Unter den Aktivisten, die am Wochenende hunderte rechte Aufkleber in Vegesack verteilt haben, gibt es Kontakte zur NPD und zur Partei "Die Rechte". Zwei Männer sind dem Staatsschutz schon länger als Rechtsextremisten bekannt. "Die Übergänge zwischen Parteien, militanten Kameradschaftskreisen und Hooligangruppen sind fließend", sagt Tim Ruland, Sprecher der Bremer Linksfraktion.
In den Aktionsfeldern sehe er Überschneidungen bis zur AfD. "Die Nazis aus dem Umfeld von ,Die Rechte' haben in den vergangenen Jahren immer wieder solche Aktionen gemacht." Die Partei wurde 2012 gegründet. Christian Worch hat die Splitterpartei mitgegründet und war bis 2012 deren Vorsitzender. Der mehrfach einschlägig vorbestrafte Rechtsextremist ist seit Jahrzehnten einer der führenden Köpfe der Neonazi-Szene.
Rechte Parolen
Sieben Männer zwischen 23 und 45 haben am Sonnabend rund 400 Aufkleber mit rechten Parolen in Vegesack verteilt. Auch am Glaszaun der Jacobs-University wurden Aufkleber angebracht. Zu den Parolen zählen "Ausländer raus", "Patrioten willkommen" sowie "Ruhm und Ehre dem deutschen Soldat". Anwohner meldeten die Gruppe der Polizei.
Diese stellte die siebenköpfige Gruppe und beschlagnahmte 400 weitere Aufkleber. Die Verdächtigen stammen aus Bremen, Bremerhaven und aus der Umgebung von Bremerhaven, hieß es vom Polizeisprecher Horst Göbel. Zum Hintergrund der Tat recherchiere der Bremer Staatsschutz noch. Die Gruppe soll jedoch auch für ähnliche Aufkleber-Aktionen im Juni in Bremerhaven verantwortlich sein.
Dadurch, dass die Gesellschaft derzeit stärker nach rechts rücke, fühlten sich rechte Kräfte sicherer und bestärkt darin, solche Straftaten zu begehen, sagt Ruland. "Auch wenn die Naziszene in Bremen und Bremerhaven vergleichsweise schwach organisiert ist, müssen wir solche Vorfälle sehr ernst nehmen", fordert er.
Synagoge und Moschee betroffen
Bremen ist durch die große Studierendenschaft und die eher linken Werder-Fankreise nicht als Neonazi-Hochburg bekannt. Dennoch kommt es immer wieder zu rechten Aktionen: Im Juni 2016 zogen 44 Neonazis und rechte Hooligans mit bengalischen Fackeln über den Campus der Uni Bremen. Im August 2017 wurde ein Gedenkstein vor der Bremerhavener Synagoge mit Hammerschlägen beschädigt.
Einen Monat später wurde die Fatih-Moschee in Gröpelingen mit rassistischen Parolen beschmiert worden. Im November wurde ein Hakenkreuz auf die Synagoge in Bremerhaven gesprüht. Im Dezember beschmierten Unbekannte den Denkmal-Bunker Valentin mit einer rechten Parole.
Bremen beherbergt einige bekannte Personen der rechten Szene: "Endstufe" und "Kategorie C" etwa zählen zu den bundesweit wichtigsten Rechtsrockbands. Robert Teske und Marvin Mergard von der Bremer AfD-Jugendorganisation "Junge Alternative" pflegen übereinstimmenden Medienberichten zufolge Kontakte zur "Identitären Bewegung". Der Verfassungsschutz stuft die Gruppierung als rechtsextremistisch ein. Im Mai 2017 besetzten Aktivisten das Segelschiff Alexander von Humboldt an der Schlachte und hissten ein fremdenfeindliches Banner.