Tapezieren, Frühjahrsputz in Haus und Garten, die Wände in der Wohnung streichen – viele Menschen nutzen die Corona-Krise, um in ihren eigenen vier Wänden klar Schiff zu machen. Allerdings fällt dabei auch mehr Müll an, das hat Auswirkungen. „Wir stellen fest, dass die Bürger gelbe Säcke vermehrt zur Restmüllentsorgung nutzen.“ Das berichtet Projektleiter Marc Gaber von der Firma Rohstoffmanagement (RMG) auf Nachfrage.
Das Unternehmen aus Eltville am Rhein ist für das Einsammeln der gelben Säcke in 17 Kreisen und Städten in Deutschland zuständig und stellt Nachschub an Säcken in Verteilerstationen zur Verfügung. „Bei uns ist der gelbe Sack seit Ende vergangenen Jahres sowieso der gefragteste Artikel“, heißt es auf Nachfrage im Edeka-Markt Schwinning an der Weserstrandstraße in Blumenthal.
Laut Marc Gaber hat in den letzten Wochen zum einen der Verbrauch an Leichtverpackungen zugenommen, aber auch die Anzahl an Fehlbefüllungen. Außerdem bekommen Kunden die gelben Säcke nicht mehr überall. „Bedingt durch die Corona-Krise sind einige Verteilstellen sowie Recyclinghöfe in Bremen geschlossen“, macht Gaber deutlich.
Gelbe Säcke sollen aber weiterhin beispielsweise an Tankstellen, in Getränke- und Supermärkten erhältlich sein. Wobei eine Nachfrage notwendig ist. denn auf der RMG-Homepage (www.rmg-gmbh.de/gelber-sack/stadt-bremen) tauchen noch Verteilstationen auf, die zum Teil nicht mehr im System sind, zum Teil wegen der Corona-Krise derzeit geschlossen sind.
„Auch wenn das Entsorgungszentrum noch geöffnet ist: Verzichten Sie zur Zeit auf einen Besuch! Kommen Sie nur dann, wenn es wirklich dringend erforderlich ist!“, lautet der Appell des Abfall-Service Osterholz. Im Entsorgungszentrum in Pennigbüttel habe das Unternehmen einen erheblichen Anstieg der Besucherzahlen festgestellt. So sei es zu langen Wartezeiten gekommen.
„Die Gartensaison steht vor der Tür. Außerdem nutzen viele jetzt die Zeit für einen häuslichen Frühjahrsputz“, hat das Unternehmen beobachtet und durchaus auch Verständnis. Dennoch: Aufgrund der aktuellen Situation werde darum gebeten, die Entsorgung der dabei anfallenden Abfälle auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
Die Bremer Stadtreinigung bewertet die Lage täglich neu und passt die nötigen Schritte an, heißt es auf Anfrage. Zudem sensibilisiere die Stadtreinigung ihre Belegschaft, gängige Hygieneregeln zu beachten. Es gebe definitiv einen viel größeren Ansturm auf die Recycling-Stationen als sonst. Die Bremer Stadtreinigung ruft im Zuge der Ausbreitung des Coronavirus deshalb zu einem bewussten Umgang mit Abfällen auf.
Ebenso sollten nicht notwendige Anlieferungen zu Recycling-Stationen vermieden werden. Zwar laufe die Abfallentsorgung derzeit weitgehend im Normalbetrieb, dennoch stelle die derzeitige Situation auch für die Bremer Stadtreinigung eine Herausforderung dar. Bei personellen Ausfällen könnten durchaus weitere Einschränkungen ergriffen werden, denn dann trete ein Notfallplan in Kraft. Informationen dazu gibt es unter www.die-bremer-stadtreinigung.de.
Argumente für Müllvermeidung
Da fragen sich die Menschen in der Region, wohin mit dem Müll? Die Wertstoffhöfe in Lilienthal und Schwanewede sind geschlossen. Der Recyclinghof in Berne ist geschlossen, allerdings der in Lemwerder noch geöffnet. In Bremen-Nord ist der Recyclinghof in Aumund geschlossen, in Blumenthal, Am Knick 7, und Burglesum, Steindamm 2, sind sie noch geöffnet. Allerdings, für alle noch geöffneten Wertstoff- und Recyclinghöfe gilt auch hier: Nur besuchen, wenn es dringend erforderlich ist.
