Es ist Frühsommer und die Pflanzen im Garten, auf der Terrasse und dem Balkon zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Wenn da nur nicht das Unkraut wäre, das ebenfalls üppig sprießt. Unkrautbehandlungen stehen bei Hobbygärtnern aktuell ganz oben auf der To-do-Liste. Damit die grüne Oase optimal gedeihen kann, ist es wichtig, Unkraut frühzeitig zu erkennen und nachhaltig zu entfernen. Methoden dafür gibt es viele. Doch welche eignen sich am besten Giersch, Quecke oder Löwenzahn loszuwerden, ohne der Umwelt zu schaden, und was muss man dabei beachten?
Welche Pflanzen gelten überhaupt als Unkraut?
Das kommt ganz darauf an, von welcher Perspektive aus man diese Frage betrachtet, denn der Begriff Unkraut bezieht sich nicht auf eine bestimmte Pflanzenart. Was die einen als störend oder unansehnlich empfinden, nutzen andere als Heilkraut, weshalb mitunter auch von Wildkraut oder Beikraut die Rede ist. Unkraut ist also vielmehr die Bezeichnung für Pflanzen, die aus Sicht des jeweiligen Besitzers am falschen Ort im Garten, Hof oder Rasen wachsen, weil sie den tatsächlichen Kulturpflanzen Raum, Licht, Wasser und Nährstoffe nehmen. Außerdem können an Unkraut Schädlinge gedeihen, die dann auf die eigentlichen Garten- oder Terrassenpflanzen übergehen. Grob lässt sich Unkraut in zwei Kategorien einteilen: in Wurzelunkraut (Giersch und Quecke) und Samenunkraut (Löwenzahn und Vogelmiere).
Wie erkennt man Unkraut?
Wenn Garten oder Terrassenbepflanzungen im Frühjahr förmlich explodieren, ist es gerade für Laien nicht immer einfach, tatsächliches Unkraut auszumachen. Regina Fischer vom Industrieverband Agrar hat hierfür einen Tipp: „Gartenneulinge pflanzen im Beet am besten nur wenige unterschiedliche Pflanzen an. So können sie gut im Blick behalten, was sie selbst gepflanzt haben und was ungewollt dazukommt.“ Im Zweifel können Hobbygärtner den Pflanzen bis zur ersten Blüte freien Lauf lassen. Spätestens dann lassen sich unerwünschte Gäste leicht erkennen.
Welche Methoden sind am effektivsten?
Es ist aufwendig, es kann in die Knie und in den Rücken gehen, ist nach Meinung vieler Experten aber die einzig wirklich effektive Methode: "Zupfen und Jäten bleiben die Maßnahme Nummer eins", sagt der Bremer Landschaftsgärtner Thomas Westendorf. Beim Jäten wird die Pflanze samt Wurzel aus dem Boden gezogen. Dafür sollte der Untergrund humusreich und entsprechend locker sein. Ein Unkrautstecher kann helfen, die Wurzeln vollständig zu entfernen. Unkraut in Pflasterfugen werden Sie mit einem Fugenkratzer oder einem alten Küchenmesser mit einer schmalen Klinge los.
Als alternative Methode kann auch das Hacken helfen. Allerdings besteht hier oft das Risiko, dass die Wurzel teilweise in der Erde verbleibt und das Unkraut bei nächster Gelegenheit wieder austreibt. "Am besten ist es, einmal gründlich alles Unkraut mit der Wurzel zu entfernen, danach reicht es erst mal, wenn man zwei Mal in der Woche grob durchhackt", rät Westendorf. "Das Wichtigste ist, dass man am Ball bleibt. Sonst hat man im Garten verloren."
Was ist mit Hausmitteln wie Essig und Salz?
Viele Menschen schwören auf Salz und Essig als Unkrautvernichtungsmittel. Davon sollten Sie aber die Finger lassen, denn der Einsatz dieser Hausmittel für diesen Zweck ist gesetzlich verboten. Essig und Salz fallen offiziell unter die nicht erlaubten Pflanzenschutzmittel. Hintergrund ist, dass die Konzentration der Substanzen im Boden sehr hoch wird und nicht in einem akzeptablen Zeitraum abgebaut werden kann. Boden, Pflanzen und Insekten würden auf Dauer durch die aggressiven Essenzen belastet. Darüber hinaus beeinflussen die beiden Hausmittel den pH-Wert des Bodens negativ. Verstöße gegen das Pflanzenschutzgesetz können mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro geahndet werden.
