Ökologische Landwirtschaft gewinnt in Niedersachsen zunehmend an Bedeutung. Im Laufe des Jahres 2018 hätten nach aktuell vorliegenden Zahlen weitere 200 Landwirte mit einer Fläche von mehr als 10.000 Hektar auf den ökologischen Landbau umgestellt, sagte Alexandra Schönfeld vom Niedersächsischen Landwirtschaftministerium.
2017 war die Zahl der Öko-Betriebe um rund 150 auf knapp 1800 gestiegen. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums vergrößerte sich die Öko-Fläche damals im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent auf rund 100.000 Hektar. Im Agrarland Niedersachsen sind Bio-Bauern dennoch eine Minderheit. Nur rund vier Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden ökologisch bebaut.
Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen geht davon aus, dass die Zahl der Bio-Höfe in den kommenden Jahren steigen wird. „Die Lage ist sehr gut“, sagte Geschäftsführerin Carolin Grieshop. „Wir rechnen mit weiterem Wachstum.“ Demnach ist es für viele Landwirte wirtschaftlich interessant, auf Ökolandbau umzustellen. Die Nachfrage nach Bio-Waren sei groß, vor allem bei Marktgemüse und Kartoffeln. Bei Bio-Milch sieht sie weniger Wachstumschancen für Öko-Bauern.
Die Landesregierung will den Anteil der Ökobetriebe bis 2025 auf rund zehn Prozent verdoppeln. Nach dem „Aktionsplan Ökolandbau Niedersachsen“ sind dafür neben der bestehenden finanziellen Förderung auch Modellregionen und Projekte im Bereich Ökolandbau und Wasserschutz geplant. Auch die Bundesregierung setzt auf eine Ausweitung der Bio-Landwirtschaft. Im Koalitionsvertrag hielten Union und SPD das Ziel fest, bis 2030 einen Öko-Anteil von 20 Prozent der deutschen Landwirtschaftsfläche zu erreichen.
Für die niedersächsische Landesregierung haben ökologische wie konventionelle Landwirtschaft eine große Bedeutung. „Beide Bewirtschaftungsformen leisten wichtige Beiträge zur Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherheit des Agrar- und Ernährungsstandorts Niedersachsen und bilden gleichermaßen die Vielfalt der niedersächsischen Landwirtschaft ab“, sagte Schönfeld vom Ministerium. Ihr zufolge stärkt die Landesregierung deshalb regionale Produktions- und Vermarktungsstrukturen sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Bereich.
Robin Wood kritisiert Landesregierung
Umweltschutzgruppen wie Robin Wood kritisieren, die Landesregierung setze sich zu wenig für die Bio-Landwirtschaft ein. „In Niedersachsen werden viel zu viele Tiere auf zu wenig Fläche gehalten“, sagte Sprecherin Ute Bertrand mit Blick auf konventionelle Großbetriebe. „Das hat massive Umweltprobleme zur Folge, darunter die Überdüngung der Böden wegen des Ausbringens der Gülle.“
Die Gruppe forderte, dass Flächen, die einige Jahre lang biologisch bewirtschaftet wurden, nicht mehr für eine konventionelle Landwirtschaft oder als Düngenachweisflächen zur Verfügung stehen dürfen. Zudem müsse die Vergabe von Fördergeldern neu geregelt werden. „Die milliardenschweren EU-Subventionen werden nicht nennenswert nach ökologischen Kriterien verteilt“, kritisierte Robin-Wood-Sprecherin Ute Bertrand. Große, konventionelle Betriebe profitierten am meisten.