Der neue Weltglücksbericht beweist es: Die Finnen sind das glücklichste Volk der Welt. Gleichzeitig existieren mehrere Millionen Saunen in Finnland – gibt es da vielleicht einen Zusammenhang zwischen dem Glück und dem Schwitzen?
Wenn man Anna Rasmus und Sergejs Bartuss danach fragen würde, käme umgehend ein entschiedenes „Ja“ zur Antwort. Und auch, wenn die Betreiber der Firma Relax-Trailer nicht aus Finnland, sondern aus Lettland stammen – Anna Rasmus meint: „Das kann man sich gar nicht vorstellen, wie kann man sich ohne Sauna entspannen?“
Diese Entspannung kann die Kundschaft bei den Beiden entweder käuflich erwerben oder auch mieten: Auf dem großen Areal am Rodendamm in Brinkum stehen Saunen und Badefässer in verschiedenen Größen, aber auch Minicamper, also kleine Wohnwagen für zwei Personen. „Mit Vorzelt, Solaranlage und Stauraum“, sagt Bartuss. Hinter der Heckklappe gibt es neben weiterem Stauraum und einem Kühlschrank einen Gaskocher, eine Spüle und ein ausziehbares Schneidebrett. „550 Kilogramm schwer und alles Handarbeit“, sagt er, „und wenn der Hersteller in Lettland solch einen Wagen baut, dann pflanzt er anschließend aus Gründen der Nachhaltigkeit eine Birke.“
Profiteure der Pandemie
Kleine Wohnwagen sind aber nur ein Teil des Firmengeschäfts, wesentlich mehr Raum nehmen bei Relax-Trailer die Dinge ein, die wohlige Wärme und brütende Hitze spenden: „2017 hatte ich keine eigene Sauna und besaß deshalb eine mobile Sauna“, erinnert er sich. „Damals habe ich bei einem Anhängerverleih gearbeitet und die Sauna stand am Eingang. Die Kunden haben dann diverse Male gefragt, was das sei und dann habe ich sie vermietet.“ Es dauerte nicht lange und er hat an einem anderen Standort in Achim etwa 15 Saunen verliehen. „Besonders zu Zeiten von Corona lief es gut“, sagt Bartuss. Und zur Vermietung gesellte sich der Verkauf: „Und jetzt haben wir fünf Saunen, zwei Badefässer und eine Kombination aus Badefass und Sauna für den Verleih, sonst haben wir nur noch den Verkauf.“

Anna Rasmus und Sergejs Bartuss vom Unternehmen Relax-Trailer in Brinkum.
Der Verleih eines Badefasses ist nur in Verbindung mit einer Holzheizung möglich. „Strom beim Badefass wäre nicht bezahlbar“, sagt er. Mit Holz sei das Fass innerhalb von zwei Stunden warm. Ein Badefass beinhaltet außerdem ein Luftmassagesystem, Beleuchtung und ist mitunter mit Bluetooth für die ganz persönliche Wassermusik ausgestattet. Die Fässer mitsamt Holz werden gleich auf Anhängern stehend vermietet und auch die Kombination von Bade- und Saunafass auf einem Anhänger ist möglich.
Komfort findet der Saunist auch in den verschiedenen Saunen, die sich auf dem Firmengelände präsentieren: Da gibt es zum Beispiel das klassische Saunafass aus Fichte oder Thermoholz mit Holz- oder Elektroofen, es gibt aber auch Saunen, die zwar noch das „Fass“ im Namen tragen, sich aber schon fast in Richtung „kleines Ferienhaus“ begeben: „Man kann sogar den Elektroofen mit dem Handy steuern“, sagt Bartuss. So kann die Sauna beispielsweise schon heißgelaufen sein, wenn der Saunafan, von der Arbeit kommend, den schweißtreibenden Ort betritt. „Die Sauna kann in jeder Farbe bestellt werden, sie wird individuell gebaut und es gibt dadurch keine zwei gleichen Saunen“, sagt er. Anna Rasmus ergänzt: „Wir legen viel Wert auf Qualität. Es nützt nichts, schlecht Verarbeitetes zu verkaufen, um dann später Ärger zu bekommen.“
Fässer zum Saunieren und Schlafen
Das „kleine Ferienhaus“ ist übrigens auch durchaus wörtlich zu nehmen: Für Campingplatzbetreiber zum Beispiel gibt es Schlaffässer mit zwei bis vier Betten, Küche sowie Bad und WC. Andere Ausführungen haben Stockbetten für Kinder im Repertoire, wieder andere Schlaffässer überraschen mit einem breiten Bett, einer Sitzecke oder ebenfalls mit einer Sauna: Zwei Personen können auf hölzernen Liegestühlen Platz nehmen und durch ein Panoramafenster die etwaige Landschaft betrachten.
Das ist übrigens auch in einer Spiegelsauna möglich, in der bis zu acht Personen um den Saunaofen sitzen und rundherum die Natur, den heimischen Garten oder das geschäftige Treiben auf dem Fußweg vor dem Haus betrachten können, ohne selbst gesehen zu werden: Die Verspiegelung macht es möglich. Und unter der Decke verströmen Wacholderhölzer ihren Duft.
„Wir haben wirklich einen sehr entspannten Beruf“, sagt Rasmus, „und auch die Kunden sind entspannt, wenn sie wieder gehen.“ Die Kundschaft, das seien überwiegend Menschen mit Gärten, sagt sie, „doch wir haben auch schon an Kunden in Mehrfamilienhäusern vermietet, da haben sie dann auf der Straße sauniert. Das passiert aber nicht so häufig.“ Was aber in der Tat häufig passiere: „Oft wollen die Menschen das Badefass besitzen, wenn sie es vorher gemietet haben.“
Ein Leben ohne Badefass scheint demnach möglich, jedoch für so manch einen Menschen sinnlos, und für Anna Rasmus und Sergejs Bartuss erscheint ein Leben ohne Sauna ebenso fragwürdig: „Es ist die Zeit, die man sich zum Entspannen nimmt. Sauna ist ein Ritual: Saunen, duschen und vorbereiten für den nächsten Saunagang. Und im Sommer schwitzt man auch nicht so viel, wenn man eine Sauna nutzt“, sagt Rasmus. In der Sauna denke man an nichts anderes als an das Saunieren. "Egal, welche Probleme man hat, die werden dann vergessen. Auch, wenn es nur für kurze Zeit ist.“ Und auch Bartuss meint: „Es ist die Entspannung danach. Danach kann ich besser schlafen und ich habe keine Schmerzen. Und beim Badefass werde ich auch noch massiert.“