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Eishockey Fischtown Pinguins: Eine Stadt im Freudentaumel

Die Fischtown Pinguins haben den EHC München ausgeschaltet und stehen nun im Finale um die deutsche Meisterschaft. Es ist ein historischer Erfolg, der die ganze Stadt in Freudentaumel versetzt.
10.04.2024, 16:12 Uhr
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Fischtown Pinguins: Eine Stadt im Freudentaumel
Von Frank Büter

Bremerhaven ist in aller Munde. Der kleine Eishockey-Standort an der Nordseeküste hat den großen Favoriten und Titelverteidiger EHC München ausgeschaltet und steht erstmals in der Vereinsgeschichte in einer Finalserie um die deutsche Meisterschaft. Mit einem 3:0-Erfolg hat das Team von Trainer Thomas Popiesch am Dienstagabend den vierten Sieg in dieser Best-of-Seven-Serie eingefahren und damit eine ganze Stadt in Freudentaumel versetzt. Nach dem Gewinn der Hauptrunde nebst Qualifikation für die Champions League und dem Einzug ins Play-off-Halbfinale haben die Fischtown Pinguins damit einen weiteren historischen Meilenstein gesetzt. Über die sozialen Medien erreichen den Klub derzeit Glückwünsche aus der gesamten Republik. "Das ist unglaublich", sagt Trainer Popiesch und spricht vom Höhepunkt seiner Karriere.

Es sind Momente wie diese, für die ein Sportler lebt und für die ein Fan auf der Tribüne sitzt. "Drei, zwei, eins..." – die meisten der 4640 Zuschauer in der erneut ausverkauften Halle zählen begeistert die letzten Sekunden herunter, der Rest ist Freude pur. Auf dem Eis und auf den Rängen gibt es kein Halten mehr. Die Menschen liegen sich in den Armen. Finalgesänge erklingen, die Spieler werden gefeiert. "So etwas saugt man natürlich auf", sagt Bremerhavens Sportlicher Leiter Sebastian Furchner. Die Mannschaft ist längst in der Kabine verschwunden, doch die Fans lassen nicht locker. Die Stimmung ist ausgelassen. Sie wollen ihre Helden unbedingt noch einmal sehen. Die Mannen um Kapitän Jan Urbas, der mit dem Führungstor zum 1:0 am Dienstag die Party in der Eisarena eröffnet hat, lassen sich dann auch nicht lange bitten und kehren noch einmal aufs Eis zurück. Eine Ehrenrunde ist Ehrensache und auch Dank für die großartige Unterstützung des Publikums, ehe sich die Mannschaft im internen Kreis zusammen mit Anhang und Familien noch ein Siegerbier gönnt.

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Dieser Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis zielgerichteter Arbeit. Die Pinguins haben sich vor und auch noch während dieser Saison klug verstärkt, für mehr Ausgeglichenheit in den einzelnen Reihen und vor allem für mehr Breite im Kader gesorgt. Es ist ein Kader, der in der Lage ist, verletzungsbedingte Ausfälle wie zuletzt von Anders Grönlund, Skyler McKenzie oder aktuell im Dienstagspiel auch Nicholas Jensen zu kompensieren. "Wir haben diese Mannschaft kontinuierlich aufgebaut", sagt der langjährige Teammanager Alfred Prey. Und er sagt auch: "Wir waren mal dran, München zu schlagen."

Seit 2016 spielt Bremerhaven in der DEL und hat seither in jedem Jahr die Play-offs erreicht. 2017 (0:4), 2018 (1:4) und 2023 (2:4) war Bremerhaven dabei im Viertelfinale jeweils auf München getroffen und gescheitert. "Ich bin ein bisschen sprachlos, wie diese Serie nun verlaufen ist", sagt Popiesch. Der Cheftrainer arbeitet seit Januar 2016 am Wilhelm-Kaisen-Platz und ist seit der ersten DEL-Minute dabei. "Diese Mannschaft", sagt Popiesch, "hat einen unheimlichen Teamspirit". Jeder einzelne sei bereit, hart zu arbeiten. Diese Serie habe gezeigt, was mit Teamarbeit möglich sei. "Jeder einzelne hat einen fantastischen Job gemacht – das macht uns als Trainerteam sehr stolz", sagt Thomas Popiesch.

