Wer einmal richtig durchatmen möchte, dabei die Vielfalt der Landschaft genießen will und sich nebenbei auch noch etwas sportlich betätigen mag, für den ist eine Kanutour genau das Richtige. Ob auf der Aller oder der Wümme, in der Region gibt es viele Möglichkeiten, eine Wasserwanderung zu unternehmen. Eine schöne Strecke ist beispielsweise eine Tour von Hellwege aus nach Fischerhude, die man auch noch mit einem Besuch in dem Künstlerdorf verbinden kann.
Es herrscht eine beruhigende Stille auf der Wümme, einzig das leise Plätschern des Flusses ist noch zu hören, während das Kanu sich langsam den Weg durch das Wasser bahnt. Der Einstieg in den Dreier ist etwas wackelig, aber sobald alle Paddler ihren Platz eingenommen haben, hat auch das Boot deutlich mehr Standhaftigkeit.
Es geht flussabwärts, von Hellwege aus Richtung Ottersberg und Fischerhude. „In der Regel paddelt man immer mit der Strömung“, erklärt Hans-Heinrich Küsel, der gemeinsam mit seiner Frau Karin seit mittlerweile zehn Jahren Kanus in Sottrum verleiht und die Fahrten betreut. Nur einmal habe eine Gruppe den Weg flussaufwärts von Ottersberg wieder zurück nach Hellwege gewagt. „Die waren danach ganz schön platt.“ Mit der Strömung ist das Rudern dagegen relativ einfach und nach den ersten Versuchen gleiten die Paddel schon wie von selbst durch das Wasser.
„Es ist besser, das Paddel tief einzutauchen“, verrät Karin Küsel. Sie zeigt, wie man das Ruderinstrument richtig anfasst: Eine Hand muss ganz nach oben an den Griff, die andere hält den Stiel weiter unten fest.
Irgendwann nimmt das Kanu richtig an Fahrt auf. Ganz ohne nass zu werden, geht es dann allerdings doch nicht. Bei der schnellen Wasserbewegung landet auch schon mal der eine oder andere Tropfen im Boot oder auf der Hose. „Ratsam ist es, sportliche Kleidung anzuziehen und Schuhe, die auch mal einen Tritt ins Wasser vertragen können“, erklärt Karin Küsel. Für Wertsachen, die nicht nass werden dürfen, gibt es eine extra wasserfeste Tonne.
Unterwegs bieten mehrere Anlegestellen eine Gelegenheit für einen Zwischenstopp, um sich in Ruhe die idyllische Landschaft anzugucken. „Ein Teil der Wümme ist Landschaftsschutzgebiet“, sagt Karin Küsel. Deswegen sei es wichtig, dass man auf die Natur Rücksicht nehme. Mehrere bedrohte Tierarten hausen hier in den Flussgebieten, Libellen flirren in den schillernsten Farben über dem Wasser und wer Glück hat, entdeckt auch den einen oder anderen Reiher, der sich an dem reichhaltigen Fischbestand des Gewässers bedient. Auch der bedrohte Eisvogel ist hier heimisch. „Es gibt dort unwahrscheinlich viel zu sehen“, berichtet Hans-Heinrich Küsel. In der Saison von April bis Oktober verbringt er fast jeden Tag an dem Gewässer.
Bei einer kleinen Stromschnelle kommt das Kanu ein bisschen ins Schaukeln, aber ganz zu kentern droht es an diesem Tag glücklicherweise nicht. Und wer dann doch einmal ins Wasser fällt, braucht keine Angst davor zu haben, direkt unterzugehen. „Meistens ist das Wasser hier etwa hüfttief“, erzählt die 52-Jährige. Deshalb gibt es auf der Wümme auch keine offizielle Westenpflicht. „Aber bei uns bekommen trotzdem alle Kinder bis 16 Jahren eine Weste“, sagt Hans-Heinrich Küsel. Das Gefälle des Flusses von Rotenburg bis Ottersberg sei sehr groß. „Und ein Fließgewässer ist schon noch etwas anderes, als in der Badeanstalt zu schwimmen.“
Deswegen sollten sich Gäste auch unbedingt vor der Tour über die Wasserstände informieren. „Bei Hoch- oder Niedrigwasser darf man nicht fahren“, erklärt Karin Küsel. Ansonsten gibt es nur wenig, was man bei einem Ausflug mit dem Kanu beachten muss. Vorkenntnisse braucht man für das Paddeln keine. Hilfreich ist es, wenn man sich vor dem Ausflug gegen Insektenstiche schützt und natürlich auch die Sonnencreme nicht vergisst. Das ideale Wetter ist laut Küsels ein eher bewölkter Tag um die 20 Grad. „Wenn es zu heiß ist, kommt man ganz schön ins Schwitzen“, erzählt Hans-Heinrich Küsel.
Mit gerade einmal vier Kanus starteten die beiden Pensionsleiter den Verleih. Inzwischen haben sie rund 20 Kanus, die unermüdlich im Einsatz sind. „An den Wochenenden kommt es schon mal vor, dass alle Kanus unterwegs sind“, sagt der 56-Jährige. Besonders bei Schulklassen, Firmen und Familien ist der Paddelsport auf dem Wasser beliebt. „Wenn man sich etwas zu Essen mitnimmt, kann man auch unterwegs ein Picknick machen“, schildert Karin Küsel die Möglichkeiten. Nur den Müll, den sollen die Gäste wieder mit zurückbringen. Oftmals landet der nämlich dann in der Wümme oder der Landschaft.
Wem ein Picknick zwischendurch nicht genügt, kann zu einer Tour auch noch einen Grillplatz bei der Pension der Familie Küsel in Hellwege mitreservieren und dort den Ausflug ausklingen lassen.
Sommer, Sonne, Urlaub – Zeit, sich zu erholen, aber auch Gelegenheit für ausgedehnte Ausflüge. Ob Kanufahrt, Museumstour, Grillparty oder Lesestoff zum Entspannen: Unsere neue Serie „Sommertour“ begleitet durch die Ferien und gibt Anregungen und Tipps, wie sich die freie Zeit bestmöglich gestalten lässt.
Kanuanbieter in der Region
◼Kanus für einen Ausflug auf der Wümme gibt es in Sottrum bei Karin Küsel in der Pension Cohrs Hof am Viehweg 1 in Hellwege. Telefonisch erreichbar ist Küsel unter 0 42 64 / 39 91 99 oder im Internet unter www.cohrs-hof.de. Außerdem können Paddler bei Hans-Jürgen Rutner (0 42 67 / 15 43) am Schmiedeberg 37 in Lauenbrück Kanus für die Wümme ausleihen. Näheres steht auf der Homepage unter www.wuemmekanu.de. Ebenfalls bietet der Kanuverleih Wümme an der Langen Straße 8 in Elsdorf Boote für eine Tour an. Dieser ist erreichbar unter der Telefonnummer 0 42 86 / 13 98 oder online unter www.kanuverleih-wuemme.de.
Für eine Tour auf der Aller bietet der Kanuverleih von Volker Renke an der Dorfstraße 90 in Eystrup Kanus an. Alle Informationen dazu gibt es im Internet auf der Homepage www.kanu-on-tour.de. Des Weiteren gibt es die beliebten Paddelboote bei Patrizia Domeyer von Camping-Kanu-Tours am Langen Feld 9 in Rehburg-Loccum unter Telefon 0 50 37 / 9 69 08 63 oder Mobil 01 73 / 9 79 02 96 sowie im Internet unter www.kanu-tours-winzlar.de.