Osterholz-Scharmbeck. Vor 250 Seminarteilnehmern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hat die Lern-Trainerin und Sachbuchautorin Vera F. Birkenbihl in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck ihr 40-jähriges Berufsjubiläum gefeiert. Birkenbihl verband die zweitägige Veranstaltung am Wochenende mit drastischer Kritik am Bildungssystem. 'Schule behindert das Lernen und spuckt Behinderte aus', war eine der harschen Aussagen der 64-Jährigen, deren Publikationen nach Verlagsangaben eine Auflage von zwei Millionen Exemplaren überschreiten.
Birkenbihls Themen sind vor allem 'Gehirn-gerechtes' Lernen und Lehren, analytisches und kreatives Denken sowie die Persönlichkeitsentwicklung. Als ihr bekanntestes Buch gilt 'Stroh im Kopf? Vom Gehirn-Besitzer zum Gehirn-Benutzer', das zum Jahresanfang in der 50. Auflage erschien und nach Verlagsangaben knapp 700000 Mal verkauft wurde. Als 'Hauptbuch' aber bezeichnet Birkenbihl 'Trotzdem lehren', das sich als 'Gegengift' gegen langweilige Unterrichtsroutinen versteht und auf die Aktivierung von 'Neuro-Mechanismen' setzt.
Birkenbihls Credo: 'Es gibt keine trockene Theorie, nur trockene Theoretiker.' Zu Letzteren lässt sich die Entwicklerin einer eigenen Sprachlern-Methode nicht zählen, das zeigte die Veranstaltung am Wochenende. Birkenbihl, die in Bayern aufwuchs, in den USA studierte und seit Ende 2008 im Landkreis Osterholz lebt, dozierte lebhaft, durchaus humorvoll und anschaulich, allerdings auch garniert mit Kraftausdrücken. Insbesondere wenn sie über das deutsche Bildungssystem sprach, verwandte sie nicht druckbare Kommentare. Dass die Schule das Heranwachsen behindere und 'geistige Krüppel' produziere, viele Hochbegabte auf dem 'Sondermüll' landeten, waren noch harmlosere Formulierungen. Aus Birkenbihls Sicht steht jedenfalls fest: Immer noch werde zu viel mechanisches Pauken statt intelligentes Lernen abgefordert, werde der Leistungsgedanke zu hoch gehängt.
Birkenbihls Konzepte sind nicht unumstritten. Sie selbst sagte dem OSTERHOLZER KREISBLATT: 'Von der Wissenschaft fühle ich mich nicht Ernst genommen', der Prophet gelte nichts im eigenen Land. Der Hochschulanzeiger der FAZ schrieb gar, das Buch 'Stroh im Kopf?' sei zwar der 'Klassiker unter den Lern-Ratgebern', bausche das Thema Lernen aber 'reichlich' auf: 'So mancher Tipp ist kalter Kaffee.' Die FAZ war es aber auch, die einen langen Text Birkenbihls über Spiegelneuronen und Gehirntraining veröffentlichte.
'Sie hat neue, interessante Ansätze, die an der Universität nicht erwähnt werden', sagte Andreas Maurer während einer Seminarpause. Der Student der Wirtschaftspädagogik war eigens aus Stuttgart angereist, um Birkenbihl live zu erleben. Ihre Methoden, etwa in Bezug auf das Erlernen von Sprachen, sieht Maurer als 'gute Ergänzung'. Die Konzepte seien keinesfalls pseudo-wissenschaftlich, diesen Eindruck könnten nur Menschen gewinnen, die sich nicht mit den Inhalten beschäftigt hätten. Karsten Kuhlemann, Jurist aus Wuppertal und nach eigenen Angaben häufig auf Weiterbildung, lobte, dass Birkenbihl ihre Arbeit immer weiter fort entwickle. Er selbst habe ihre Empfehlungen in seiner täglichen Arbeit als Rechtsanwalt bereits umgesetzt und sich dabei neue Denkweisen erschließen können.
Neues plant Birkenbihl mit ihrer im Entstehen begriffenen 'Internet-Akademie'. Die Web-Präsenz soll den Zugang zu Seminaren und Lesungen, Workshops und Videos erschließen und das Werk Vera Birkenbihls präsentieren. Laut Flyer ist damit unter anderem das schnelle und einfache Lernen einer Fremdsprache möglich, ohne dass Vokabeln mühselig gepaukt werden müssten. Weitere Adressen der Trainerin - die 135 Tipps, Techniken, Methoden entwickelt haben soll - sind der Blog www.hintertreppe.com und die Internetseite www.birkenbihl-insider.de.