In anderen Erdgas- und Erdölförderregionen konnten Experten dagegen insgesamt keine Auffälligkeiten feststellen. Es gebe aber den Bedarf für weitere Untersuchungen, unter anderem um einen möglichen Zusammenhang zwischen Erdgasförderung und Krebserkrankungen bei Frauen aufzuklären, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Umweltepidemiologen vom Universitätsklinikum München hatten im Auftrag des Ministeriums Krebsfälle in 15 Landkreisen untersucht.
In der Samtgemeinde Bothel und in der benachbarten Kreisstadt Rotenburg sind nach einer Auswertung des Krebsregisters von 2003 bis 2012 überdurchschnittlich viele Männer an Leukämie und Lymphomen erkrankt. Eine Befragung hatte 2017 ergeben, dass die erhöhte Krebsrate mit nahe gelegenen Bohrschlammgruben zusammenhängen könnte. Diese wurden früher angelegt, um Abfälle aus Erdgasbohrungen zu sammeln.
Das Ministerium lässt nun in einer weiteren Studie untersuchen, wie stark Menschen in der Nähe von Förderstätten und Gruben heutzutage belastet sind. Denn bei den aufgetretenen Krebsarten vergehen oft Jahrzehnte, bis die Krankheit ausbricht. „Viele Menschen, die in der Nähe von Förderanlagen wohnen, sind besorgt und das kann ich gut verstehen“, sagte Ministerin Carola Reimann (SPD). „Wir wollen ausschließen, dass es auslösende Faktoren gibt, die bislang noch nicht beseitigt wurden.“ Erste Ergebnisse sollen 2019 vorliegen.
Klingbeil fordert weitere Untersuchungen
„Ergänzende Analysen erscheinen sinnvoll“, meinte Landrat des Landkreises Rotenburg, Hermann Luttmann, in einer ersten Stellungnahme. Die Verwaltung werde sich den Abschlussbericht genauer anschauen und sich Anfang nächsten Jahres unter anderem mit der Arbeitsgruppe Erdgas- und Erdölförderung im Landkreis Rotenburg zusammensetzen.
Für den SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil ist ebenfalls „klar, dass es für den Landkreis Rotenburg weitere Untersuchungen geben muss“. Die Verunsicherung vor Ort sei groß und absolut verständlich. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann müsse die Planungen des Energiekonzerns ExxonMobil für die Reststoffbehandlungsanlage in Bellen stoppen, bis es Klarheit über die Untersuchungen gibt. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hatte das umstrittene Projekt genehmigt.
Der Abschlussbericht kann im Internet eingesehen werden.