Wenn an diesem Sonnabend um 11 Uhr der Bus der Fischtown Pinguins in Richtung München losrollt, wird eine stolze und vermutlich auch müde Bremerhavener Mannschaft an Bord sein. Müde, weil sie am Freitagabend in einem begeisternden Spiel gegen den Favoriten EHC München an die Grenze ihrer Belastbarkeit gehen musste. Und stolz, weil sie den souveränen Hauptrundensieger der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit 3:2 (0:0, 1:2, 2:0) bezwang.
"Ich bin stolz auf die Jungs", sagte Phillip Bruggisser nach der Schlusssirene in der ausverkauften Bremerhavener Eisarena. 4647 Zuschauer, überwiegend Anhänger des Außenseiters von der Nordseeküste, feierten ihre Pinguins. Und begannen vermutlich schon um kurz vor zehn zu träumen: vom erstmaligen Einzug ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Die hoch dekorierten Münchener sind in ihrer DEL-Geschichte erst einmal mit 0:2 in der Play-off-Runde in Rückstand geraten – und dann auch prompt ausgeschieden. In ihren bisherigen Play-off-Vergleichen mit dem EHC kamen die Pinguins in der Best-of-7-Serie maximal zu einem Sieg, jetzt liegen sie mit 2:0 in Führung.
Es wäre falsch zu behaupten, die Mannschaft von Trainer Thomas Popiesch sei nur mit Glück in diese komfortable Ausgangsposition gekommen. War der 3:1-Erfolg am Mittwoch in München wohl vor allem auf die Superleistung von Torwart Maximilian Franzreb zurückzuführen, zeigten die Bremerhavener zwei Tage später eine großartige Teamvorstellung. Franzreb glänzte erneut, aber diesmal nahmen ihm seine Vorderleute mit unbändiger Kampfkraft auch ganz viel Arbeit ab. Noch etwas sollte den Pinguins Mut für die anstehenden Partien mit dem EHC machen: Diesmal drehten sie die Partie nach 1:2-Rückstand. Filip Varejcka (37.) und Austin Ortega (40.) hatten das 1:0 von Jake Virtanen (26.) in ein 2:1 umgewandelt, da sprach noch Vieles für die Gäste.
Doch die Pinguins, die im ersten Drittel 1:43 Minuten in 3:5-Unterzahl ohne Gegentor überstanden hatten, kämpften und spielten sich zurück. Antti Tyrväinen nutzte eine starke Vorarbeit von Ross Mauermann zum 2:2 (45.), dem Phillip Bruggisser mit einem fantastischen Schlagschuss in Überzahl das 3:2 (49.) folgen ließ. Nun standen die Gäste noch mehr unter Druck. Aber was sie auch taten: Selbst in den letzten drei Schlussminuten, als sie Torwart Mathias Niederberger vom Eis genommen hatten, stand die Abwehr der Pinguins wie eine Mauer und rettete den knappen Vorsprung über die Zeit.