Stenum. Ein Elfmeter in der 90. Minute hat die Begegnung in der Fußball-Bezirksliga zwischen dem VfL Stenum und dem SV Baris Delmenhorst entschieden. Zuvor sahen die Zuschauer Traumtore, zwei Platzverweise, zwei Pfostentreffer und mehrere Rudelbildungen in einem sehr hitzigen Nachbarschaftsduell, das der VfL mit 3:2 (1:1) vor heimischem Publikum für sich entschied. „Wir sind die verdienten Sieger. Wir mussten auf neun Leute verzichten. Ich zolle den Jungs ein großes Lob“, sagte VfL-Coach Thomas Baake. Zu einer konträren Einschätzung kam Baris-Trainer Önder Caki. „Wir haben Stenum sogar mit zehn Mann dominiert. Man hat gesehen, wer hier Fußball spielen und wer nur zerstören wollte. Nur der Schiri hat das nicht gesehen. Ich habe einen dicken Hals. Jede Woche kämpfen die Jungs gegen 14 Mann. Die sollen neutral pfeifen“, echauffierte sich Caki, der die Leistung seiner Spieler lobte.
Aufreger-Szenen gab es bei dieser Begegnung en masse. Doch zunächst begann sie mit einem echten Paukenschlag: Julian Dienstmaier zog eine Freistoßflanke von der linken Außenseite auf den langen Pfosten. Dort nahm Verteidiger Torben Würdemann das Leder per Seitfallzieher volley und markierte direkt das 1:0 (2.). In der Folge kontrollierte Stenum die Partie und kam nach Standards zu weiteren Torchancen. Auf der Gegenseite blieb Baris oft hängen. Lediglich Dennis Kuhn holte sich das Leder immer wieder aus dem Mittelfeld und trieb es mit schnellen Schritten und enger Ballführung in Richtung VfL-Kasten. Mehrmals wurde er dabei gefoult, durch die Freistöße strahlten die Delmenhorster jedoch keine Gefahr aus.
Stenum baut Führung nicht aus
Stenum hingegen hätte gegen Ende der ersten Hälfte das 2:0 erzielen können. Doch Lennart Höpker brachte aus fünf Metern nur ein Schüsschen zustande (30.), in der 38. Minute traf er nach einer flachen Flanke von Kristian Bruns aus kurzer Distanz nur den Außenpfosten. An diesen schoss eine Zeigerumdrehung später auch Bruns. Und wie es dann so oft kommt, bestraften die Gäste die schlechte Chancenverwertung. Mit ihrem ersten gefährlichen Abschluss stellten sie in Person von Justin Lentz in der 45. Minute auf 1:1. Stenum klärte den Ball gleich mehrfach nicht, Devin Isik eroberte ihn und steckte auf Lentz durch, der vor Maik Panzram cool blieb und verwandelte.
Richtig turbulent wurde es in den zweiten 45 Minuten, die mit einer Schrecksekunde begannen. Dienstmaier blieb benommen auf dem Rasen liegen, nachdem er mit dem Kopf mit einem Baris-Akteur zusammengeprallt war. Der Stenumer musste ausgewechselt werden (49.). Doch nur eine Minute später flankte sein Ersatzmann Mathias Gaster durch den Strafraum zu Waldemar Kelm, der den Ball erneut in die Gefahrenzone brachte. Höpker zimmerte diesen volley in den Winkel zum 2:1 – erneut ein Traumtor. Kuhn beantwortete den Treffer beinahe postwendend. Nachdem er sich gegen fünf Stenumer spielerisch durchgesetzt hatte, stand er alleine vor Panzram, der jedoch die Oberhand behielt.
Es folgten 40 Minuten, in denen kaum noch Fußball gespielt wurde: Zunächst flog Justin Lentz mit glatt Rot vom Feld. Nach Rücksprache mit seinem Assistenten entschied Pascal Gebken auf Tätlichkeit. Unklar, ob es abseits des Spielgeschehens einen Tritt von Lentz gab oder ob der Schiedsrichter ihn mit Alexander Pelman verwechselte. Dieser hatte gemeinsam mit Gaster am Boden liegend den Stenumer getreten. Viele Fouls und Nickligkeiten auf beiden Seiten folgten, die Delmenhorster diskutierten zudem immer wieder mit dem Unparteiischen, der sich die Beschwerden lange anhörte.
Aus dem Spiel heraus passierte wenig, und so mussten es die Standards richten. Nach einem Freistoß gelang Baris der Ausgleich: Kapitän Cumali Tuner köpfte einen von der Mittellinie an den Fünfer geschlagenen Freistoß in die Maschen (72.). „Ich erwarte da von meinen Verteidigern, dass sie sich cleverer anstellen. Das war schlecht verteidigt“, monierte Baake. Auch Panzram sah nicht gut aus in dieser Szene. Baris war fortan die etwas bessere Mannschaft, Stenum verstand es nicht, trotz Überzahl überlegen zu sein. Tuner markierte nach einem weiteren Freistoß beinahe seinen zweiten Treffer (76.), auf der anderen Seite schob Klatte frei vor Orhan-Can Karakaya den Ball am Tor vorbei. Es folgte die 90. Minute: Zunächst leistete sich Sinan Uygun ein unnötiges Foul an der Strafraumkante, für das er berechtigt Gelb-Rot sah. Den fälligen Freistoß blockte Dennis Kuhn mit der Hand ab – und hatte Glück, nicht ebenfalls Gelb-Rot zu bekommen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Klatte sicher zum 3:2 (90.).
Stenum brachte die Führung gegen neun Mann über die Zeit, Baris fühlte sich benachteiligt und verweigerte nach Spielschluss, zum Mittelkreis zu gehen. Önder Caki und Teammanager Baris Caki gratulierten den Stenumern jedoch. Zuvor hatte es von der Baris-Bank einige Beleidigungen in Richtung VfL-Spieler gegeben, diese berichteten zudem von Bedrohungen.