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Silvestervorfälle in Grohn Thema in Beirat Polizei spricht von „Grundrauschen“

In der Silvesternacht hantierten Feiernde in Grohn mit einer Schreckschusswafffe und einer Anscheinswaffe . Jetzt hat der Regionalausschuss Nord über die Lage diskutiert.
18.01.2019, 17:40 Uhr
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Von Martin Prigge

Mit den Vorkommnissen in der Silvesternacht an der Grohner Düne hat sich jetzt der Vegesacker Beirat beschäftigt. Zum Jahreswechsel hatten, wie berichtet, Feiernde vor der Düne mit einer Schreckschusspistole und einer sogenannten Anscheinswaffe in Richtung der Polizei gezielt. Danach war eine Diskussion über das zurückhaltende Verhalten der Polizeibeamten sowie die Informationspolitik entbrannt.

Um über den Vorfall an der Grohner Düne aufzuklären, waren im Sitzungssaal des Ortsamtes der Leiter der Direktion Einsatz der Bremer Polizei, Rainer Zottmann, und der Leiter des Polizeikommissariats Bremen-Nord, Ralf Töllner, zu Gast. Zottmann betonte zunächst, dass man nach den Vorkommnissen in der Silvesternacht 2017, als zwei Streifenwagen-Besatzungen aus einer Gruppe von 30 Personen heraus angegriffen worden waren und sich zurückziehen mussten, für den jetzigen Jahreswechsel vorab eine Prognose des benötigten Einsatzpersonals erstellt habe. Doppelt so viele Streifenwagen seien im Bremer Norden positioniert worden.

"Neues Phänomen"

„Die Kollegen haben keine Besonderheiten festgestellt“, sagte Rainer Zottmann. Als ein „neues Phänomen“ bezeichnete der Direktionsleiter allerdings das Auftauchen von Schreckschuss- und Anscheinswaffen. Die Polizisten hätten jedoch an den Waffenaufsätzen und den Knallgeräuschen erkannt, dass es sich nicht um scharfe Schusswaffen gehandelt habe. „Sie haben die Gruppierungen mit den Kameras der Streifenwagen beobachtet“, berichtete Zottmann. Ein Eingreifen sei aufgrund der Lagebeurteilung vor Ort nicht beschlossen worden – auch um eine Eskalation und eine mögliche Straßenschlacht zu verhindern. Zottmann sprach in Bezug auf die Situation an der Düne von einem „Grundrauschen“, dass es in der Silvesternacht in der ganzen Stadt gebe, so auch in Tenever oder an der Schlachte. „Aber wir erwarten Respekt, auch in solchen Nächten“, urteilte der Polizeibeamte. Würden Anscheinswaffen öffentlich gezeigt, sei das nicht nur verboten, sondern „absolut gefährlich, besonders für denjenigen, der sie führt, falls er nur eine falsche Bewegung macht.“

Plädoyer für mehr Prävention

Rainer Zottmann plädierte in der Beiratssitzung für eine verbesserte Präventionsarbeit. „In vielen Ländern ist Straßenfeuerwerk unbekannt. Viele Migranten haben deshalb das Gefahrenbewusstsein nicht. Einen sorglosen Umgang mit Feuerwerk stellen wir immer wieder fest.“ Die Sorglosigkeit der friedlichen Menschen paare sich zudem mit den Leuten, die „gezielt und unanständig im Rahmen eines Straftatbestands auf vorbeifahrende Fahrzeuge schießen“.

Den Vorwürfen einer mangelhaften Informationspolitik entgegnete der Direktionsleiter: „Wir haben nichts verheimlicht.“ In diesem Jahr werde an der Grohner Düne ein Videowagen stehen, der aufzeichnen soll, ob erneut Schusswaffen gezeigt werden. Das Thema Schreckschuss- und Anscheinswaffen müsse auch gesellschaftlich debattiert werden, sagte Rainer Zottmann und erntete dafür Applaus im vollen Sitzungssaal.

"Es gab keine rechtsfreien Räume"

„Ich habe die Nacht tiefenentspannt erlebt. Die Kollegen haben sich nicht angegriffen gefühlt, es gab keine rechtsfreien Räume“, betonte Kommissariatsleiter Ralf Töllner. Für ihren Einsatz dankten die Beiratsmitglieder den Polizeibeamten parteiübergreifend. Die Deeskalationsstrategie der Polizisten begrüßte Beiratssprecher Jürgen Hartwig (SPD). „Das war eine kluge Defensivstrategie, die verhindert hat, dass wir in der Neujahrsnacht im Chaos gelandet sind“, so Hartwig. Gleichwohl sei das Thema Anscheinswaffen „beunruhigend“. Cord Degenhard, Fraktionschef der Wählergemeinschaft „Bürger in Wut“, forderte hingegen ein offensiveres Vorgehen: „Man muss nicht nur die Waffen von der Straße schaffen, sondern auch die Leute, die gegen das Gesetz verstoßen.“ Selbst mit der doppelten Anzahl von Einsatzkräften seien solche Vorfälle aber nicht zu verhindern, entgegnete Rainer Zottmann.

Schließlich merkte Eyfer Tunc (SPD) am Ende einer hitzigen Debatte an, dass die Jugendlichen aus der Düne, mit denen sie arbeite, nicht einmal mitbekommen hätten, was an der Düne passiert sei. „Ich wohne selbst dort und mich stört die grundsätzliche Pauschalisierung“, gab Tunc zu Bedenken und erntete dafür ebenfalls Beifall.

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