Für den nun entthronten Titelverteidiger aus München war der Hauptrundensieger aus Bremerhaven in diesem Jahr tatsächlich eine Nummer zu groß. Bremerhaven habe mit viel Selbstvertrauen und Disziplin gespielt, während man selbst in dieser Halbfinalserie nicht das gewohnte Level erreicht habe, resümierte EHC-Trainer Toni Söderholm. "Für Bremerhaven hat sich jetzt die jahrelange Arbeit ausgezahlt. Die Pinguins stehen verdient im Finale."

Man könnte auch sagen: Die Pinguins haben noch etwas zu erledigen. Was ungewöhnlich ist, da in der Vergangenheit die Saison für Bremerhaven zu diesem Zeitpunkt stets beendet war und die Verantwortlichen allenfalls noch mit der Kaderplanung und der Organisation der kommenden Spielzeit zu tun hatten. Sebastian Furchner nennt es das Tagesgeschäft und kann die Anhänger beruhigen: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, es ist schon sehr viel passiert." Details möchte der Sportliche Leiter nicht nennen, "das gehört zu unserer Philosophie". Zurzeit stünden zudem andere Themen im Vordergrund. Etwa die Finalserie, auf die man sich nun gezielt vorbereiten werde.

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Nach dem Triumph am Dienstagabend hatten die Pinguins an diesem Mittwoch einen komplett freien Tag. Und auch der Donnerstag soll noch der Regeneration dienen, ehe die Mannschaft am Freitag wieder ins Training einsteigen wird. "Der Blick geht voraus, unsere Planungen laufen, alle bleiben fokussiert", sagt Furchner. Die Organisation, die Mannschaft und der Trainerstab hätten sich diese Finalserie verdient. "Es ist der Lohn für das, was hier über Monate und Jahre geleistet wurde", betont Sebastian Furchner, der seit Jahresbeginn in Bremerhaven tätig ist.

In der Mannschaftskabine der Pinguins steht eine dreieckige Pyramide. Rund ums Vereinslogo bietet diese Pyramide Platz für zwölf Pucks. Acht Löcher sind bereits mit einem Puck befüllt, es sind acht Pucks für die acht Play-off-Siege. Um diese Pyramide vollzumachen, fehlen also noch vier Sieger-Pucks – das wäre dann gleichbedeutend mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft. "Wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel", sagt der ehemalige Teammanager Prey. Er ahnt: "Es steckt einiges drin in dieser Mannschaft. Das wird eine wahnsinnige Finalserie."

Zur Sache

So läuft die Finalserie

Mit einem Heimspiel in der Eisarena Bremerhaven starten die Pinguins am kommenden Mittwoch (17. April, 19.30 Uhr) in die Finalserie. Der Gegner steht auch schon fest; im zweiten Halbfinale konnte sich Berlin gegen Straubing durchsetzen (Gesamtstand 4:1). Wer zuerst vier der maximal sieben Finalpartien gewonnen hat, ist deutscher Meister 2024. Als Hauptrundenmeister genießen die Pinguins in allen ungeraden Spielen Heimrecht, wobei die beiden ersten Heimspiele bereits ausverkauft sind. Parallel dazu bietet das Apollo-Theater in Bremerhaven zu allen Spielen ein Public Viewing an. Die weiteren Finaltermine im Überblick:

Spiel 2: Freitag, 19. April um 19.30 Uhr (Auswärtsspiel); Spiel 3: Sonntag, 21. April um 15.30 Uhr; Spiel 4: Dienstag, 23. April um 19.30 Uhr (A); Spiel 5 (falls erforderlich): Freitag, 26. April um 19.30 Uhr; Spiel 6 (falls erforderlich): Sonntag, 28. April um 14 Uhr (A); Spiel 7 (falls erforderlich): Dienstag, 30. April um 19.30 Uhr

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