Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Kreisverwaltung will zweiten Standort in Osterholz-Scharmbeck aufbauen Pestalozzischule wird zum "Kreishaus II"

Um der Raumnot im Osterholzer Kreishaus zu begegnen, will die Kreisverwaltung in der Kreisstadt einen zweiten Standort für sich schaffen: Bis 2018 sollen mehrere Ämter in die erst vor zehn Jahren errichtete Pestalozzischule Am Osterholze umziehen.
18.10.2014, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Lutz Rode

Um der Raumnot im Osterholzer Kreishaus zu begegnen, will die Kreisverwaltung in der Kreisstadt einen zweiten Standort für sich schaffen: Bis 2018 sollen mehrere Ämter in die erst vor zehn Jahren errichtete Pestalozzischule Am Osterholze umziehen. Die Förderschule wird sich wegen der Regelungen des Landes zur Inklusion mittelfristig auflösen. Der Kreistag hat jetzt den Umbau- und Umzugsplänen zugestimmt und will auch viel Geld dafür bereit stellen.

Die 20 Mitarbeiter des Planungs- und Naturschutzamtes des Landkreises Osterholz sitzen auf gepackten Koffern. Im November schon sollen die Kreisbediensteten den Anfang machen und in einen derzeit leer stehenden Block im zweiten Obergeschoss der Pestalozzischule umziehen.

Ihnen werden bis 2018 weitere Ämter folgen: Umweltamt, Bauordnungsamt, Wirtschaftsförderung, Veterinäramt und Gesundheitsamt stehen auf der Umzugsliste, die der Kreistag in dieser Woche befürwortet hat. 120 Arbeitsplätze werden an den neuen Standort verlagert.

Schon seit längerem plagen die Kreisverwaltung akute Raumprobleme. Weil Aufgaben und Arbeitsplätze hinzugekommen sind und immer mehr Beschäftigte in Teilzeit arbeiten, platzt das rund 4000 Quadratmeter große Kreishaus aus allen Nähten. Wie eng es inzwischen geworden ist, zeigt ein Blick ins Ordnungsamt oder das Jugendamt: Die Schreibtische stehen in den Großraumbüros eng an eng, die Licht- und Luftverhältnisse lassen teilweise zu wünschen übrig. Bürger müssen befürchten, dass sie ihre Anliegen nicht vertraulich besprechen können, weil am Nachbartisch auch gerade jemand sitzt, der alles mithören kann.

Die Kreisverwaltung sieht schon seit Jahren, dass sich etwas ändern muss. Mit den Umnutzungsplänen für die Pestalozzischule zum neuen „Kreishaus II“ hat sie nun eine Antwort darauf gefunden. Landrat Bernd Lütjen ist überzeugt, dass mit dem neuen Raumkonzept und dem Aufbau eines zweiten Standortes eine „sehr gute Lösung“ gefunden worden ist, die bessere Bedingungen für Mitarbeiter der Verwaltung und die Kunden mit sich bringe. „Für den Landkreis ist das eine einmalige Chance, die wir nutzen wollen“, sagt Lütjen.

Dass der Betrieb von zwei Standorten einen höheren Aufwand mit sich bringt, etwa bei der Postverteilung, räumt der Landrat ein. „Doch das ist alles machbar“. Er hat im Internet nachgeschaut und herausbekommen, dass beide Standorte gerade mal einen Kilometer auseinander liegen.

Kreisdezernent Werner Schauer nennt es „einen Glücksfall“, das die Pestalozzischule auf absehbare Zeit frei wird. Alle anderen angedachten Lösungen wären unterm Strich deutlich teurer geworden: So wurde auch überlegt, einen Neubau oder Anbau am Kreishaus zu errichten, der aber schon für 60 Arbeitsplätze rund vier Millionen Euro gekostet hätte. Auch der Ankauf und der Umbau des alten Postgebäudes in der Bahnhofstraße oder die Anmietung der Räume von dem Investor, über die ebenfalls nachgedacht wurde, hätte eine finanzielle Belastung in ähnlicher Größenordnung mit sich gebracht.

Die jetzige Lösung wird den Landkreis unterm Strich bis 2018 rund 2,95 Millionen Euro kosten, rund eine Million Euro fließen in die 2200 Quadratmeter große Pestalozzischule, rund zwei Millionen Euro in den Umbau des Kreishauses. Alles soll ohne Kredite finanziert werden. Rechnen soll sich das auch, weil die Verwaltung andere Standorte aufgeben will, bei denen teure Sanierungen anstehen: so die ehemalige Landwirtschaftsschule an der Bremer Straße, wo heute Teile des Jugendamtes untergebracht sind, oder aber das Gebäude des Gesundheitsamtes in der Heimstraße.

Die vorgesehene Verlagerung mehrerer Ämter an den zweiten Standort soll zugleich Platz schaffen im alten Kreishaus. In der Mitte der beiden Großraumbüros sollen zum Beispiel Beratungs- und Besprechungsräume geschaffen werden. Im Jugendamt wird es künftig auch einen zentralen Wartebereich geben, und ein Kinderspielzimmer soll ebenfalls eingerichtet werden. Derzeit warten die Besucher im Treppenhaus auf ihre Gesprächspartner.

Bei der Suche nach einem zweiten Standort hat der Kreisverwaltung die Landespolitik in die Karten gespielt: Die will bekanntlich die Inklusion voranbringen, also den gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülern. Das bekommt die Pestalozzischule schon heute zu spüren: Neuanmeldungen für die fünften Jahrgänge lassen sich an einer Hand abzählen, 62 Kinder und Jugendliche werden derzeit insgesamt noch unterrichtet. Ab dem Schuljahr 2015/2016 sollen alle Schüler der fünften Klassen, die Unterstützung beim Lernen benötigen, generell an den Allgemeinbildenden Schulen unterrichtet werden – die Förderschule wird zu einem Auslaufmodell.

Überlegt hatte die Kreisverwaltung zwischendurch auch, die Pestalozzischule den Berufsbildenden Schulen (BBS) gleich nebenan zur Verfügung zu stellen. Die Idee, so berichtet Werner Schauer, wurde nach genauerem Hinsehen aber schnell wieder verworfen: Die Klassenräume der Pestalozzischule seien vergleichsweise klein, der Zuschnitt des Gebäudes entspreche nicht den Bedürfnissen der BBS. Deren Raumprobleme will man nun in den Griff bekommen, wenn die Sanierung der Hauptstelle ansteht, sagt Schauer. So könnten passgenaue Lösungen gefunden werden.

Die Pläne der Kreisbehörde werden von der Politik mitgetragen: Einstimmig sprach sich der Kreistag für die vorgeschlagene Vorgehensweise aus. Wilfried Pallasch (Wählergemeinschaft) findet es richtig, dass die Ämter an einen zweiten Standort verlagert werden, um so die Raumprobleme im Kreishaus zu lösen.

Der Abgeordnete aus der Kreisstadt regte an, mit dem Land Gespräche darüber zu führen, ob nicht das frei werdende Gebäude des Gesundheitsamtes künftig von einer Landesbehörde genutzt werden könne. Das würde Osterholz-Scharmbeck als Behördenstandort stärken. Landrat Bernd Lütjen ist eher „verhalten optimistisch“, dass das gelingen könnte. Er will auch Gespräche mit der Stadt über die frei werdende Immobilie führen, die dem Land gehört.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Einwilligung und Werberichtlinie

Das kompakte Nachrichten-Update für den Landkreis Osterholz und umzu. Lesen Sie Montag bis Freitag jeden Abend die wichtigsten Nachrichten aus Ihrer Region.

Schließen

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)