Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Ärztenetzwerk Long Covid: Mehr als 100 Bremer an Spezialisten vermittelt

Laut Schätzungen leiden bis zu zehn Prozent der Corona-Erkrankten an Long Covid. Hier lesen Sie, wie ein Ärztenetzwerk In Bremen Betroffenen hilft.
17.04.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Long Covid: Mehr als 100 Bremer an Spezialisten vermittelt
Von Sabine Doll
Inhaltsverzeichnis

Die letzten Corona-Maßnahmen sind ausgelaufen, die Pandemie ist für beendet erklärt. Für viele Menschen, die eine Infektion überstanden haben, ist Corona dagegen noch nicht vorbei. Sie leiden an Spät- und Langzeitfolgen wie Erschöpfung, Schmerzen, Konzentrationsstörungen, Atemnot oder Herzrasen – teilweise über Wochen oder Monate hinweg. 

Seit Mitte Januar gibt es in Bremen ein Ärztenetzwerk für Post- oder Long Covid – welche Hilfe bekommen Betroffene?

Dem Netzwerk gehören Herzspezialisten, Lungenfachärzte, Neurologen oder Psychotherapeuten an. Sie bieten beim Verdacht auf Long- oder Post Covid spezielle Termine an. „Voraussetzung ist, dass ein Haus- oder Kinderarzt eine entsprechende Verdachtsdiagnose stellt“, teilt die Kassenärztliche Vereinigung Bremen (KV) auf Anfrage des WESER-KURIER mit.

Sollte sich der Verdacht bestätigen beziehungsweise ein Spezialist zur weiteren Abklärung und Untersuchung hinzugezogen werden, wird an die Fachärzte weitergeleitet. Die Vermittlung läuft über die Terminservicestelle der KV. Von Long Covid ist die Rede, wenn vier Wochen nach der Ansteckung noch Krankheitsanzeichen auftreten. Von Post Covid spricht man, wenn nach zwölf Wochen Symptome bestehen oder andere neue Beschwerden auftreten.

Wie viele Bremerinnen und Bremer wurden an Spezialisten vermittelt?

„Seit dem 16. Januar haben wir 134 Terminanfragen bearbeitet und 107 Patienten bereits an einen Spezialisten aus dem Behandlernetzwerk vermittelt“, sagt KV-Sprecher Christoph Fox. Am häufigsten wurden Termine bei Lungenfachärzten (40), Neurologen (25) und Kardiologen (23) vermittelt.

Wie bewerten die Bremer Long-Covid-Spezialisten die Lage für die Betroffenen?

„Die Intention war, dass es mit dem Netzwerk eine Struktur gibt, um Patienten mit Long-Covid-Verdacht gut versorgen zu können, damit sie nicht zwischen die Stühle fallen. Diese Struktur haben wir nun, auch wenn es etwas länger gedauert hat“, sagt der Bremer Lungenfacharzt Marcus Berkefeld, einer der Initiatoren des Netzwerks. Wichtigste Voraussetzung sei eine sorgfältige Diagnostik.

In seine Praxis kämen Patienten oft mit Atembeschwerden, Husten und deutlichen Belastungsproblemen. Fast alle hätten zudem eine Fatigue-Symptomatik, litten unter körperlicher und mentaler Erschöpfung. „Aktuell kommen über das Netzwerk vor allem Menschen zwischen 20 und 50 Jahren. Die Einschränkungen, die die Lunge betreffen, sind glücklicherweise meistens nicht schwerwiegend. Aber es gibt auch gravierende Befunde“, betont der Arzt. Davon seien überwiegend ältere Menschen betroffen, oft mit Vorerkrankungen, und Patienten, die sich mit der Delta-Variante angesteckt hätten.

Diese Beobachtung macht auch der Obmann der Bremer Lungenfachärzte, Felix Haupt. „Die Omikron-Variante scheint die Lunge weniger anzugreifen als Delta.“ Bei einer Fatigue-Symptomatik würden die Patienten an Neurologen oder auch Psychotherapeuten, bei Herzbeschwerden an Kardiologen weitergeleitet.

Lesen Sie auch

Wie wird behandelt?

„Haben wir es mit klaren Lungenbefunden zu tun, können wir entsprechend behandeln oder für eine stationäre Therapie und weitere Diagnostik an Kliniken überweisen“, sagt Berkefeld. Bei Atembeschwerden habe sich zudem gezeigt, dass etwa neben Medikamenten auch eine Atemtherapie gut helfen könne. „Die Verzweiflung ist ein wenig, dass es noch kein universelles Mittel gibt, das man verabreichen könnte“, betont Haupt. „Die Symptome, die nach einer Corona-Infektion auftreten können, sind sehr vielfältig, daher ist der Weg für die Patienten oft nicht so geradlinig. Wichtigste Voraussetzung ist eine sorgfältige Diagnostik.“

Kann man sich vor Long Covid schützen?

Eine Studie aus Großbritannien zeigt, wer ein besonders hohes Risiko hat – und wie man sich bis zu einem gewissen Grad schützen kann. Die Untersuchung mit Daten von insgesamt 860.800 Patienten aus 41 Studien wurde im März in dem Fachmagazin „Jama Internal Medicine“ veröffentlicht. Demnach senkt die Corona-Impfung das Risiko für Long Covid um 40 Prozent – sofern die Betroffenen zwei Impfdosen erhalten haben.

Die Forscher konnten mehrere Faktoren herausfiltern, die das Risiko für Long Covid offenbar steigern. Dazu zählen Übergewicht und Rauchen, auch Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Depressionen gingen häufiger mit Long Covid einher. Weitere Risikofaktoren seien das weibliche Geschlecht sowie ein Lebensalter ab 40 Jahren. Und: Patienten, die mit Covid-19 stationär behandelt werden mussten, bekamen häufiger die Diagnose Long Covid.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)