Denn, das bestätigt auch Alexandra Janßen von der GIB-Entsorgungsgesellschaft aus der Wesermarsch: „Eines zeigt sich deutlich: Da gerade viele Menschen pandemiebedingt zu Hause sind, nutzen sie die Zeit, um zu entrümpeln. Die geöffneten Recyclinghöfe haben in den vergangenen Tagen ein enorm verstärktes Besucheraufkommen verzeichnet und die Kunden müssen oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen.“ Die Sprecherin der Entsorgungsgesellschaft erklärt weiter: „Wir erleben es täglich, dass Kunden selbst zu dieser Zeit nur mit zwei Glühbirnen oder einem kleinen Elektrogerät die Höfe aufsuchen, und genau dies gilt es jetzt zu vermeiden.“ Auch die Anmeldungen für Sperrmüllabholungen häufen sich ihrer Aussage nach.
Müllvermeidung sollte laut der GIB-Vertreterin ein aktuelles Thema sein. Allgemeine Tipps seien, Produkte mit wenig Verpackung kaufen, Verpackungen aus Verbundmaterialien wie beispielsweise Tetra-Paks zu vermeiden, Mehrweg den Vorzug zu geben. Ein weiterer Ratschlag lautet: „Biologisch abbaubare Haushalts- und Gartenabfälle selbst zu Dünger machen oder Überwinterungsplätze für Tiere schaffen. Zum Herstellen von eigenem und somit kostenlosem Bodendünger bietet sich die Verwendung von Kompostern oder kleinen Wurmkisten an. Die anfallenden Gartensträucher und Tothölzer bieten gehäuft in einer Gartenecke hervorragende Winterplätze für Igel und Reptilien wie Eidechsen und Frösche.“ Weitere Anregungen gibt es auf www.gib-entsorgung.de.
Ärger mit dem gelben Sack
Bremen-Nord. Irmgard Schwich aus Vegesack ist nach eigenen Worten "stinksauer" auf die Gelbe-Sack-Abfuhr. "Als die Abfuhr noch in den Händen von Nehlsen lag, reichte ein Anruf und vergessener Müll wurde schnell abgeholt." Jetzt sei dies anders. Seit der letzten regulären Abholung lagen zehn gelbe Säcke vor dem Haus an der Weserstraße. Die Hausgemeinschaft, die sich aus vier Parteien zusammensetzt, habe die Säcke ordnungsgemäß befüllt und an die Straße gestellt. Das Abfuhrunternehmen, "wie wir nach langen Telefonaten erfahren haben, ein Subunternehmen der Firma RMG", so Schwich, sei an diesen gut sichtbaren Säcken vorbeigefahren und habe sie stehen gelassen.
Da schon 14 Tage zuvor ein gelber Sack durch starken Wind auf die Straße geweht und von einem darüberfahrenden Wagen fast zerfetzt worden sei, "haben wir die Säcke zur Sicherheit erst einmal wieder ins Haus geholt und am Montag wieder rausgesetzt". In der Zwischenzeit, so berichtet Irmgard Schwich, habe die Hausgemeinschaft versucht, einen Ansprechpartner beim Abfuhrunternehmen zu erreichen. "Wir haben angerufen, E-Mails geschrieben, doch statt Hilfe gab es nur barsche, unhöfliche Antworten am Telefon. Selbstverständlich auch der Hinweis, die Säcke seien falsch befüllt. Was nicht stimmt, und ein entsprechender Hinweis war auch nicht auf den Säcken vermerkt. Sie wurden einfach nur stehen gelassen", erzählt Irmgard Schwich.
Erst vor wenigen Wochen hat sich der Regionalausschuss Bremen-Nord – in dem die drei Beiräte der Stadtteile gemeinsame Themen besprechen – mit gelben Säcken befasst. Anlass waren aktuelle Probleme in Burglesum. Ursache seien Personalprobleme bei RMG gewesen, hieß es. Auch im Ausschuss wurde ein Fall geschildert, bei dem gelbe Säcke liegen gelassen wurden. Der Regionalausschuss Bremen-Nord hat daraufhin Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) in einem Beschluss aufgefordert, eine Notfallnummer einzurichten.
Zurück zum aktuellen Fall. "Wir hätten die Säcke ja sogar noch zum Recyclinghof gefahren", macht Irmgard Schwich nochmals deutlich. Doch in der derzeitigen Situation und bei endlos langen Warteschlangen vor den noch in Bremen-Nord geöffneten Stationen "sehen wir Hausbewohner es nicht ein, dass wir uns und andere Menschen noch einem zusätzlichen Gesundheitsrisiko aussetzen". Also lagerten die gelben Säcke erst einmal im Haus. Die Hoffnung der Anwohner: Bei der nächsten Abfuhrgelegenheit "werden sie dann endlich mal mitgenommen".