Ungesalzenes Kartoffelwasser ist dagegen ein erlaubtes Hausmittel. Nudel- und Reiswasser haben dieselbe Wirkung. Das Kochwasser enthält viel Stärke, die die Poren der Pflanzen verstopft. Zusätzlich schadet die Hitze den Gewächsen. Die Pflanzen sterben ab.
Ist der Einsatz von Herbiziden grundsätzlich verboten?
Experten raten zumindest davon ab, denn viele Pflanzenschutzmittel schaden der Umwelt. Oftmals unterscheiden die Mittel nicht zwischen Unkräutern und Kulturpflanzen. Auch liebevoll gehegte Zierpflanzen können so unter ihnen leiden. Nach Angaben des Umweltbundesamtes dürfen Herbizide grundsätzlich nicht auf befestigten Flächen (Terrassen, Wege, Hofflächen, Garageneinfahrten) angewendet werden.
Wer glaubt, ohne Pflanzenschutzmittel nicht zurechtzukommen, sollte beim Kauf auf einigermaßen umweltverträgliche Produkte achten, zum Beispiel Essigsäure oder Pelargonsäure. Diese sind weniger umweltschädlich als andere Herbizide. Doch Obacht: Herbizide sind im Hausgarten nur für einige wenige Einsatzgebiete erlaubt, etwa zwischen Stauden und Gehölzen. "Ich würde in solchen Fällen grundsätzlich empfehlen, sich im Fachgeschäft gründlich beraten zu lassen", sagt Landschaftsgärtner Westendorf.
Wie kann man Unkraut vorbeugen?
Unter Bäumen, Rosen und Sträuchern ist Rindenmulch oder Mulchkompost eine bewährte Problemlösung. Bereits eine fünf bis zehn Zentimeter dicke Schicht lässt aufkeimendem Unkraut kaum eine Chance. Wächst doch etwas durch, dann lässt es sich leicht auszupfen, weil die Wurzeln nur schlecht Halt finden. Idealerweise kann dafür der Rasenschnitt vom Mähen genommen werden. Geeignet und nachhaltig sind aber auch andere organische Abfälle wie Heckenschnitt oder Laub aus dem eigenen Garten, sagt Hartmut Clemen, Leiter des Beratungszentrums Floratrium, des Lehrgartens beim Landesverband der Gartenfreunde. Nicht zuletzt empfehlen Experten, befestigte Flächen und Wege regelmäßig zu fegen. Damit wird das Unkraut quasi schon im Keim erstickt.

Hartmut Clemen, Leiter des Beratungszentrums Floratrium.
Gibt es auch nützliche Unkräuter?
Viele Unkräuter haben praktischen Nutzen – für das Ökosystem, aber auch den Gärtner. Die Blüten vieler Unkräuter, wie zum Beispiel die vom Kriechenden Fünffingerkraut, sind reinste Bienenweiden und die Pflanzen selbst oft Nahrungspflanzen für Schmetterlingsraupen. Tagpfauenaugen findet jeder schön – die Raupen sind aber auf Gedeih und Verderb auf Brennnesseln angewiesen. Andere Pflanzen mögen sie nicht. Löwenzahn und Giersch stecken wie auch Bärenklau voller Vitamine und Mineralien, die Wurzeln von Löwenzahn kann man sogar als Kaffee-Ersatz nehmen. Vogelmiere und Sauerampfer zum Beispiel helfen, der Frühjahrsmüdigkeit entgegenzuwirken.
Die Bremer Volkshochschule hat zuletzt in Kooperation mit dem Naturschutzbund (Nabu) Touren angeboten, bei denen Teilnehmer mehr über nützliche und essbare Unkräuter erfahren können. "Es findet heute ein Umdenken statt, gerade bei der jüngeren Generation", sagt Clemen. "Während früher alles schön geordnet und sauber sein musste, besinnen sich nun viele auf das naturnahe Gärtnern, in dem auch ein bisschen Platz für Chaos sein darf."