Noch vor einigen Monaten sind Corona-Patienten vor allem im Klinikum Ost und Mitte behandelt worden. Das hat sich mit der zweiten Welle schlagartig geändert. Seit die Infektionszahlen wieder schneller steigen, bekommen auch die Ärzte und Pflegekräfte auf der Covid-Station im Krankenhaus an der Hammersbecker Straße deutlich mehr zu tun. Nach Angaben des Klinikverbunds Gesundheit Nord ist die Situation in den Isolierbereichen und auf den Intensivstationen inzwischen so angespannt wie im Frühjahr. Und doch gibt es Unterschiede zu damals.
Wann die zweite Infektionswelle die Stadt erfasst hat, kann Timo Sczuplinski nicht genau sagen. Trotzdem nennt der Sprecher des Klinikverbundes ein Datum: 24. Oktober, ein Sonnabend. Ihm zufolge verzeichnen die vier städtischen Krankenhäuser seit diesem Tag einen sprunghaften Anstieg der Covid-19-Fallzahlen. Sczuplinski sagt, dass momentan 150 Betten für Corona-Patienten in den Kliniken des Verbundes bereitstehen und 109 Menschen wegen des Virus behandelt werden müssen, 21 davon auf der Intensivstation. Hinzu kommen 37 Verdachtsfälle in den Isolierbereichen. Ihm zufolge könnten die Kapazitäten ohne lange Vorlaufzeit erweitert werden.
Nach seinen Zahlen kommt das Klinikum Nord derzeit auf 19 Corona-Patienten – und auf neue Höchstwerte. Sczuplinski hat die Statistiken verglichen. Waren im Frühjahr zwölf Fälle auf der Covid-Station viel, haben es die Mediziner und Pflegekräfte jetzt schon mal mit doppelt so vielen Erkrankten auf einen Schlag zu tun. Der Unternehmenssprecher sagt, dass im Krankenhaus an der Hammersbecker Straße die drittmeisten Corona-Patienten versorgt werden und die meisten in den Kliniken Mitte und Ost. Auf der Covid-Station in Nord stehen momentan 30 Betten bereit. Dazu kommen noch mal neun Behandlungsplätze auf der Intensivstation des Krankenhauses.
Auch wenn die Fallzahlen höher sind als im Frühjahr, musste das Klinikum bisher nicht machen, was es damals machen musste: Operationstermine verschieben, um auf weitere Covid-Patienten vorbereitet zu sein. Sczuplinski sagt, dass im Herbst kein einziger Eingriff wegen Corona abgesagt werden musste. Ihm zufolge läuft der Betrieb in den vier OP-Sälen des Krankenhauses wie gewohnt, jedenfalls noch. Nach seinen Worten beobachtet der Klinikverbund die steigenden Fallzahlen mit Sorge. Er schließt nicht aus, dass – sollten sie weiterhin so schnell zunehmen – die Krankenhäuser irgendwann wieder dazu übergehen müssen, Operationen zu streichen, um ausreichend Personal für Covid-Fälle zu haben.
Pensum zurückgefahren
Dass es zurzeit noch ausreicht, hat mit anderen Einschränkungen im Leistungsspektrum des Klinikums zu tun. Sczuplinski spricht von einem internen Umplanungsprozess: Statt Operationen zu streichen, werden entweder Stationen eingeschränkt betrieben oder komplett geschlossen. Im Fall des Nordbremer Krankenhauses ist das Pensum der Inneren und der Chirurgischen Abteilungen zurückgefahren worden, um die Teams der Covid- und der Intensivstation personell zu verstärken. Laut Sczuplinski sind im Krankenhaus an der Hammersbecker Straße aktuell 45 Pflegekräfte für Corona-Patienten im Einsatz.
Um sie zu schützen, gelten beim Klinikverbund mittlerweile striktere Hygienevorgaben als im Frühjahr. Bei Patientenkontakten, Besprechungen und Übergaben haben die Mitarbeiter jetzt sogenannte FFP2-Masken zu tragen. Zu Infektionen kommt es trotzdem immer wieder. Derzeit sind 30 Beschäftigte des Verbundes in Quarantäne, zehn davon aus Bremen-Nord: Vier Klinikkräfte wurden positiv getestet, sechs zu Verdachtsfällen erklärt. In den vier städtischen Krankenhäusern arbeiten 8000 Frauen und Männer.