Seit drei Wochen legt Barbara Schweder den Lappen kaum aus der Hand. Sie putzt und putzt und putzt. Fensterscheiben, Geschirr, Regale. Ehemann Thomas hat in der Zeit Stromkästen aufgehängt, Elektroanschlüsse gelegt, Wasserhähne angeschraubt und Toiletten installiert. Die Berner betreiben auf der Juliusplate, direkt an der Weser, einen Campingplatz. Und der startet am Karfreitag, 7. April, in die Saison 2023. Auf die letzten Tage ist immer noch viel zu tun.

Barbara Schweder verpasst den Mietwohnwagen den letzten Schliff.
"Die Dauercamper scharren schon mit den Hufen", sagt Thomas Schweder. Kaum hat er den Satz ausgesprochen, spazieren Sigrid und Lothar Tüllmann um die Ecke. Seit 30 Jahren verbringt das Ehepaar aus dem nordrhein-westfälischen Solingen jede freie Minute auf dem Campingplatz in Berne. "Bis Freitag sind wir bei den Kindern. Die wohnen hier um die Ecke", erzählt der ehemaligen Berufskraftfahrer.
Doch sobald Barbara und Thomas Schweder die Schranke an der Rezeption am Freitagmorgen heben, werden die Rentner ihren Wohnwagen samt Vorzelt auf Stellplatz Nr. 1 aufbauen. Einem ganz besonderen Stellplatz. "Unser Wohnwagen steht in Niedersachsen, das Vorzelt in Bremen", sagt Lothar Tüllmann mit einem Grinsen. Die Ländergrenze verläuft mitten durch Schweders Campingplatz. Bis September werden die Tüllmanns auf dem Baum bestandenen Kleinod an der Weser bleiben.
Die Gäste aus Solingen belegen einen von insgesamt 130 Dauercamperplätzen. Sie sind es, die den Schweders in der Corona-Zeit das Überleben gesichert hatten. "Die Dauercamper haben alle zu uns gehalten", sagt Thomas Schweder dankbar. "Das war unser großer Rückhalt."
Im Sommer 20128 hatten Barbara und Thomas Schweder den Campingplatz Juliusplate von Familie Brammer übernommen. 2019 den Eingangsbereich neu gestaltet. "Dann kam Corona – und die Angst, dass wir gleich wieder dichtmachen können", erinnert sich Thomas Schweder. Er und seine Ehefrau mussten kämpfen, um sich ihren Lebenstraum, den eigenen Campingplatz, zu erhalten.
Mit dem Gesundheitsamt in Brake handelten sie aus, dass zumindest die Dauercamper tagsüber bis 20 Uhr kommen durften. "Wir mussten Impfausweise kontrollieren und nachweisen, dass sich die Gäste dreimal pro Woche testen lassen", berichtet der Campingwart. Vom Testzentrum am Edeka-Markt in Berne erhielt der Campingplatz ungezählte Anmeldebögen und eine feste Zeit, zu der sich die Platzgäste bevorzugt testen lassen konnten.

Bevor am Karfreitag die Saison 2023 richter Thomas Schweder die Stromanschlüsse ein
Wenn der Campingplatz Juliusplate am Freitag in die neue Saison startet, ist die Corona-Pandemie kein Thema mehr. "Die Beschränkungen sind alle aufgehoben worden", freut sich Thomas Schweder. Er rechnet gleich zu Beginn mit einem ordentlichen Andrang. Schweder tippt, "dass 70 Prozent der Dauercamper anreisen." Außerdem rechnet er damit, dass rund 30 der 60 Touristenplätze am Osterwochenende mit Wohnmobil oder Wohnwagen belegt sein werden. "Sogar ein Zeltler kommt", stellt der Campingplatzbesitzer aufgrund des noch herrschenden Nachtfrosts ungläubig fest. Insgesamt stehen 40 Zeltplätze zur Verfügung.
In einem Busch vor der Rezeption hängen bunte Ostereier. Die Wege auf dem Platz sind frisch geschottert. Rund 30 Tonnen des feinen Gesteins haben Schweders verarbeitet. Links und rechts der Wege breiten sich noch Grünflächen aus. Die zwei nagelneuen Mietwohnwagen wirken noch ein wenig verloren.
Die erste Hälfte des parkähnlichen Platzes ist bereits gemäht, die zweite Hälfte folgt ebenfalls noch vor Freitag. "Im Moment ist noch alles frei. Da können wir überall mit dem Mäher langfahren", sagt Thomas Schweder. "In der Saison halten die Dauercamper ihre Plätze dann selber sauber."
Angebote für Radler und Kanuten
Dauercamper wie Kurzzeitgäste können sich auf dem Campingplatz an Deutschlands beliebtesten Fernradweg, dem Weser-Radweg, in dieser Saison auf zwei Neuerungen freuen. "Wir haben vor, in einem wetterfesten Schrank eine Akku-Ladestation zu errichten", blickt Schweder voraus. Mit der Station wollen die Platzbesitzer auf den steigenden Anteil an Gästen reagieren, die E-Bike fahren. "Das ist wie eine Messe hier", sagt Schweder.
Kommen wird zudem ein Kanu-Verleih. Dieser richtet sich nicht nur an die Gäste des Platzes. Auch andere Touristen und Einheimische sollen ab Ende April von der Juliusplate aus ins Wasser stechen können.
Natürlich freuen sich die Schweders über alle Gäste. Aber die ein oder andere Gruppe übt auch auf die erfahrenen Gastgeber noch einen besonderen Charme aus. Barbara Schweder freut sich besonders über die Jugendgruppen des Vereins Natur-Kultur, der im Rahmen des EU-Programms "Erasmus+" im Juli wieder einen Workshop zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf der Juliusplate anbieten wird.
Und Thomas Schweder ist schon gespannt, welche neuen Automodelle er zu Gesicht bekommen wird, wenn eine Gruppe sogenannter Microcamper vorfährt. "Es ist ganz schön putzig, was man da alles an Ausbauten sieht. Zum Beispiel einen VW Polo Fox. Man kann kaum glauben, dass so viel in so ein kleines Auto passt." Ab Freitag werden sie sich alle wieder ein Stelldichein auf der Juliusplate geben.