern bleiben mehr Nährstoffe im Wasser gelöst und sind dann im Sommer für die Bakterien schneller verfügbar.“

Wie werden Badegäste gewarnt?

An betroffenen Badestellen warnen Schilder der Umwelt- und Gesundheitsbehörde vor einem Betreten der Gewässer. Informationen finden Badegäste auch online auf umwelt.bremen.de/umwelt/wasser/baden-in-bremen-23513. Zudem gibt es einen telefonischen Ansagedienst, der unter 0421/3615500 zu erreichen ist.

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Sorgenkind Otterstedter See

Im niedersächsischen Umland hat sich unter den Badeseen der Otterstedter See im Landkreis Verden in den vergangenen Jahren zu einem Sorgenkind entwickelt. Immer wieder müssen die Behörden vor Blaualgen warnen und manchmal das Baden sogar verbieten. Anfang der 2000er-Jahre gab es die ersten Befunde.

Mit dem Stoff Bentophos, der auch als Phoslock bekannt ist, gelang es den Behörden, das Problem zunächst in den Griff zu bekommen. Der Stoff kann in Gewässern Phosphat binden und entzieht den Bakterien somit einen wichtigen Nährstoff. Vor ein paar Jahren kam das Blaualgen-Problem allerdings zurück, die erneute Eingabe von Bentophos half nicht.

Deshalb hat der Flecken Ottersberg das Institut Dr. Nowak beauftragt, den See genau zu untersuchen. Fachliche Unterstützung erhält das Projekt vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, welches auch 90 Prozent der Kosten übernimmt. In diesem Jahr soll eine Endauswertung der Ergebnisse vorliegen.

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