Weltmeisterschaft ja oder nein? Lange haben die Verantwortlichen des Grün-Gold-Clubs Bremen mit der Entscheidung gerungen und dabei auch Rücksprache mit vielen internationalen Verbänden gehalten, jetzt aber steht fest: Es wird in diesem Jahr keine WM der Lateinformationen in Bremen geben, „das Risiko“, sagt Vereinspräsident Jens Steinmann, „können wir nicht tragen“. Angesichts der geltenden Reisebeschränkungen sei es in diesen Coronazeiten einfach unrealistisch, Formationen aus aller Welt nach Bremen holen zu wollen, so Steinmann. „Mehrtägige Quarantäne, Coronatests, Hotelbuchungen – wie will man das alles organisieren?“ Und deshalb, sagt Steinmann gegenüber dem WESER-KURIER, habe der Klubvorstand in der Vorwoche entschieden, von der Ausrichtung der für den 12. Dezember geplanten Veranstaltung Abstand zu nehmen. Bereits erworbene Eintrittskarten werden komplett zurückerstattet.
Der Deutsche Tanzsportverband (DTV) um Präsidentin Heidi Estler wird die Absage in diesen Tagen an den Weltverband WDSF weiterleiten. Eine Absage, die indes auch mit einer Bremer Neubewerbung für eine WM-Ausrichtung am 4. Dezember 2021 in der ÖVB-Arena gekoppelt ist. Nach der Verlegung der Europameisterschaft, die bereits im Mai dieses Jahres in Wien hätte stattfinden sollen, nun aber erst im Mai 2021 ausgetragen werden soll, entfällt damit also ein weiterer Höhepunkt im Sportkalender 2020.
Jens Steinmann bedauert das, freut sich aber auch, den Tanzsportfans in der Region möglicherweise eine Alternative bieten zu können: Am 12. Dezember, also am nun gerade frei gewordenen Termin, soll der Grün-Gold-Club Bremen nämlich die deutsche Meisterschaft im Formationstanzen Standard und Latein ausrichten. Eine Nachricht, die noch ganz frisch ist. Erst am Sonntag hat das DTV-Präsidium entschieden, dem TSZ Velbert den Zuschlag für die Ausrichtung dieser Meisterschaft zu entziehen.
Velbert wollte die DM eigentlich Mitte November gemeinsam mit dem TSC Düsseldorf Rot-Weiß in Düsseldorf ausrichten. Düsseldorf aber hatte sich zwischenzeitlich aus dieser Ausrichtergemeinschaft zurückgezogen, dem Vernehmen nach hatten sich die Vereinsmitglieder dort gegen eine weitere Zusammenarbeit ausgesprochen. Weitere Hintergründe dazu sind nicht bekannt, ebenso wenig die Gründe, die den DTV jetzt bewogen haben, die Titelkämpfe kurzfristig nach Bremen zu vergeben. Das sei eine interne Entscheidung, hieß es dazu nur aus dem DTV-Vorstand.
Hoffen auf Publikum
Jens Steinmann möchte diese durchaus delikate Angelegenheit nicht weiter kommentieren, immerhin ist Velbert ein langjähriger Rivale in der deutschen Formationsszene. Steinmann ist zugleich aber froh darüber, „dass uns der DTV am Montag mit der Ausrichtung der deutschen Meisterschaft beauftragt hat“. Am 12. Dezember also werden die jeweils besten acht Standard- und Lateinformationen in der ÖVB-Arena um den Titel kämpfen. „Das ist gut für uns und für unsere Fans“, sagt Steinmann. Denn natürlich hofft er, dass diese zweigeteilte Meisterschaft mit Nachmittag- und Abendveranstaltung auch vor Publikum stattfinden kann.
Mit Stadthallenchef Andreas Adolph habe er bereits gesprochen, berichtet Steinmann, ein Hygienekonzept sei analog zur Weltmeisterschaft bereits in Arbeit. „Die Halle bietet viele Möglichkeiten, um die Zuschauer zu trennen. Wir hoffen auf eine Sondergenehmigung von Gesundheits- und Ordnungsamt für 1700 Besucher“, sagt der Klubchef. Und er sagt auch: „Bekommen wir die Genehmigung nicht, werden wir die DM im Sinne des Sports auch ohne Publikum durchführen.“ Mit Kulisse wäre es natürlich schöner. Zumal das A- und B-Team des Grün-Gold-Clubs und die TSG Bremerhaven zum Feld der besten Lateinformationen der Republik und somit zum Starterfeld der DM gehören werden. Für reichlich Lokalkolorit ist also gesorgt.