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Kunst aus Worpswede Ein großer Ring aus Bronze

Auf der Wiese der Bronzegießerei Rieke in Worpswede entsteht unter einem Zeltdach eine Skulptur des international berühmten Künstlers Olafur Eliasson. Über 800 Kilo Bronze sind zu einem Ring gegossen worden.
01.10.2019, 18:56 Uhr
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Von Cornelia Hagenah

Was derzeit auf der Wiese der Bronzegießerei Rieke unter einem einfachen Zeltdach entsteht, ist wahrhaft gigantisch. Hier wird – im wahrsten Sinne des Wortes – große Kunst geschaffen. Über 800 Kilo Bronze sind zu einem Ring gegossen worden: eine Arbeit für den international berühmten Künstler Olafur Eliasson.

Noch liegt der riesige Bronzering mit über drei Meter Durchmesser auf Paletten. Damit die Mitarbeiter der Bronzegießerei die Ziselierarbeiten, das Polieren und die Patinierung am Kunstwerk abschließen können, muss er mithilfe eines Baggers gewendet werden. Große Haken und Stahlseile werden an dem Ring befestigt, bevor der Bagger zum Einsatz kommt. Dann schwebt der Ring und wird in mehreren Arbeitsschritten umgedreht. Lothar Rieke ist wie auch seine Mitarbeiter sind höchst konzentriert. Tochter Karina Rieke, die vor knapp einem halben Jahr die Geschäftsführung übernommen hat, hält das Prozedere fotografisch fest.

„Für uns ist das eine ganz dicke Sache. Es ist schon besonders für so einen renommierten Künstler zu arbeiten“, sagt Karina Rieke. Seit zehn Jahren führt die Bronzegießerei Rieke für Eliasson vereinzelt Aufträge aus. „Das waren immer spezielle Aufträge“, so Lothar Rieke. Es gehe nicht nur allein um den Bronzeguss, auch die technische Seite fasziniere ihn. Auch dieser Bronzering hat es in sich: Er wurde in zwanzig Einzelteilen gegossen, in seinem Innern befindet sich – für den Betrachter nicht sichtbar – hoch komplizierte Technik. „Für die Statik sind Schwingungsdämpfer eingebaut“, erläutert Lothar Rieke, dem die Begeisterung für die technischen Details deutlich anzumerken ist. Das herkömmliche Verfahren, ein Tonmodell für das Kunstwerk anzufertigen, greift hier nicht mehr: „So ein Kunstwerk ist mit der klassischen Methode gar nicht mehr gießbar“, erklärt Lothar Rieke. Und so hat er das Modell für das Werk per Mail erhalten. Dies hat er mithilfe seines 3D-Druckers in zwanzig Einzelteilen in die gewünschte dreidimensionale Form gebracht. Über fünfzig Stunden war der Drucker damit beschäftigt diese Einzelteile auszudrucken. Das Gießen der Einzelteile erfolgt ähnlich wie das herkömmliche Wachsausschmelzverfahren. Um das Modell – das Material ist kompostierbar und aus Maisstärke hergestellt – wird eine Negativform gesetzt, und die heiße Bronze lässt dann das Modell schmelzen. Es ist ein Verfahren, das als Guss mit verlorener Form bezeichnet werden könnte. Bis die Einzelteile zu dem großen Ring zusammengefügt wird, sind nicht nur Schweißarbeiten, sondern auch Ziselier- und Polierarbeiten notwendig. Über 750 Arbeitsstunden, schätzt Rieke, habe sein Team für die Herstellung des Ringes benötigt. Zusätzlich sind im Inneren LED-Leuchten eingearbeitet, die den Ring bei Dämmerung zum Leuchten bringen sollen.

Der dänische Künstler Olafur Eliasson wurde mit seinen Licht- und Wasserinstallationen weltberühmt. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit physikalischen Phänomenen der Natur. Licht, Wasser, Bewegung und Reflexion spielen in seinen oft großformatig angelegten Objekten und Projekten eine zentrale Rolle. Oft stoßen seine Projekte Gedanken zu Natur-, Klima- und Umweltschutz an und fordern zum Nachdenken auf. In Bremen konnten Besucher vor fast zwanzig Jahren sein Projekt „Green River“ verfolgen, in dem die Weser grün gefärbt war. Ein groß angelegtes Projekt, das er in verschiedenen Städten realisierte. Derzeit läuft bis Anfang Januar in der Londoner Tate Gallery of Modern Art eine große Einzelausstellung. Die Tate Modern gilt als eines der weltweit größten Museen für moderne und zeitgenössische Kunst.

Rieke hat auch für diese Ausstellung des Künstlers Hand angelegt. Die begehbare Negativform eines Eisblocks ist in seiner Gießerei angefertigt worden und nun Teil der Schau. Rieke möchte sich unbedingt die Ausstellung anschauen. Er schwärmt von der hervorragenden Zusammenarbeit. Eliasson, der in Berlin über hundert Mitarbeiter beschäftigt, kommt nicht selbst nach Worpswede, um den Guss zu prüfen. „Seine Leute kommen vorbei“, verrät Rieke. Auch für die Elektrik und das Installieren der Lichtleisten im großen Bronzering waren die Mitarbeiter Eliassons zuständig. Jetzt liegt die Fertigstellung in den Händen der Bronzegießerei Rieke. Das Ende naht, denn am Dienstag wird der Ring per Container in die Vereinigten Staaten geschickt. Die große Kunst wird den Worpswedern verborgen bleiben.

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