Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Tanklager Farge Gift breitet sich weiter aus

Die Bürgerinitiative fordert eine schnelle Reaktion der Behörden, um die weitere Ausbreitung der Schadstoff-Fahne vom Tanklager Farge zu stoppen. Ihrer Aussage nach sind Trinkwasserbrunnen in Gefahr.
06.02.2019, 11:59 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Jörn Hildebrandt

Farge. Die Bürgerinitiative Tanklager Farge begrüßt die Entscheidung des Bundes, das Tanklager als Naturraum zu belassen. Die Mitglieder sehen darin die Chance, das mit Schadstoffen belastete Gebiet nachhaltig zu regenerieren. „Das fast vollständig bewaldete Gebiet leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Klima und Wasser“, so die Vorsitzende Heidrun Pörtner während der jüngsten Sitzung der Initiative. Die Forderung einiger Politiker, auf dem Gelände mehr Arbeitsplätze durch Industrie- oder Gewerbeansiedlung zu schaffen, sei zwar nachvollziehbar. „Doch es sind genügend andere geeignete Flächen in Bremen-Nord vorhanden, deren Potenzial bei weitem nicht ausgeschöpft ist“, meint Pörtner.

In der Farger Kirchengemeinde trafen sich die Bürger, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Denn die Sorgen um die Belastung des Bodens und des Wassers mit leicht flüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffen (BTEX) wie zum Beispiel Benzol sowie weiteren Giftstoffen bestehen nach wie vor. Betroffen sind vor allem die beiden Verladebahnhöfe des Tanklagers, von denen sich Schadstofffahnen ins Grundwasser gebildet haben, die über die Grenzen des Tanklagers hinausreichen. Beim Verladebahnhof 1 beträgt die Fahnenlänge rund 400 Meter, beim Verladebahnhof 2 rund 850 Meter, schreibt Rainald Brede, Fachreferent bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), in einem Fachartikel.

Die Bürgerinitiative verweist auf ein aktuelles Gutachten, dem 13. Sachstandsbericht zur Sanierung der Grundwasser im Bereich des Verladebahnhofs 2. Danach breiten sich die Giftstoffe weiter aus. Sie sind bereits in unmittelbarer Nähe zum Trinkwasser-Entnahmebrunnen 16 am Striekenkamp gemessen worden.

Derzeit stehen verschiedene Szenarien im Raum, wie das schadstoffbelastete Gebiet saniert werden kann. Dazu gehört zum Beispiel der Rückbau oder die komplette Verfüllung der Tankbehälter. Die Ausschreibung für Firmen, die sich um die Sanierung kümmern sollen, sei erst geplant, so die Bürgerinitiative. Von den großen 50 Meter langen Tanks selbst gehen nach Ansicht der Initiative keine gesundheitlichen Gefahren aus.

Gefährlich sei dagegen der Hotspot am Verladebahnhof 2, so die Initiative-Vorsitzende Heidrun Pörtner. Und von dort breiten sich die Schadstoffe immer weiter aus. Sie seien zum Beispiel in der Lichtblickstraße in den Jahren 2016 und 2017 nachgewiesen worden, wo vorher keine Belastung gemessen worden sei. Der nächste Trinkwasser-Brunnen der städtischen Versorgers swb sei nicht mehr weit entfernt. Die Initiative will die Sanierung der gesamten Schadstofffahne vorantreiben, um eine Belastung des Trinkwassers zu verhindern und fordert ein Sanierungskonzept.

Bisher wurde eine sogenannte hydraulische Sicherung des Grundwassers unternommen: Dazu wird über mehrere Brunnen Grundwasser entnommen und das Öl, das sich in den Brunnen ansammelt, entfernt. Diese Maßnahme sei nur eine Schadensbegrenzung, sagt Heidrun Pörtner. Es müsse schnellstmöglich verhindert werden, dass sich die etwa 80 Hektar große Schadstofffahne ausdehne, so Heidrun Pörtner. Dazu brauchen es einen Sanierungsplan, der bisher nicht vorliege.

Detlef Sowinski, stellvertretender Vorsitzender der Tanklager-Initiative, kritisiert: „Die Verunreinigungen des Grundwassers im Trinkwasserschutzgebiet stehen zurzeit bei den zuständigen Bremer Behörden nur unter Beobachtung. Weder ein ausreichender Sanierungswille noch Maßnahmen zur hydraulischen Sicherung der Schadstofffahnen, die vom Tanklager Farge ausgehen, sind zu erkennen.“ Eine parteiübergreifende Debatte aller Bremer Politiker über mögliche Engpässe in der Wasserversorgung sei wünschswert.

Um das Trinkwasser in Bremen-Nord sorgt sich auch der Arbeitskreis Bremen-Nord im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Er wird das Thema am Sonnabend, 23. März, auf einer Veranstaltung zum Weltwassertag behandeln. "Nur 15 Prozent des Bremer Trinkwassers werden aus den Grundwasservorkommen des Landes gedeckt, die restlichen 85 Prozent stammen aus Niedersachsen. Doch dort haben mehrere Gemeinden bereits signalisiert, dass die Wasserversorgung Bremens in Zukunft schwierig werden könnte“, sagt Manfred Severit vom BUND Bremen-Nord.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)