Die deutsche Mannschaft hat bei ihrem WM-Auftakt nicht viel richtig gemacht, aber eins schon: Sich vor dem Anpfiff beim Mannschaftsfoto den Mund zuzuhalten, war eine starke Aktion. Dieses Bild geht um die Welt, und es braucht keine Sprache, um die Botschaft zu verstehen: Es gibt bei diesem Turnier in Katar keine Meinungsfreiheit, nicht einmal freie Liebe durften Deutschland und andere europäische Nationen auf ihren Trikots oder Kapitänsbinden dokumentieren.
Dass dieser historische WM-Moment der deutschen Elf im offiziellen Live-Bild im Fernsehen einfach nicht gezeigt wurde, passt zum diktatorischen Selbstverständnis des Weltverbandes Fifa und ist die nächste Schande bei diesem Turnier.
Völlig deplatziert war jedoch die Angst, Deutschland könne beim Benutzen der umstrittenen „One-Love“-Binde aus sportpolitischen Gründen das Achtelfinale genommen werden. Abgesehen davon, dass es offenkundig viel mehr sportliche Gründe für ein erneutes, frühes WM-Aus der deutschen Mannschaft gibt, muss man sagen: Die Fifa hätte es nie gewagt, die großen europäischen Mannschaften hart zu bestrafen. Das wäre einer sofortigen Spaltung des Weltverbandes gleichgekommen. Die Diskussion darüber steht nach der WM aber an: Welches westliche Land will noch Teil dieser Fifa sein?