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Stipendiat Jan Brandt schreibt in Worpswede an seinem Roman und liest am 26. November im Buchladen Eine Jugend in der ostfriesischen Provinz

Worpswede. Als er das Angebot bekam, nach Worpswede zu gehen, war er zunächst skeptisch. Doch schnell hat sich die Situation für Jan Brandt sehr positiv entwickelt. Der junge Schriftsteller, der in Berlin lebt, erhielt ein Aufenthaltsstipendium in Worpswede. Hier arbeitet er intensiv an seinem Roman, der unter dem Titel "Gegen die Welt" im Dumont-Verlag erscheinen wird.
25.11.2010, 05:00 Uhr
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Von Donata Holz

Worpswede. Als er das Angebot bekam, nach Worpswede zu gehen, war er zunächst skeptisch. Doch schnell hat sich die Situation für Jan Brandt sehr positiv entwickelt. Der junge Schriftsteller, der in Berlin lebt, erhielt ein Aufenthaltsstipendium in Worpswede. Hier arbeitet er intensiv an seinem Roman, der unter dem Titel "Gegen die Welt" im Dumont-Verlag erscheinen wird.

Jetzt genießt Jan Brandt den weiten Blick aus seinem Atelierfenster und findet hier, fern von seinem häuslichen Umfeld und der lebendigen Hauptstadt, Ruhe und die Muße zum Schreiben. Gleichzeitig erfährt er Anregungen durch Gespräche mit anderen Künstlern, die in den Atelierhäusern Vor den Pferdeweiden zu Gast sind. Positiv überrascht zeigt sich Jan Brandt auch von der Atmosphäre des Ortes. "Ich habe noch nie so schnell Kontakt bekommen wie hier. Überall wohin man kommt, findet sofort ein Austausch statt." Die Provinz habe er noch nie so erlebt, sagt er.

Die ländliche Struktur ist dem 1974 in Leer geborenen Autor nur zu vertraut, und so spielt auch seine Geschichte in einem kleinen Dorf in Ostfriesland, in der Nähe der Nordsee. Für Jan Brandt ist es der erste Roman, zuvor hat er auf anderen Feldern schreibend gewirkt. Nach dem Abitur studierte er zunächst Geschichte und Literaturwissenschaften in Köln, ging für ein Jahr nach London und besuchte in München die Journalistenschule. Über viele Jahre hinweg arbeitete er als Journalist und hoffte, so sein eigentliches Anliegen, das literarische Schreiben, finanzieren zu können.

Fünf Jahre am Roman gearbeitet

Doch Jan Brandt musste feststellen, dass er seinem Anspruch parallel in beiden Bereichen nicht gerecht werden konnte. Bislang hat er einige Erzählungen und Anthologien in Zeitschriften veröffentlicht. Seit fünf Jahren arbeitet er an seinem Roman, der kurz vor der Vollendung steht. "Eigentlich sollten es nur 100 Seiten werden", sagt der Autor. Doch am Ende werden es wohl 500 Seiten sein. Auch wenn der Roman schon eine Menge mit Erlebnissen und Beobachtungen aus seiner Kindheit in der Provinz zu tun hat, ist er nicht autobiografisch zu lesen. "Es ist ein Heimat- und Provinzroman ebenso wie ein Gesellschaftsroman", erklärt Brandt. Die Geschichte spielt in den 80er und 90er Jahren und schildert die Probleme junger Heranwachsender auf dem Land. Es geht um die Beziehung zu den Eltern, um Probleme in der Schule, um Religion und Freundschaften ebenso wie um Verrat und Schuld. Die ständigen Reibungen der Jugendlichen untereinander und die Konflikte mit Dorfbewohnern

bringen die Idylle auf dem Lande zum Brodeln. Der Autor schildert das Zusammenleben verschiedenster Menschen, die in einer solchen Enge leben, dass sie glauben, sich genau zu kennen, aber eigentlich nicht wissen, wer der andere wirklich ist.

Stilistisch bewegt sich der Roman zwischen Realismus und Science Fiction. Neben der realen Geschichte führt Brandt eine Figur aus einer anderen Welt ein und spielt mit Wirklichkeit und Fiktion. Während er auf der fiktionalen Ebene seiner Fantasie freien Lauf lassen kann, recherchiert er für die Darstellung der Realität ganz genau. So führt er etwa für die Schilderungen einzelner Berufsgruppen wie Pilot, Pastor oder Bauunternehmer intensive Interviews, um nicht nur Tätigkeiten, sondern auch Sprache und Gestik genau zu studieren.

Manchmal schlüpft er selbst in die Rollen. So hat er unter anderem schon ein Praktikum in einer Tischlerei gemacht, um die Arbeitsabläufe genau zu beobachten. Ein sehr aufwändiges Verfahren, das den Text jedoch stets weiter bringt. "Viele Berufe haben eine eigene Poetik", findet Jan Brandt. Auf diesem Wege habe er herausgefunden, dass Lebensmittelkontrolleure den Begriff Mett als "rohes, gewolftes, gewürztes Fleischgemenge" beschreiben. Bei aller Lebendigkeit der Handlung sei "Gegen die Welt" ein ruhiger, langsamer Roman, erklärt Brandt, der das Leben auf dem Land auf die Literatur übertragen hat.

Eine Kostprobe seiner Arbeit gibt Jan Brand am Freitag, 26. November. Unter dem Titel "Ostfriesische Geschichten" wird er ab 19 Uhr in dem Worpsweder Buchladen in der Findorffstraße 17 lesen. Brandt stellt Geschichten vor, die in Ostfriesland spielen, spricht über die Autoren-Nationalmannschaft, zu der auch Moritz Rinke gehört, und gibt eine Kostprobe aus seinem Roman.

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