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Alte Tradition lebt zur Sielfete wieder auf Frischer Kohl – direkt vom Boot

Aschwarden. Die M.S. "Anna" hat kaum am Anleger festgemacht, da bekommt sie auch schon ihre Ladung an Bord. Kohlköpfe wandern von Hand zu Hand und landen schließlich auf den Planken des Holzbootes.
14.08.2012, 05:00 Uhr
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Von Gabriela Keller

Aschwarden. Die M.S. "Anna" hat kaum am Anleger festgemacht, da bekommt sie auch schon ihre Ladung an Bord. Kohlköpfe wandern von Hand zu Hand und landen schließlich auf den Planken des Holzbootes.

In Aschwarden wurde dieser Tage wie in alten Zeiten ein Schiff mit Kohl beladen. Mit der Aktion weihte die Dorfgemeinschaft anlässlich ihrer Sielfete den neuen Anleger am Flutgraben ein. Anstelle des alten Holzstegs, der 1989 zur 850-Jahr-Feier Aschwardens gebaut wurde, ragen jetzt fünf Meter verzinkter Stahl vom Ufer ins Wasser. 800 Euro spendierte der Verein für den neuen Anleger. Fritz Jonashoff schweißte die Stahlteile, Mitglieder des Arbeitskreises Sielplatz der Dorfgemeinschaft bauten sie vor Ort zusammen.

Vom neuen Anleger können Paddler, Ruderer und Angler jetzt mit ihren Booten ablegen. "Über den Aschwardener Flutgraben kann man bis nach Meyenburg durchpaddeln", sagt Ortsvorsteher Gottfried Meyer. Der Flutgraben ist aber nicht nur für Wassersportler von Bedeutung. Für die Dörfer in der Region hat er eine wichtige Funktion. "Er ist die Hauptader für die Entwässerung", erklärt Meyer. "Fleete in Lehnstedt, Uthlede, Meyenburg, Rechtebe und Wurthfleth entwässern in den Flutgraben." Durch das Siel in Aschwarden fließen die Wassermassen in die Weser. "Wenn bei uns sehr viel Wasser aufläuft, pumpt auch das Mündungsschöpfwerk in Rechtebe ab." Was kaum einer weiß: Der Flutgraben ist auch eine geografische Grenze: Das eine Ufer gehört zum Landkreis Osterholz, das andere zu Cux-Land.

Die Grenzlinie spielt in der Praxis früher wie heute keine Rolle. Im Gegenteil: Die Wasserader war immer schon ein verbindendes Element zwischen den früheren Kohlhochburgen Aschwarden (Osterholz) und Wurthfleth (Cuxhaven). Kohlschiffe aus beiden Orten schipperten über den Flutgraben zu den Märkten nach Bremen und Bremerhaven.

An diese Tradition, die nach dem Zweiten Weltkrieg ein Ende fand, erinnerte die Dorfgemeinschaft zur Sielfete. Das Motorboot "Anna" wurde mit Kohl beladen, den der Wurthflether Landwirt Jan Hotes zur Verfügung stellte. Nach einer Runde auf dem Wasser legte die "Anna" wieder an. Der Kohl wurde von Bord gehievt und für einen Euro pro Kopf verhökert.

Auch die Tradition der Sielfete will die Dorfgemeinschaft wieder aufleben lassen. 1989 wurde zum ersten Mal gefeiert. Nach 15 Jahren schlief das Fest ein. Jetzt hat der Verein es reaktiviert. Der Vorsitzende Jürgen Stegmann: "Wir hoffen, dass wir bis zu unserem 25-jährigen Jubiläum in zwei Jahren durchhalten." 2014 gibt es noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: Aschwarden wird dann 875 Jahre alt.

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