Bremen-Nord. Der Umweltbetrieb Bremen kümmert sich stadtweit um 45 Hektar Spielplatzfläche. Das sind rund 63 Fußballfelder mittlerer Größe. Für Bremen-Nord berechnet, macht das rund zwölf Fußballfelder aus. Anders ausgedrückt: Arne Wittkop, als Referatsleiter beim Umweltbetrieb für Bremen-Nord zuständig, hat sich in seinem Gebiet um „circa“ 105 Spielfreiräume zu kümmern. Kümmern bedeutet: regelmäßige Inspektionen, das Abstellen akuter Mängel, insofern Verletzungsgefahr besteht, und schließlich Sanierung, Bau und/oder Umbau der Spielanlage oder des Spielgeräts. Bei einem Ortstermin werden diverse Mängel am Spielschiff am Hafen entdeckt.
Unterschiedliche Bedarfsträger
Hört sich einfach an, kann aber kompliziert werden, weil Spielplatz und -gerät sich in der Regel im Verantwortungsbereich anderer städtischer „Bedarfsträger“ befinden. Beispiele dafür finden sich bei Spielgeräten auf dem Schulhof (Senatorin für Kinder und Bildung) oder solchen auf städtischem Kindergartengelände (Stadteigene Gesellschaft Kita Bremen). In der Darstellung des Umweltbetriebs lautet das so: „Auf den Spielplätzen sorgen wir für immer neue spannende Spielelemente und kümmern uns um die Sicherheit der Spielgeräte.“ Mehr noch: „Unsere Ingenieure entwickeln laufend neue und ergänzende Ideen zu den Freiflächen und setzen diese auch mit ihrer örtlichen Initiative um.“
Wie aber steht es um das Spielschiff am Vegesacker Hafen, gebaut 2006 von der Bremer Bootsbau Vegesack? Kosten damals: knappe 100 000 Euro: „Hier sind“, stellt Arne Wittkop beim Rundgang fest, „im Alterungsprozess Mängel aufgetreten, die in Summe die Verkehrssicherheit beeinträchtigen“. Auf dem Laufsteg ist eine Geländerstange herausgebrochen: „Eine Kopffangstelle.“ Er findet noch eine weitere Fangstelle für Finger. Die Decksbeplankung hat sich im Laufe der Zeit verschoben, sodass sich oberhalb einer Kletterwante ein Spalt gebildet hat, den man von unten nicht sehen kann. Beim letzten Klimmzug ans Deck suchen die Finger immer den nächsten besten Halt – und geraten hier womöglich in eine Falle, auf die zumindest ein kleines Kind nicht gefasst sein kann.
„Es geht hierbei um Risiken, die das Kind nicht erkennen kann“, bekräftigt Wittkop. Anders sei das bei freiem, einzusehendem Abrieb. Zum Beispiel bei einem freiliegenden Schwebebalken. „Hier kann auch ein Kind sehen, dass das Teil morsch, ausgefasert, vom Moos befallen ist und kann damit im Rahmen seiner Möglichkeiten umgehen.“ Wie überhaupt bei offenen Faulstellen, wie sie auch jüngst beim Spielplatz auf der Bahrsplate bemängelt wurden. Nicht schön, gibt Wittkop zu, aber auch nicht gefährlich. „Das wird aber abgearbeitet.“ Ein weiteres Beispiel offen einzusehender Mängel sei auch eine Hecke oder ein Strauch mit Dornen, wie man die gelegentlich auch auf Spielplätzen findet. „Hier lernt das Kind, damit umzugehen, hier weiß es, wenn‘s piekt, wenn’s wehtut.“ Anders sei das eben mit Material, dessen Zustand von außen betrachtet nur Sicherheit vortäuscht. Beim Spielschiff zum Beispiel Leitersprossen, die „abgängig“, also an- oder gar durchgefault sind. Zum Beleg scharrt Wittkop mit der Schuhspitze den Sand am Leiterfuß weg und legt das morsche Holz frei, so morsch, dass man meint, es müsste im Dunkeln leuchten. „Auch die Unterzüge des Deckbelages sind an den oberen Zentimetern durchgängig morsch, wodurch die Beplankung ihren Halt verliert“, und sich, wie schon gesehen, ein Spalt entstehen kann und zur Fingerfalle wird. „Die Pfosten sind noch recht gut“, versichert der Referatsleiter, „aber das Holzdeck muss, samt Unterzügen, komplett ausgetauscht werden“.
Eine Hausnummer, deutet er an, die man wohl nicht so mal aus der Portokasse bezahlt. Auch die große Rutsche weist erhebliche Mängel auf. Allein die Naht zwischen Rutschfläche und -geländer rostet vor sich hin. Folge: Man kann sich an aufgeworfenem Farbanstrich und an Rostkanten verletzen.
Einerseits, ergänzt Umweltbetriebssprecherin Kerstin Doty, sei das Sicherheitsbedürfnis der Eltern sehr groß. Auch und vor allem das subjektive. „Verfaultes Holz, Splitter reingezogen und schon gibt es Beschwerden.“ Bei den angeführten Beispielen sei eben nicht nur ein subjektives Sicherheitsgefühl betroffen. „Das sind Mängel, die allein nach DIN-Vorgaben behoben werden müssen.“ Grundsatz beim Umweltbetrieb sei: „Alle für das Kind nicht sichtbaren Gefahren müssen wir beseitigen.“ Prüfer gingen eben entsprechend dieser Vorgabe vor, wobei natürlich auch Gefahrenstellen überprüft werden, die man kenne.
Wann das Spielschiff repariert, saniert oder gar neu gebaut wird, kann die Sprecherin noch nicht sagen. Man sei derzeit im Gespräch mit dem Bauamt Bremen-Nord, dem Amt für Soziale Dienste und der Behörde für Umwelt, Bau und Verkehr, eben: mit den Bedarfsträgern. „Die weitere Vorgehensweise muss abgestimmt werden.“ Abschließend versichert die Sprecherin des Umweltbetriebs: „Viele Holzspielgeräte haben nach fünfzehn, zwanzig Jahren eben ein kritisches Alter erreicht. Aber wir behalten das im Blick.“
Auch die Sozialbehörde passt auf. „Wie wir wahrnehmen“, sagt Behördensprecher Bernd Schneider, „wird das Schiff gut genutzt. Einerseits bei Ausflügen von Familien mit Kindern, aber auch von Kindern von Schule und Kindergarten in der Nähe“. Man sei dabei, an einer Lösung zu arbeiten. „Wie, das muss sich zeigen“, meint Schneider. Was man brauche, sei erst einmal ein Kostenvoranschlag vom Umweltbetrieb mit der jeweiligen Option Reparatur oder Neubau. Welcher Zeitraum dabei anzunehmen sei, sagt der Sprecher, hänge eben von der jeweiligen Option ab.
Eine Wiederherstellung wäre recht unkompliziert. Im Falle eines Neubaus, welcher Gestalt auch immer, müsse man natürlich mit mehr Planungszeit rechnen. „Eingeschlossen ist bei einem Neubau dann natürlich auch eine Beteiligung von Kindern.“ Auch diverse Institutionen wie unter anderem der Verein Spiel-Landschaft Stadt sollen gehört werden.