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Trainerwechsel in Bremerhaven Eisbären entlassen Michael Mai

Die Eisbären Bremerhaven haben Headcoach Michael Mai mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Cheftrainer und sportlichem Leiter entbunden. Die Entlassung ist eine Folge der anhaltenden Talfahrt.
25.02.2022, 11:58 Uhr
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Eisbären entlassen Michael Mai
Von Frank Büter

Trainerwechsel bei den Eisbären Bremerhaven: Das Basketballteam aus der 2. Bundesliga Pro A hat seinen Headcoach und sportlichen Leiter Michael Mai mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Interimsmäßig übernimmt zunächst Co-Trainer Allen Ray Smith die Verantwortung, die Suche nach einem neuen Headcoach läuft. Am Donnerstag hatte Eisbären-Geschäftsführer Nils Ruttmann die Mannschaft und den Betreuerstab über den Trainerwechsel informiert. Michael Mai war seit Februar 2019 Cheftrainer der Eisbären. Der heute 47-Jährige hatte seinerzeit den auch wirtschaftlich begründeten Bundesligaabstieg nicht verhindern können und wurde im Anschluss mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet, der in diesem Sommer ausgelaufen wäre.

Mit der Trennung von Mai reagierten die Eisbären auf die anhaltende sportliche Talfahrt und den zwischenzeitlichen Absturz auf Rang zehn der Tabelle. „Michael Mai ist nach dem Lizenzentzug und dem Abstieg aus der BBL als Teil der Eisbären-Familie ein wichtiger Bestandteil des sportlichen Erfolgs der letzten Jahre", sagt  Geschäftsführer Nils Ruttmann. Trotz äußerst schwerer Rahmenbedingungen habe Mai durch frische Impulse erheblich dazu beigetragen, das Team in der Pro A zu stabilisieren. "Dafür gebührt ihm großer Dank", sagt Ruttmann. "Die sportliche Entwicklung der vergangenen Wochen hat uns allerdings dazu gezwungen, diesen schweren, aber aus unserer Sicht notwendigen Schritt zu tätigen. Unsere Fans, Sponsoren und Partner haben es verdient, dass unser Team ein anderes Auftreten zeigt.“

Nun also soll vorerst Assistenztrainer Smith die sportlichen Geschicke leiten und die Mannschaft auf die wichtige Auswärtsreise mit Partien beim Schlusslicht Ehingen Urspring (Freitag, 4. März) und bei den Tigers Tübingen (Sonntag, 6. März) vorbereiten. Der 41-Jährige ist bereits seit 2019 als Co-Trainer für die Eisbären im Einsatz. „Ich bedanke mich bei den Eisbären Bremerhaven für das Vertrauen und bei Michael für die gemeinsame Zeit", sagt Allen Ray Smith. Das Saisonziel sei stets das Erreichen der Play-offs der besten Acht gewesen, und daran halte er fest, betont Smith. "Wir richten jetzt den Blick nach vorne, legen den Fokus auf das nächste Spiel und setzen alles daran, einen Sieg zu holen.“

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Das ist auch die Herangehensweise von Robert Oehle, dem Leader im Team der Eisbären. Oehle ist mit seinen 33 Jahren der älteste Akteur in der Mannschaft, und er bringt die meiste Erfahrung mit. Der 2,09 Meter große Center hat für Paderborn, Gießen, Tübingen und Gotha immerhin 130 Spiele in der Bundesliga absolviert. Seit dem langfristigen Ausfall von Kapitän Konstantin Konga nach einer Fuß-OP ist Robert Oehle als Konga-Vertreter auch offiziell das Sprachrohr der Mannschaft. Sein Wort hat Gewicht. Oehle scheut sich dabei auch nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. Wenn der gebürtige Gütersloher über die Eisbären spricht, wenn er die aktuelle Situation analysiert und bewertet, dann fallen Formulierungen wie "Befindlichkeiten", "niedrige Frustrationsgrenze" und "Nebenkriegsschauplätze". Robert Oehle sagt: "Für mich ist die Tabelle der Gradmesser, ob man Erfolg hat oder nicht." Und er sagt auch: "Ein Mittelfeldplatz in der Pro A kann nicht das Ziel sein. Ich habe auf jeden Fall einen anderen Anspruch – und das gilt auch für die ganze Organisation."

