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Bahnhof in Berne Bahn plant Barrierefreiheit abzubauen

Berne. Die Deutsche Bahn (DB) Station & Service AG hat den Berner Bahnhof im Visier. Sie will dort eine wesentliche Veränderung vornehmen. Der mittlere Bahnsteig soll zurückgebaut, ein neuer auf der Seite der Reithalle angelegt werden.
27.09.2011, 05:00 Uhr
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Von Hannelore Johannesdotter

Berne. Die Deutsche Bahn (DB) Station & Service AG hat den Berner Bahnhof im Visier. Sie will dort eine wesentliche Veränderung vornehmen. Der mittlere Bahnsteig soll zurückgebaut, ein neuer auf der Seite der Reithalle angelegt werden.

Statt ihn durch Querung der Gleise zu erreichen, soll eine hohe Brücke über die Gleisanlagen errichtet werden. Für alle Nutzer mit körperlichen Beeinträchtigungen oder junge Mütter mit Kinderwagen ein unüberwindbares Hindernis.

Mit dieser Thematik werden sich die gemeinsam tagenden Ausschüsse für Gemeindeentwicklung und Wirtschaft sowie Finanzen und Beteiligungen am heutigen Dienstag, 27. September, ab 18 Uhr in öffentlicher Sitzung in der Oberschule Berne beschäftigen. Die Gemeinde ist von dem zuständigen Planungsbüro zu einer Stellungnahme aufgefordert worden und hat diese bereits fristgerecht abgegeben. In ihrem Schreiben erhebt die Gemeinde Berne zunächst keine Bedenken gegen die Aufhebung des mittleren Bahnsteiges und die Neuanlage eines Bahnsteiges im nordwestlichen Bereich der Gleisanlagen. Laut Entwurf des mit der Deutschen Bahn kooperierenden Planungsunternehmens Pöyry Infra Traffic sollen die Bahnsteige von 38 auf 76 Zentimeter erhöht werden, damit ein einfacheres Einsteigen in die Züge vor allem für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen möglich wird. "Diese Veränderung wird auch in anderen Städten durchgeführt und macht vollkommen Sinn", sagt Michael Heibült, Fachbereichsleiter Bau und Bürgerdienste der Gemeinde Berne.

Zugang nur über Treppe

Erhebliche Bedenken äußert die Berner Gemeindeverwaltung jedoch gegen den Abbau der Barrierefreiheit. Denn die Fußgängerbrücke wird nur über eine Treppe zu erreichen sein. Alle Menschen mit körperlichen Einschränkungen, Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer sowie Familien mit Kleinkindern in Kinderwagen werden künftig von der Nutzung des neuen Bahnsteiges abgeschnitten. "Wir haben in freundlichem Ton angemerkt, dass wir mit der Lösung nicht einverstanden sind", so Michael Heibült. Vor allem sei es absurd und unbefriedigend, die Bahnsteige für mobilitätsbeeinträchtigte Personen vom Zug aus zugänglich zu machen, "jedoch zu verhindern, dass Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen dann nicht vom Gleis wieder runterkommen", so Heibült. Das Bauamt der Gemeinde Berne macht zudem geltend, dass der Bahnhof erst vor wenigen Jahren mit erheblichen öffentlichen Mitteln zu einer Park-and-ride-Anlage ausgebaut wurde. Bis hierher verkehrt auch der Linienbus, mit dem Menschen ohne

Auto die Züge Richtung Bremen, Oldenburg und Nordenham erreichen können. Mit der Querung über das Gleis 1 war der Berner Bahnhof bisher barrierefrei; mit einer Treppen- und Brückenanlage wird er das nicht mehr sein. Eine Nachrüstung mit zwei Aufzügen wäre zwar denkbar, ist jedoch seitens der Planer zeitnah zu der Brücke offenbar überhaupt nicht vorgesehen. In dem Planungsentwurf sei zwar die Rede von einer eventuellen späteren Umsetzung, aber "später bringt uns jetzt auch nichts", so Heibült. Damit ignoriert das Planungsbüro das Niedersächsische Behinderten-Gleichstellungsgesetz, das bei Neu-, Um- und Erweiterungsbauten Barrierefreiheit vorschreibe, so die Stellungnahme.

Laut Deutscher Bahn sei in gleichem Maße die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) an dem Umbau beteiligt, so die Pressestelle der Deutschen Bahn. "Von der LNVG wird ein Aufzug erst ab 1000 Personen pro Tag geplant", so die Pressesprecherin der Deutschen Bahn, Sabine Brunkhorst. In Berne jedoch würden nur 350 Menschen täglich an und abfahren, einen Fahrstuhl halten beide Gesellschaften daher nicht für notwendig. Auf die Frage, wer den Umbau finanziert, kann die Pressestelle keine Auskunft erteilen. Brunkhorst verweist jedoch auf die Mobilitätsservicezentrale: "Wer in Berne aussteigen muss, kann dort anrufen und seine Reise anmelden. Dann wird der Zug an dem barrierefreien Bahnsteig halten." Das funktioniere aber nur, wenn man sich rechtzeitig bei der Zentrale melde, so Brunkhorst. Weil diese Bedingungen auf Dauer nicht zumutbar seien, lehnt die Gemeinde Berne den Planentwurf eines nicht barrierefrei zu erreichenden neuen Bahnsteiges ab.

Sie macht stattdessen einen Gegenvorschlag, der für die DB sogar eine kostengünstige Lösung sein dürfte: Künftig sollte nur noch Bahnsteig 1 für beide Richtungen der Zugfahrten genutzt werden. Nur einmal pro Stunde käme auf diesem Gleis ein Zug aus Bremen und einer, der nach Bremen weiterfährt. "Da sollte es möglich sein, die auf ein Gleis zu legen", so Heibült. Mit einer solchen Lösung würde sich eine Gleisquerung komplett erübrigen.

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