Ein Blick auf die Internetseite der Sparkasse zeigt: Bereits acht Filialen im Bremer Norden werden als sogenannte Selbstbedienungs-Standorte (SB-Standorte) geführt. Zwar können die Kunden dort nach wie vor Geld abheben und Überweisungen tätigen, eine persönliche Beratung bekommen sie allerdings nicht mehr.
Das war an diesen Standorten jedoch nicht immer so. Die Filiale in St. Magnus etwa wurde erst Mitte Februar dieses Jahres zu einer SB-Zweigstelle umgewandelt. Wer etwa ein Konto eröffnen will, konnte dafür bis vor Kurzem noch die Niederlassung an der Straße Unter den Linden aufsuchen. Nun müssen die Kunden rund zwei Kilometer weiter zum Standort an der Hindenburgstraße fahren.
So wird es in Zukunft auch den Sparkassen-Kunden in Lüssum und in Aumund gehen. Wie berichtet, will das Kreditinstitut die Filialen an der Straße Kreinsloger und an der Lerchenstraße eher als geplant in SB-Standorte umwandeln und die Kundenberatung damit auf andere Niederlassungen verlegen.
Diese Entwicklung bezeichnet Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt als „nachteilig für den Stadtteil.“ Insbesondere für ältere Menschen sei es ein Problem, wenn Filialen geschlossen werden. „Jüngere Menschen haben nicht so sehr das Bedürfnis, vor Ort beraten zu werden, weil sie mit der Technik vertraut sind“, so Dornstedt. Doch der demografische Wandel zeige, dass die Gesellschaft immer älter werde. Darauf seien nicht Überweisungen per Smartphone die richtige Antwort, sondern Dienstleistungen vor Ort von Angesicht zu Angesicht.
„Die Zweigstelle in der Lerchenstraße ist so gesehen die einzige, die in Vegesack noch übrig geblieben ist“, sagt der Ortsamtsleiter. „Die anderen sind ja schon zu.“ Den Anfang habe bereits vor einigen Jahren der Standort an der Lindenstraße gemacht. Danach seien noch die Filialen an der Georg-Gleistein-Straße und an der Schönebecker Straße geschlossen worden. Damit bleibt in Vegesack nur noch der Standort an der Gerhard-Rohlfs-Straße übrig.
In Blumenthal wurde bereits vor einigen Jahren die Filiale in Rönnebeck geschlossen und durch eine SB-Anlage ersetzt. Nun soll mit der Niederlassung in Lüssum die zweite im Stadtteil folgen. „Ich bin zwar ein Freund von direktem Kontakt, aber man muss auch sehen, dass die Sparkasse wirtschaftlich agieren muss“, sagt Blumenthals Ortsamtsleiter Oliver Fröhlich. Für ihn gehe es darum, sich mit den Beweggründen der Entscheidung auseinanderzusetzen. In einem Gespräch mit der Sparkasse habe er erfahren, dass sich die Beratung per Telefon in der Corona-Krise bewährt habe. „Außerdem ist es in Lüssum auch weiterhin möglich, Geld abzuheben oder einzuzahlen und Überweisungen zu tätigen“, sagt der Ortsamtsleiter.
Die Kritik an der Schließung in Aumund habe er in den sozialen Netzwerken verfolgt. Dass sich Bürger über die Umwandlung in Blumenthal echauffieren, habe er nicht festgestellt. „Es hat sich diesbezüglich auch kein Beiratsmitglied und kein Bürger bei mir gemeldet. Wäre das der Fall gewesen, hätte ich das Gespräch mit der Sparkasse gesucht“, so Oliver Fröhlich.
Wer trotzdem auf die persönliche Beratung nicht verzichten will, muss künftig die Filiale in der Landrat-Christians-Straße aufsuchen, die nach Angaben der Sparkasse am 29. Juni wieder öffnen soll. „Der Weg für die Lüssumer ist dann zwar ein Tick weiter, aber durchaus zu bewerkstelligen“, befindet Fröhlich.
Dennoch bezeichnet der Ortsamtsleiter die Entscheidung der Sparkasse als „nicht glücklich“. „Ich hoffe, dass die Sparkasse sich mit der Schließung der Filiale kein Eigentor schießt und das Vorgehen mit ihren Kunden abgesprochen hat.“
Die Sparkasse begründet ihre Entscheidung, einige Filialen nur noch als SB-Standort betreiben zu wollen, mit dem gestiegenen Interesse der Kunden an den digitalen Angeboten der Bank. Das habe zur Folge, dass immer weniger Menschen die Zweigstellen aufsuchen würden. Mit der Umwandlung der Filialen trage man dieser Entwicklung Rechnung.
In Burglesum betreibt die Sparkasse aktuell noch zwei Filialen, eine in Lesum und eine in Marßel. Der Standort an der Hindenburgstraße wurde erst Ende Mai als sogenannte Stadtteilfiliale eröffnet. Dennoch hat sich das Filialnetz der Sparkasse auch in Burglesum nicht vergrößert, sondern verkleinert. „Früher gab es noch Niederlassungen in Burg, an der Bremerhavener Heerstraße sowie in St. Magnus“, sagt Burglesums Ortsamtsleiter Florian Boehlke. Doch nach und nach seien die Filialen in SB-Standorte ohne persönliche Beratung umgewandelt geworden. „Ich sehe diese Entwicklung kritisch und habe mich damals auch an den Vorstand der Sparkasse gewandt“, erzählt Boehlke.
Die dezentralen Standorte seien immer der Mehrwert der Sparkasse gewesen. „Vor allem ältere Menschen kritisieren die Schließungen, weil ihnen der direkte Kontakt fehlt und sich nicht an die Automaten trauen“, sagt der Ortsamtsleiter.
Die Filialschließungen seien eine unternehmerische Entscheidung der Sparkasse. Schließlich sei der Personalaufwand bei einem dichten Filialnetz sehr hoch, weiß Florian Boehlke. Dennoch bedauere er die Entscheidung.