¡Buenas dias! aus Phoenix,
Es ist Gameday – und so ziemlich alles gesagt. Über Inflategate, über Seattles Marshawn Lynch, den Unflat, der schon im zweiten Jahr in Folge Interviews verweigerte und sich damit wichtig machte, über Tom Bradys Schnupfen. Aber dass an diesem Sonntag zwischen den Seattle Seahawks und den New England Patriots potenziell eines der sportlich höchstklassigen Duelle um die Footballkrone bevorsteht, davon war kaum die Rede. Oder, wie es Dan Shaughnessy vom Boston Globe formuliert: „Wir wissen erschöpfend viel über die physikalischen Effekte beim Aufblasen eines Footballs, aber bei weitem nicht genug über eine der attraktivsten Paarungen in einem halben Jahrhundert Super Bowl.“
Die Seahawks strotzen vor Kraft in Sachen Qualität und Selbstbewusstsein. Als erste seit den Patriots (2003 und 2004) könnte das Team aus dem Bundesstaat Washington den Titel verteidigen. Die Patriots wirken durch Deflategate und die Tatsache, dass sie seit zehn Jahren auf den Titel warten, eher angeschlagen. Doch der mittlerweile 37-jährige Tom Brady (nicht 36, wie irrtümlich behauptet), könnte der erste Quarterback werden, der zehn Jahre nach seinem letzten Erfolg noch einmal einen Championship-Ring holt – und er würde zu Joe Montana und Terry Bradshaw aufschließen; den einzigen Quarterbacks, die vier Ringe geholt haben. Und die Patriots wären das Team, das erstmals einen Deutschen als Super-Bowl-Sieger in seinen Reihen hätte.
Das Aufeinandertreffen der beiden Topteams hat das Zeug zu einem Klassiker mit niedriger Punktzahl. Entscheidend wird sein, wie die äußerst flexible Offense der Patriots mit der überragenden Seahawks-Abwehr zurechtkommt. Und wie die Patriots Tom Brady abschirmen können. Das wird hart werden gegen die Seahawks. Und hier kommt wieder Vollmer ins Spiel, der beste Bodyguard der Liga, der seinem Chef die rechte Seite freihält.
Während Deutschlands oberster Sportrepräsentant, IOC-Präsident Thomas Bach, im Stadion anwesend sein wird, fehlen zwei andere aktuelle Sportstars. Golfprofi Martin Kaymer ist zurzeit in Abu Dhabi, hat aber hier in Arizona bei Scottsdale seinen Trainingsplatz und Wohnsitz. Die derzeit hier stattfindenden „Phoenix Waste Management Open“ sind eigentlich sein Heimturnier. Doch diesmal hat Kaymer bei der Turnierplanung den Super Bowl nicht bedacht – was er sehr bedauert.
Auch Tobias Rieder wäre nur allzu gern dabei gewesen, wenn in seiner neuen Heimat das größte Einzelsportereignis der Welt stattfindet. Der 22-jährige Landshuter Eishockeystar, der in den Diensten des NHL-Teams Phoenix Coyotes steht, ist seit 17.01. bis 03.02 mit seinem Team acht Mal hintereinander auswärts auf Tour. Der WESER-KURIER erreichte Rieder im kanadischen Ottawa. „Es ist schön ein bisschen blöd, jetzt nicht in Phoenix zu sein, das würde ich schon gern miterleben. Aber ob das mit den Auswärtsspielen jetzt Absicht oder blöder Zufall war, das weiß ich nicht.“ Den Trubel in Phoenix und dem Partyvorort Scottsdale, wo auch Tobias Rieder wohnt („hier ist es super, super, super – am besten gefällt mir das Wetter“), kriegen der Bayer und seiner Mannschaftskameraden aber nicht mit. Mit Fernsehschauen ist es nichts. „Dafür haben wir eigentlich weniger Zeit. Aber das Spiel schauen wir natürlich schon.“ 40 Spiele hat der etatmäßige Flügelstürmer bereits in der NHL absolviert – und dabei sieben Tore erzielt. „Bisher lief es sehr gut. Es macht sehr viel Spaß, in der besten Liga der Welt zu spielen. Bis jetzt kann ich mich nicht beschweren.“ Beinahe jeden zweiten Tag muss Rieder ran. Wie schafft man das inklusive der oft weiten Reisen zwischen den Spielorten? „Man muss halt immer schauen, dass man genügend Schlaf kriegt und sich gut ernährt. Aber die Zeit vergeht eigentlich schon schnell mit den Spielen – und wenn man dann auf en Roadtrips auch noch Spaß mit den Kollegen hat.“ Und wer gewinnt den Super Bowl? „Ich tippe auf die Patriots“. Dem schließt sich der Autor an. Und damit ist alles gesagt.
¡Hasta mañana!