Die Fischtown Pinguins haben mit ihrer 2:3 (2:0, 0:1, 0:1, 0:1)-Niederlage nach Penaltyschießen gegen die Nürnberg Ice Tigers dafür gesorgt, dass die siegreichen Franken am Sonntagabend nicht die Rückreise in ihre Heimat antreten mussten. Denn mit diesem Sieg sicherten sich die Nürnberger am letzten Hauptrundenspieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) den neunten Tabellenplatz. Der beschert ihnen an diesem Dienstag im ersten Pre-play-off-Spiel die nächste Auswärtspartie in Bremerhaven. Eine Tatsache, die den Gastgebern nicht unbedingt behagt, wie Teammanager Alfred Prey in einem kurzen Saisonrück- und -ausblick andeutete.
Das Abschneiden in der Hauptrunde
"Es war bisher eine gute Saison für uns", resümiert Alfred Prey. Mit 87 Punkten hat das Team so viele geholt wie im Vorjahr. "Wenn ich sehe, wie viele Verletzte wir diesmal hatten, wiegen diese 87 Punkte wie 120", sagt der 69-Jährige. Kapitän Jan Urbas stand insgesamt etwa ein Vierteljahr nicht zur Verfügung. In zehn Partien, so Prey, hätten gleich sieben Stammspieler gefehlt. "Wir müssen mit Platz acht zufrieden sein, auch wenn nach unserem guten Saisonstart mit vorübergehender Tabellenführung manch einer vielleicht ein bisschen enttäuscht sein mag." Starke Mannschaften wie Nürnberg, Frankfurt und Berlin rangierten hinter den Pinguins. "Wer wären wir denn, wenn wir das für selbstverständlich halten würden?", fragt Prey.
Das Verletzungspech
Nicht nur Jan Urbas, der am Sonntag beide Tore zur vorübergehenden 2:0-Führung markierte, war monatelang zur Zwangspause verurteilt. Es hatte zwischenzeitlich auch Patch Alber, Philip Samuelsson, Georgiy Saakyan und Ziga Jeglic länger erwischt. Zuletzt und auch weiterhin fallen Nicholas Jensen, Skyler McKenzie und Ross Mauermann aus, die den Pinguins in der am Dienstag beginnenden entscheidenden Saisonphase schmerzlich fehlen. "Ich glaube nicht, dass wir sie in dieser Saison noch einmal einsetzen können", sagt Prey. Was möglicherweise aber auch davon abhängt, wie weit die Bremerhavener in der Play-off-Runde noch kommen.
Die personellen Lichtblicke
"Nach Anlaufschwierigkeiten hat sich Skyler McKenzie richtig gut entwickelt", lobt Prey einen der Neuzugänge für den Sturm. Ein anderer, Verteidiger Philip Samuelsson, hatte die meiste Eiszeit. Und dabei, so der Teammanager, so gute Eigenwerbung betrieben, dass er sich wohl für andere zahlungskräftigere Klubs interessant gemacht habe. Auch die U23-Akteure Markus Vikingstad und Nino Kinder überzeugten Prey. Der gerade erst im Februar nachverpflichtete Jake Virtanen habe großes Potenzial, brauche aber noch ein bisschen Zeit. Prey würde den Kanadier gerne auch in der kommenden Saison im Kader sehen. Grundsätzlich gelte in Bremerhaven aber: "Wir haben keine großen Stars, jeder muss seinen Job machen." Was 2022/23 bislang gut funktioniert habe.
Die Zuschauerresonanz
Es habe "mau" begonnen, inzwischen jedoch liege der Durchschnitt bei den Heimspielen bei mehr als 4000 Zuschauern. "Da kann ich nur einen großen Dank aussprechen", sagt Prey. Aufs Publikum können sich die Pinguins weiter verlassen – und das galt auch fürs erste Outdoor-Spiel mit Bremerhavener Beteiligung am 22. Dezember. Unter den 14.000 Gästen im umfunktionierten Kölner Fußballstadion waren etwa 2000 mitgereiste aus dem Norden – ein Umstand, der Alfred Prey immer noch sehr bewegt. Dass sein Team bei den Kölner Haien gewann, sei schließlich das "Sahnehäubchen" gewesen.
Der Ausblick auf die Pre-Play-off-Runde
"Die Nürnberger sind bestimmt nicht unser Lieblingsgegner", sagt Prey, "Spiele gegen die Ice Tigers müssen nicht unbedingt sein." Warum, verdeutlicht schon der Blick auf die bisherige Saison: Viermal trafen beide Teams aufeinander, viermal setzten sich die Franken durch. "Die liegen uns einfach nicht, aber eigentlich sind wir jetzt mal dran", sagt Prey. Chancenlos sei sein Team ja auch am Sonntag nicht gewesen. Die Frankfurter als zweiter potenzieller Pre-play-off-Gegner wären dem Manager übrigens nicht lieber gewesen. "Die sind genauso unangenehm." Und mit drei Siegen und nur einer Niederlage im direkten Vergleich mit den Pinguins ähnlich erfolgreich gewesen. "Ich hoffe, dass wir am Dienstag endlich mal gewinnen. Dann haben wir ein bisschen Luft und zwei Matchbälle – erst am Freitag in Nürnberg, und wenn es dort nicht reicht, dann am Sonntag in unserer Eisarena."
Die Prognose im Meisterschaftskampf
Mit 122 Punkten aus den 56 Partien hat der EHC München eine überragende Hauptrunde gespielt. "Es kann sein, dass München es schafft", sagt Prey, "aber es kann durchaus auch Überraschungen geben." Die Adler aus Mannheim haben sich zuletzt stark präsentiert, so der Pinguins-Manager. Er traut aber auch den Kölner Haien einiges zu. Das Team tat sich zu Saisonbeginn sehr schwer, hat am Sonntag auf der Zielgeraden aber noch die Düsseldorfer EG von Platz sechs verdrängt und damit die direkte Qualifikation fürs Viertelfinale geschafft.
Der Modus in der Play-off-Runde
Die ersten sechs Teams der DEL sind direkt für das Viertelfinale qualifiziert, in das die Klubs auf den Rängen sieben bis zehn durch die Pre-play-off-Runde noch einziehen wollen. Dafür sind in maximal drei Partien am Dienstag, Freitag und Sonntag zwei Siege erforderlich. Ab Viertelfinale wird im Modus Best-of-7 gespielt – wer weiterkommen möchte, benötigt also vier Erfolge. Steht eine (Pre-)Play-off-Partie nach 60 Minuten unentschieden, gibt es eine 20-minütige Verlängerung – jedoch nur so lange, bis das erste Tor für eine Mannschaft fällt ("Sudden Death"). Steht es nach 20 Minuten immer noch unentschieden, gibt es 15 Minuten Pause und dann die nächste 20-minütige Verlängerung – bis zum entscheidenden Treffer.