Der Verkauf des Deutschlandtickets hat begonnen: Seit Montagmorgen bieten auch die Verkehrsunternehmen in Bremen und Niedersachsen das bundesweit gültige Ticket an. Für 49 Euro monatlich können die Kunden vom 1. Mai an alle Busse, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen des Nahverkehrs sowie Nah- und Regionalverkehrszüge in Deutschland nutzen. Anders als das Neun-Euro-Ticket, das im vergangenen Sommer angeboten wurde, ist das 49-Euro-Ticket ein Abonnement – es verlängert sich jeden Monat automatisch, wenn der Inhaber nicht rechtzeitig kündigt.
Wie groß war die Nachfrage zum Verkaufsstart?
Am Montagvormittag bildeten sich im BSAG-Kundencenter am Hauptbahnhof zeitweise Schlangen, was allerdings zum Monatsbeginn nicht ungewöhnlich sei, sagt Unternehmenssprecher Andreas Holling. Ohnehin geht das Deutschlandticket als digitales Angebot in den Verkauf: Papierausdrucke stellt die BSAG laut eigener Aussage nicht bereit – einige andere Verkehrsunternehmen machen das zumindest übergangsweise. Bis Montagabend verkaufte die BSAG das neue Abo nach eigenen Angaben 4900 Mal. Diejenigen, die wegen des Deutschlandtickets die Kundencenter besuchten, hätten sich vor allem informieren wollen, sagt Holling. Die Deutsche Bahn (DB) verzeichnete einer Sprecherin zufolge am Montagvormittag doppelt so viele Zugriffe auf die digitalen Verkaufskanäle wie üblich.
Welche Verkaufszahlen erwarten die Verkehrsunternehmen?
Konkrete Prognosen will die BSAG vorerst nicht treffen. Man müsse die Entwicklungen der nächsten Tage abwarten, sagt Holling. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) prognostiziert, dass sich deutschlandweit von den aktuell etwa zwölf bis 14 Millionen Abonnenten im ÖPNV rund elf Millionen künftig für das Deutschlandticket entscheiden werden. Zudem rechnet der Verband mit 5,6 Millionen potenziellen Neukunden.
Spielt es eine Rolle, wo das Ticket gekauft wird?
Für die ÖPNV-Kunden ist es egal, wo sie das 49-Euro-Ticket kaufen – die Leistungen und Bedingungen gelten unabhängig vom Anbieter. Die regionalen Verkehrsunternehmen sind allerdings daran interessiert, dass die Menschen das Deutschlandticket bei ihnen erwerben. Wenn zum Beispiel die Hälfte der bisherigen BSAG-Abo-Kunden ihr Ticket kündigen und stattdessen ein 49-Euro-Ticket bei der Deutschen Bahn kaufen würde, wäre das zumindest vorläufig mit Einnahmeverlusten für die BSAG verbunden. Das Geld ginge zunächst an die DB, obwohl die Menschen weiterhin die Busse und Bahnen in Bremen nutzten.
Wie funktioniert die Umverteilung?
Langfristig werden die Ticketerlöse im öffentlichen Nahverkehr ausgeglichen – das gilt bislang und auch zukünftig für das Deutschlandticket. Die Einnahmen werden gesammelt und nach einem bestimmten Schlüssel an die Verkehrsunternehmen ausgeschüttet. Diese Umverteilung dauere aber eine ganze Weile, sagt BSAG-Sprecher Andreas Holling. Das Geld stehe so lange nicht für laufende Betriebskosten zu Verfügung. Auch Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) wirbt dafür, das Ticket regional zu kaufen, damit "das Geld in der Region bleibt und nicht erst später über die Bundesmittel ausgezahlt wird".
Welche Finanzierungsfragen sind noch offen?
Bislang ist unklar, wie die Einnahmenverteilung für das 49-Euro-Ticket funktionieren soll. Eine Neuregelung halten viele Experten für notwendig. "Dabei ist es technisch nicht denkbar, alle Beteiligten so zu stellen wie zuvor – es wird zwingend Gewinner und Verlierer geben", schreiben Felix Berschin und Christian Böttger in einem aktuellen Beitrag für die Fachzeitschrift "Wirtschaftsdienst". Grundsätzlich wird über die langfristige Finanzierung des 49-Euro-Tickets kontrovers diskutiert. Der Bund will vorerst von 2023 bis 2025 je 1,5 Milliarden Euro bereitstellen, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsanbietern zur Hälfte auszugleichen. Die andere Hälfte sollen die Länder übernehmen. Ob diese Sicherheiten ausreichen und was nach dem Jahr 2025 passiert, ist offen.