Seine Eltern Jutta und Werner sowie IOC-Präsident Thomas Bach verfolgten den Triumph live im Stadion in Glendale bei Phoenix: Sebastian Vollmer ist Deutschlands erster Super-Bowl-Sieger. Der 30-Jährige holte mit seinen New England Patriots gegen die Seattle Seahawks den Titel. 28:24 hieß es schließlich in einem hochklassigen Spiel mit dramatischem Ende, in dem Tom Brady seinen Status als Superstar unterstrich und ein unbekannter Defensivspieler Geschichte schrieb.
Natürlich war Tom Brady der Held. Natürlich wählte man ihn zum MVP, zum wertvollsten Spieler. Vier Touchdown-Pässe hatte der Quarterback der New England Patriots geworfen und sich und sein Team damit zum lang ersehnten vierten Super-Bowl-Triumph geführt. „Tom Brady ist großartig. Er ist ein fantastischer Quarterback, für mich der beste. Als Offensivspieler möchtest du ihm natürlich Zeit verschaffen, den Ball zu werfen – und die meiste Zeit ist uns das heute gelungen.“ Das sagte Sebastian Vollmer.
Der Deutsche, eine Art Bodyguard für Brady, hatte einen entscheidenden Anteil am knappen Sieg der Patriots. Doch dieser Abend der Patriots hatte mehr als nur einen oder zwei Helden. Natürlich spricht alle Welt von Tom Brady, dem Star-Quarterback, der bei seinem Auftritt am Sonntag in Glendale gleich mehrere Rekorde auf- oder einstellte.
Doch den Sieg holte letzten Endes der Cornerback Malcolm Butler. Auch so eine Geschichte: Die besten College-Spieler werden traditionell bei einer Draft von den Klubs ausgewählt und mit Millionenverträgen ausgestattet. Malcolm Butler aber hatte kein Team auf der Rechnung gehabt, er blieb „undrafted“, wie es im Amerikanischen heißt. So musste sich der 24-Jährige durch Trainingsleistungen einen Vertrag verdienen, den ihm die Patriots schließlich gaben. Jetzt schnappte er sich 26 Sekunden vor Schluss sozusagen auf der eigenen Torlinie einen Pass von Seahawks-Quarterback Russell Wilson – das bedeutete den dramatischen Sieg für die Patriots.
Bis zur Halbzeit hatten sich beide Teams mehr oder minder neutralisiert. Neuenglands Führung folgte der Ausgleich, der erneuten Führung folgte der erneute Ausgleich. 14:14 hieß es zur Pause.
Zwischen dem zweiten und dritten Viertel punktete jemand gänzlich anderes: Katy Perry mit einer spektakulären Bühnenshow. Sie ritt buchstäblich den Tiger bei ihrer 12,5-Minuten-Performance. Auf einer stilisierten Roboter-Raubkatze kam die 30-jährige in die Arena und gab dabei ihren Hit „Roar“ zum Besten. Dann wurde die Bühne zum Schachbrett – und Perry zur Dame, die alle matt setzt.
Auf dem Weg, matt gesetzt zu werden, schienen anschließend die Patriots. Die Seahawks brannten nach der Pause ein Feuerwerk ab und gingen mit 24:14 in Führung. Obwohl zehn Punkte im American Football nicht die Welt sind, schien das Finale zugunsten des Titelverteidigers auszugehen. Doch was dann folgte, machte den 49. Super Bowl wenn nicht zum allerbesten, so doch zum verrücktesten, den es je gab. Zunächst drehte Tom Brady auf und warf zwei weitere Touchdown-Pässe. Es stand zwei Minuten und zwei Sekunden vor Schluss 28:24 für die Patriots. Die Spieluhr zeigte noch 66 Sekunden an, als Seattles Jermaine Kearse einen Pass nach mehreren Versuchen, bei denen der Ball herumtanzte wie bei einem Jongleur, schließlich auf dem Rücken liegend zu fassen bekam. Und das knapp fünf Meter vor der Endzone der Patriots.
66 Sekunden mit vier Versuchen, den Ball die paar Schritte in die Endzone zu tragen, das ist im Football eine Ewigkeit. Doch Seattle vergab die Steilvorlage. Nachdem der vielleicht beste Running Back der Liga, Marshawn Lynch, den Ball bis auf einen Meter an den Touchdown herangebracht hatte, folgte eine Entscheidung von Seattles Trainerguru Pete Carroll, die in die Geschichtsbücher eingehen wird. Anstatt nämlich die 100 Zentimeter selbst zu laufen oder erneut Lynch, der längst im sogenannten Beast Mode agierte, das Ei zu übergeben, ließ Carroll seinen Quarterback Russell Wilson einen Pass werfen – eine folgenschwere Entscheidung, denn er hatte die Rechnung ohne Malcom Butler gemacht. „Das war vielleicht kein großartiger Gedanke“, sagte Carroll: „Aber wir treffen diese Entscheidungen bei jeder Partie. Manchmal funktioniert es, manchmal nicht. Ich übernehme die Verantwortung dafür, das ist eine harte Lektion.“ Hart für die Seahawks, aber gut für Vollmer, Brady, Butler und all die anderen Patriots.