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Fast-Food-Kette in Vegesack Strafzettel nach dem Burger

Jörn Winzen will die Fast-Food-Kette McDonald's künftig meiden. Weil er auf dem Vegesacker Restaurantgelände Am Rabenfeld keine Parkscheibe genutzt hat, soll er jetzt 30 Euro zahlen.
16.10.2018, 17:42 Uhr
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Von Imke Molkewehrum

Vor 35 Jahren hat Jörn Winzen in Oldenburg seinen ersten Burger bei McDonald's verspeist und der Fast-Food-Kette bisher die Treue gehalten. Aber jetzt ist dem Nordbremer der Appetit vergangen. Der Grund: Bei seinem letzten Besuch einer McDonald's-Filiale an der Straße Am Rabenfeld verpasste ihm die Firma „Park & Control“ auf dem Kundenparkplatz ein Knöllchen über eine sogenannte Vertragsstrafe in Höhe von 30 Euro. „Das ist aus meiner Sicht illegale Straßenräuberei“, sagt der Bankkaufmann aus Aumund. „Ich habe die Hinweisschilder überhaupt nicht gesehen.“

In zwei Fahrzeugen sei er gemeinsam mit einem Bekannten zum Schnellrestaurant gefahren. Tatsächlich stehe an der Einfahrt ein großes Hinweisschild mit dem Verweis auf die 60-minütige Maximal-Parkzeit und die Pflicht, eine Parkscheibe ins Auto zu legen. „Wenn man es weiß, sieht man das Schild, aber wir waren hungrig und haben es nicht wahrgenommen“, betont Winzen.

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Prompt hat er nach einem 30-minütigen Aufenthalt ein gelbes Strafticket an der Windschutzscheibe vorgefunden. Sein Begleiter habe 20 Meter weiter geparkt und kein Knöllchen gekriegt. Dieses System, auf einem Kundenparkplatz Geld zu verlangen, ist frech – "eine Nepper, Schlepper, Bauernfänger-Methode“, findet Jörn Winzen. In Zukunft will er seine Burger nur noch bei der Konkurrenz verzehren. „Die sind ebenso gut.“

Seinem Unmut hat der 54-Jährige aber noch Luft gemacht und sich schriftlich bei McDonald's beschwert. „Ich habe den Text sogar übersetzt und an einen Verteiler in den USA geschickt. Sollte er nun eine Entschuldigung erhalten, werde er wieder zu McDonald's gehen, sagt Winzen. Andernfalls habe die Fast-Food-Kette jetzt einen Stammkunden weniger. „Damit haben die sich ins Knie geschossen. Das ist betriebswirtschaftlicher Unsinn.“

Insgesamt habe er jährlich etwa 1000 Euro bei McDonald's ausgegeben, weltweit. „Teilweise haben wir das Essen tütenweise rausgeschleppt, als die Kinder noch klein waren“, sagt Winzen. Parkgebühren seien nirgendwo erhoben worden. Auch eine Parkscheiben-Pflicht sei ihm nie aufgefallen.

Firma kontrolliert Parkplatz

Die mache ja auch keinen Sinn. Schon gar nicht Am Rabenfeld. Nie sei der Parkplatz überfüllt. Fußläufig sei auch wirklich nichts Sehenswertes zu erreichen. „Da ist ja sonst nix.“ Darüber hinaus treffe diese absurde Maßnahme gegebenenfalls auch sozial schwache Familien, die häufig in dem Fast-Food-Lokal anzutreffen seien.

„Ich verstehe den Unmut, mir macht das auch keinen Spaß, aber wir wussten uns nicht anders zu helfen“, sagt Bernd Oude Hengel, seit zwei Jahren Franchisenehmer der 23 Bremer McDonald's-Filialen, und betont: „Wir verdienen damit nichts“. Die Parkraum-Überwachungsfirma veranschlage die 30 Euro, „um ihre Kosten zu decken“.

Fakt sei, dass McDonald's-Restaurants häufig an Verkehrsknotenpunkten lägen und die Parkplätze von Fremdparkern genutzt würden. Mit diesem Problem habe er sich auch in Dortmund herumschlagen müssen, wo er 20 Jahre lang als Franchisenehmer tätig war, sagt Oude Hengel. Aber erst in Bremen habe er beschlossen, Parkplätze von der Firma "Park & Control" kontrollieren zu lassen.

„Wir haben inzwischen in Bremen neun Restaurants umgebaut und festgestellt, wie viele Fremdparker da stehen“, erklärt Bernd Oude Hengel und nennt die Filiale in der Vahr als Beispiel. „Nebenan ist ein Fitnessstudio. Sie können sich nicht vorstellen, was man sich da anhören muss, wenn man die Leute bittet, die Fahrzeuge nicht auf unserem Parkplatz zu parken“, erzählt der 51-Jährige. Oude Hengel: „Ich wollte mich nicht länger beschimpfen lassen.“

Kulanzantrag mit einer Quittung vom Essen

Am Rabenfeld habe er den Service beauftragt, weil er hier ein "Park & Ride-Verhalten" beobachtet hat. "Da treffen sich zwei Leute und fahren mit einem Auto weiter. Ich habe sogar schon Leute Koffer umladen sehen." Es sei inakzeptabel, wenn von 50 Parkplätzen 20 belegt seien, im Restaurant aber nur fünf Gäste anzutreffen sind. "Da wird man dann sauer." Immerhin müsse er die Parkplätze instand halten.

Für gewöhnlich seien Am Rabenfeld immer genug Parkplätze frei, räumt Oude Hengel ein. „Aber es gibt auch Peak-Hours, da fehlen dann Plätze.“ Deshalb habe er Anfang August auch in Vegesack das Parkraummanagement beauftragt. Sollte ein Kunde mal die Parkscheibe vergessen, könne er bei „Park und Control“ mit einer Quittung vom Essen einen Kulanzantrag stellen, meint Oude Hengel. „Das sollte funktionieren.“

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Ob jedoch die Chance besteht, die Parkscheiben-Kontrollen in Vegesack alsbald zu beenden, kann der Franchise-Nehmer nicht sagen. „An einigen Standorten sind wir gezwungen, das fortzuführen. Am Rabenfeld müssen wir das noch beobachten. Wenn sich die Fremdparker einen anderen Parkplatz suchen, spricht nichts dagegen, die Kontrollen einzustellen.“

McDonald‘s Deutschland lässt den Franchise-Nehmern in dieser Frage freie Hand. Aus München heißt es: „Das von Ihnen genannte Restaurant wird von einem Franchise-Nehmer als Partner von McDonald's geführt. Grundsätzlich ist es in Deutschland so, dass er als selbstständiger Unternehmer für die Gestaltung seiner Geschäftsabläufe selbst zuständig ist.“ Inzwischen hat Jörn Winzen die Möglichkeit erhalten, die 30 Euro auf Kulanz zurückzubekommen. Doch das, sagt er, reiche ihm als Entschuldigung für einen Meinungswechsel nicht.

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