Im Klinikum Nord ist seit Kurzem wieder fast alles so wie vor dem Virusausbruch Anfang Dezember: Der Krisenstab des Gesundheitsamtes, der vorübergehend im Krankenhaus das Sagen hatte, ist abgezogen. Weil sich die Zahl der Infizierten nicht weiter erhöhte, wurde die Quarantäne im Klinikum aufgehoben. Zwei Wochen hat sie gedauert. Genauso lange wie die erste im Frühjahr. Allerdings hat der erneute Corona-Ausbruch jetzt Konsequenzen, die zuvor nicht gezogen wurden.
Wie beim ersten Fall hatte sich das Virus auch im zweiten auf der Geriatriestation ausgebreitet. Nach Angaben von Frank Wösten war es bei einer Patientin festgestellt worden, bei der ein erster Test negativ ausgefallen war. Der ärztliche Direktor des Klinikums sagt, dass ein Abstrich wiederholt wird, wenn es jemandem während des Aufenthalts im Krankenhaus schlechter geht. So wie der Patientin auf der Geriatriestation. Wösten zufolge ist die Abteilung sofort geschlossen worden. Genauso wie eine Station der Unfallchirurgie, auf der die Frau zwischenzeitlich war – und wo anschließend ebenfalls Corona-Tests positiv ausgefallen waren.
Damit Fälle, bei denen ein erster Abstrich negativ und ein zweiter positiv ausfällt, künftig seltener auftreten können, testet das Klinikum neuerdings anders. Wurde bisher jeder Patient, der ins Krankenhaus kam, einmal auf das Coronavirus überprüft, wird er jetzt quasi doppelt untersucht – sowohl mit einem sogenannten PCR-Test als auch mit einem Antigen-Test. Bei dem einen Verfahren wird das Virus in der DNA gesucht, bei dem anderen in Eiweißbestandteilen. Beim ersten Test liegen belastbare Ergebnisse nach Stunden vor, beim zweiten nach Minuten. Das Krankenhaus hofft, mit der zweifachen Kontrolle nicht nur verlässlichere Befunde zu bekommen, sondern auch Infizierte schneller identifizieren zu können.
Beim Virusausbruch im Dezember waren zunächst 13 Frauen und Männer betroffen, später 18 – zehn Patienten und acht Klinikkräfte. Und damit mehr als im Frühjahr. Damals hatten sich 14 Menschen auf der Geriatriestation des Krankenhauses mit dem Erreger angesteckt. Fast alle zeigten seinerzeit keine Symptome. Genauso wie jetzt. Chefmediziner Wösten sagt, dass das die Testabstriche umso wichtiger macht. Auch deshalb, weil sich das Aufkommen an Covid-19-Fällen im Vergleich zur ersten Corona-Welle verändert hat: Die Zahl der Menschen, bei denen Sars-CoV‑2 eine Lungenkrankheit auslöst, ist deutlich höher als Anfang des Jahres.
Ursprünglich als erste Anlaufstellen für Viruserkrankte
Im Oktober kam das Krankenhaus an einem Tag auf 19 Covid-Patienten, im November auf 23 – und damit auf einen neuen Höchstwert. Zum Vergleich: Bei der ersten Welle im Mai galten im Nordbremer Klinikum zwölf Covid-Fälle als viel. Nach Angaben des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord werden im Krankenhaus an der Hammersbecker Straße inzwischen die drittmeisten Corona-Patienten versorgt und die meisten in den Kliniken Mitte und Ost. Beide Häuser sind ursprünglich als erste Anlaufstellen für Viruserkrankte in Bremen genannt worden. Mittlerweile hat jedoch jedes der vier kommunalen Krankenhäuser eine spezielle Covid-Station mit gesondertem Isolierbereich.
Auf der im Klinikum Nord sind momentan 18 Frauen und Männer, bei denen das Virus nachgewiesen wurde. Zudem gibt es acht Verdachtsfälle. Vier Patienten sind mittlerweile auf der Intensivstation, eine Person muss beatmet werden. Anfang Dezember waren es noch vier Infizierte, die Hilfe beim Atmen brauchten. Nach den Zahlen des Klinikverbundes stehen auf der Covid-19-Station in Nord rund 30 Betten bereit. Dazu kommen noch mal neun Behandlungsplätze auf der Intensivstation. Wösten sagt, dass die Teams in den gesonderten Klinikbereichen zwar mehr zu tun haben als bei der ersten Corona-Welle, die Kapazitäten des Krankenhauses und die Ausstattung des Personals mit Schutzausrüstung aber ausreichend sind. Zumindest bisher.
Weil für ihn alles eine Momentaufnahme ist, will der ärztliche Direktor nicht darüber spekulieren, wie sich die Zahl der Fälle in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln könnte. Fest steht für Wösten nur, dass bei den Covid-19-Patienten im Klinikum der Verlauf der Krankheit unterm Strich nicht so schwer ist wie im Frühjahr. Und dass wie bei der ersten Corona-Welle auch bei der zweiten vor allem ältere Menschen betroffen sind. Ihm zufolge gelten für sie deshalb besondere Vorkehrungen zum Schutz, insbesondere dann, wenn sie in einer Pflegeeinrichtung wohnen. Der Chefmediziner sagt, dass Senioren, die betreut werden, nicht ohne vorheriges Testergebnis aus dem Krankenhaus entlassen werden.
So will es das Gesundheitsamt. Und auch, dass Ältere, selbst wenn sie im Klinikum negativ getestet wurden, im Heim erst mal vorsorglich isoliert werden. Laut Wösten können jedoch auch Senioren das Krankenhaus verlassen, bei denen das Virus nachgewiesen wurde – allerdings in diesen Fällen ausschließlich in Absprache mit der Behörde und nur dann, wenn die Pflegeeinrichtung eine Quarantäne möglich machen kann. Der Chefmediziner sagt, dass es immer wieder vorkommt, dass Ältere nach Abschluss der Behandlung im Krankenhaus bleiben, weil nicht jedes Heim die Räume und das Personal für die Versorgung von Corona-Fällen hat. Nach seiner Rechnung braucht es für Virus-Patienten doppelt so viele Pflegekräfte wie für andere Erkrankte.