Aumund-Hammersbeck. Die marode Tennishalle und das Vereinsheim des Vegesacker Tennisvereins von 1908 an der Dobbheide 90 sind bereits abgerissen worden. Die Arbeiter waren angerückt, um Platz für einen Kita-Neubau an dieser Stelle zu machen. Laut Philip Nitzsche, geschäftsführender Gesellschafter der Rhein Group, Investor des Projekts, ist inzwischen auch signalisiert worden, dass die Baugenehmigung bald kommt. „Wir sind auf der Zielgeraden“, zeigt er sich zuversichtlich, die Kita nun für die Fröbel-Gruppe aus Berlin als Träger verwirklichen zu können. Der Bau einer weiteren Kita an der Farger Straße steht noch ganz am Anfang.
Drei Jahre sind bisher ins Land gegangen, von der Interessenbekundung, an der Dobbheide eine Kita betreiben zu wollen, bis zum jetzigen Tag. Weitere Monate werden bis zur Eröffnung noch vergehen, denn es handelt sich um ein schwieriges Grundstück, das in Aumund bebaut werden soll. Nitzsche rechnet nicht vor Frühjahr 2020 mit der Fertigstellung des zweigeschossigen Gebäudes.
Schon zu Beginn wäre das Projekt beinahe gescheitert. Der Standort für einen Kita-Neubau wurde zuerst aus formalen Gründen abgelehnt. Denn der Bebauungsplan sah für das Grundstück eine Sportfläche vor. Die Tennishalle und das Vereinsheim des Tennisvereins Vegesack von 1908 standen auf dem Gelände. Mit vereinten Kräften von Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt und dem Bauamt Bremen-Nord wurde dann der Weg mit einem Kniff frei gemacht: Im Neubau wird nun zusätzlich ein Fitnesszentrum untergebracht. Das Unternehmen Viva-Fitness zieht in die erste Etage ein, die Kita mit zwei Elementar- und zwei Krippengruppen geht ins Erdgeschoss.
Es dauerte dann auch noch, bis die Vorgaben für die Baugenehmigung abgearbeitet waren. Nitzsche zählt einige Anforderungen auf: ein kompliziertes Schallschutzgutachten, Bodengutachten, Gutachten zum Artenschutz, Befragung der Nachbarn. „Bei öffentlich geförderten Bauten muss man von einer langen Vorlaufzeit ausgehen“, hat sich der Investor zahlreicher Projekte in Bremen inzwischen abgefunden. Er kann sich aber nicht verkneifen, auf Niedersachsen zu zeigen. „In Bremen dauert es immer einen Tick länger.“
Nun rechnet er aber täglich mit der Baugenehmigung. Darum wurden die Gebäude auf dem Grundstück auch schon abgerissen. Der vorgezogene Abriss bringt etwas mehr Zeitersparnis für die Bauphase, die aufgrund der Komplexität ohnehin länger dauern wird als üblich. Nitzsche erklärt, dass aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse eine Auflast von drei Metern Höhe erfolgen müsse. Das heißt, für die Gründung des Neubaus muss Sand aufgefahren werden, der sich mindestens drei Monate lang setzen muss, „damit das Gebäude nicht absackt“. Erst danach könne mit dem Hochbau begonnen werden. Nitzsche schätzt, dass die Bauzeit anschließend zehn Monate dauert. Ende 2019, Anfang 2020 rechnet er mit der Übergabe an die Fröbel-Gruppe, die das Erdgeschoss mieten wird. Dieses Arrangement ist inzwischen auch bei anderen Trägern ein gängiges Modell, das sogenannte Investorenmodell.
Mit der Bremer Rhein Group will die Berliner Fröbel-Gruppe, die Betreiberin von rund 150 Kitas, Horten und Beratungsstellen in zehn Bundesländern ist, auch in der Farger Straße eine Kita verwirklichen. Laut Katrin Kaiser, Projektleiterin für die Region Norddeutschland, hat die Fröbel-Gruppe der Bremer Bildungsbehörde gegenüber Interesse am Grundstück Farger Straße 102 bekundet. „Die Behörde hat jetzt zugesagt“, ergänzt Investor Philip Nitzsche.
Es handle sich in Farge um ein freies, rund 3600 Quadratmeter großes Grundstück. „Mindestens vier bis maximal sechs Gruppen verlangt die Behörde“, so Katrin Kaiser. Eine Detailplanung gibt es aber noch nicht, auch nicht zum Neubau. Dazu ist die Zusage noch zu frisch. „Ich hoffe aber, dass wir hier schneller sein können. Es handelt sich um ein unproblematisches Grundstück“, sagt Nitzsche. Zwei Jahre schätzt er bis zur Eröffnung der neuen Kita.
Die Fröbel-Gruppe, die mit dem geplanten Haus in Farge sechs Einrichtungen in Bremen betreiben wird, will noch weiter im Land Bremen wachsen. „Wir suchen weiterhin geeignete Plätze“, sagt die Sprecherin.
Friedrich-Wilhelm Fröbel – der Vater der Kindergärten
Friedrich-Wilhelm Fröbel gilt als Begründer des Kindergartens. Die Fröbel-Gruppe setzt sich zusammen aus dem Fröbel e.V., der Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH sowie der Fröbel International GmbH. Friedrich-Wilhelm Fröbel, geboren am 21. April 1782 in Oberweißbach, Thüringer Wald, gestorben 21. Juni 1852 in Marienthal, gilt als Begründer der Kindergärten, die davor als Kinderbewahranstalten bezeichnet wurden. Der erste von ihm gestiftete „Allgemeine deutsche Kindergarten“ wurde am 28. Juni 1840 in Bad Blankenburg eröffnet. Fröbel, ein deutscher Pädagoge und Schüler von Pestalozzi, entdeckte als erster die Bedeutung der frühen Kindheit für die Entwicklung. Er entwickelte eine pädagogische Konzeption mit dem Spiel im Vordergrund, das von Erwachsenen gefördert wird. Bildung, Erziehung und Betreuung sind die Konzeptpfeiler, die auch heute noch im Vordergrund stehen, gearbeitet wird nach einer offenen und inklusiven Pädagogik. Damit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gewährleistet werden kann, werden großzügige Öffnungszeiten und wenig Schließtage in den Fröbel-Einrichtungen angeboten. Fröbel entwickelte auch Spiel- und Lernmaterial, beides ist heute noch im Einsatz. „Kompetenz für Kinder“ ist der Leitgedanke der Fröbel-Gruppe, die ihren Hauptsitz in Berlin hat. Das bedeutet, vom Kind aus soll gedacht und gehandelt werden. Inzwischen gibt es in zehn deutschen Bundesländern Kinderbetreuungseinrichtungen wie Kindergärten, Horte und Familienberatungsstellen. Zur Würdigung der Leistungen von Fröbel wird der 21. April, sein Geburtstag, als weltweiter Kindergarten-Tag (Aktionstag) begangen. In den USA ist es der „National Kindergarten Day“. Weltweit gibt es inzwischen Kindergärten, die nach dem „Vater des Kindergartens“ benannt sind.