Als Organisation haben die Eisbären Bremerhaven im Verlauf dieser Saison erfolgreiche Arbeit geleistet und sich gewissermaßen wieder in Position gebracht. Nach einer Teilnahmerechtsübertragung gehören die Basketballer seit Jahresbeginn der neuen Gesellschaft Eisbären Basketball Bremerhaven GmbH an. Der Kaufpreis wird von der neuen Gesellschaft in Raten bezahlt, und diese Raten dienen der alten Gesellschaft zur Tilgung der Altlasten in Höhe von rund 500.000 Euro. Die Eisbären 2022 sind damit also schuldenfrei und erfüllen so die Grundvoraussetzung, um überhaupt wieder an eine Rückkehr in die BBL denken zu dürfen.

Das ist die gute Nachricht. Sportlich betrachtet aber klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. 24 von 32 Spielen der Hauptrunde, also exakt Dreiviertel der Saison, haben die Eisbären absolviert – und sie sind dabei keineswegs wie ein Aufstiegskandidat aufgetreten. Mit der Ausbeute von zwölf Siegen und zwölf Niederlagen liegt der ehemalige Bundesligist aktuell nicht einmal in den Play-off-Rängen. Robert Oehle ist das zu wenig. Er verlangt, "dass wir uns aufs Wesentliche konzentrieren". Und er hofft, "dass wir es zumindest noch in die Play-offs schaffen".

Diese K.o.-Spiele mit den besten acht Teams der Liga sind für Robert Oehle so etwas wie ein Neubeginn, eine Saison für sich. Eine Serie, in der sich nicht zwingend der Favorit durchsetzt, "sondern die Mannschaft, die zum richtigen Zeitpunkt die richtige Form hat", sagt der Center. Die Eisbären müssen sich strecken, wenn sie diese Play-offs erreichen wollen. Das sagt Oehle auch. Und dabei sei jeder Einzelne gefordert. Neue Leute. Eine veränderte Rotation. Andere Systeme. Geringere Spielanteile. Und jetzt auch noch ein neuer Trainer. Manche Akteure würden sich zu viele Gedanken machen. Sich mit unnötigen Dingen beschäftigen. "Da ist es manchmal schwer", sagt Robert Oehle, "alle einzufangen und die Konzentration auf das Spiel zu lenken".

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In der Offensive sind die Eisbären bärenstark. Das haben sie in dieser Saison schon mehrfach eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Aufgrund mangelnder Konzentration, einer schlechten Defensivarbeit und fehlendem Teamplay aber hat Bremerhaven bereits viele Punkte liegen gelassen. Unnötig liegen gelassen, sagt Oehle auch und beklagt überdies die fehlende Konstanz. Die Mannschaft habe viel Qualität und Talent, betont der Routinier, die Eisbären seien zurecht vor der Saison hoch gehandelt worden. "Aber uns fehlen leider die Härte und das Selbstvertrauen, um dominanter aufzutreten".

Beginnend mit dem Auswärtsspiel beim Schlusslicht Ehingen sind die Eisbären nun gefordert, es besser zu machen. Sie müssen eine Siegesserie starten, um noch unter die besten Acht zu springen. "Wir können uns nicht mehr auf die Hilfe anderer verlassen. Wir sind die Mannschaft, die jetzt angreifen muss, wenn wir noch was erreichen wollen", sagt Robert Oehle. Ungeachtet des Trainerwechsels ginge es darum, sich zu fokussieren für den Endspurt und alles reinzuhauen. "Wenn man die Vision hat, um den Aufstieg mitzuspielen, muss man auch bereit sein, zu investieren und dafür zu kämpfen", sagt der Co-Kapitän und schickt noch einen Appell hinterher: "Wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren."

Zur Sache

Anspruchsvolles Restprogramm

Acht Hauptrundenpartien müssen die Eisbären Bremerhaven in der 2. Basketball-Bundesliga Pro A noch bestreiten. Vier davon in der heimischen Stadthalle, vier auswärts. Eine Prognose wolle er nicht  abgeben, sagt Center Robert Oehle, "in unserer Situation müssen wir von Spiel zu Spiel denken". Das Restprogramm ist dabei durchaus  anspruchsvoll. Die Eisbären treffen noch auf die Kellerkinder Ehingen und Itzehoe, die Topteams Leverkusen, Tübingen und Nürnberg sowie die direkten Play-off-Kontrahenten Bochum, Paderborn und Schwenningen. Ende der Hauptrunde ist am 9. April, die Play-offs beginnen am 14. April.

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