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Turnen Plötzlich Bundesliga

Das Huchtinger Trio Karina Schönmaier, Lisa Unger und Jalin Möhlenbrok turnt jetzt ganz oben mit. Auftakt in Dillenburg
28.02.2019, 15:36 Uhr
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Von Rainer Jüttner

Karina Schönmaier lässt sich so leicht nicht aus dem mentalen Gleichgewicht bringen. Wenn die 13-Jährige vom TuS Huchting an den Turngeräten ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgeht, ruht sie in sich und liefert zuverlässig Bestleistungen ab. In den vergangenen Wochen war aber auch der Bremer Ausnahmeturnerin die enorme Anspannung anzumerken. „Karina ist an allen vier Geräten stark, aber am Balken ist sie besonders stabil. Zuletzt hatte sie im Training doch einige Stürze, das ist für sie schon ungewöhnlich“, sagt Trainerin Katharina Kort.

Ungewöhnlich gewiss, andererseits aber auch durchaus nachvollziehbar, denn am morgigen Sonnabend wird sie gemeinsam mit ihren Huchtinger Vereinskolleginnen Lisa Unger (20 Jahre) und Jalin Möhlenbrok (18) für das Turn-Team Kiehn Group Lüneburg erstmals in der 2. Bundesliga an den Start gehen. Und der Druck, der auf den schmalen Schultern der Schülerin lastet, ist schon gewaltig. Der Aufstieg in die 2. Liga war Anfang des Jahres so etwas wie ein verspäteter Silvesterknaller. Nachdem die Gerätturnerinnen des TT Kiehn Group Lüneburg als Aufsteiger ihre erste Saison in der 3. Liga als Tabellendritter bravourös beendet hatten, dürfen sie als Nachrücker in der 2. Liga starten. Zuvor hatte die aufstiegsberechtigte TG Breisgau als Tabellenzweiter verzichtet. Am 2. März reist das Huchtinger Trio zum Auftakt zur TG Lahn-Dill nach Dillenburg.

„Davon habe ich, wenn überhaupt, nur geträumt“, sagt Lisa Unger. Im April wird sie 21 Jahre alt und ist als Mannschaftsführerin so etwas wie die Sprecherin des Bremer Trios. In ihrem Alter denkt sie öfter über einen Abschied vom Leistungssport nach. Doch irgendwie kamen die Erfolge mit dem Turn-Team Kiehn Group Lüneburg immer dazwischen. Auch nach dem Aufstieg im vergangenen Jahr waren da diese diffusen Zweifel, ob es mit den Erfolgen auch eine Etage höher weiter gehen würde. Die Saison hat gezeigt, dass diese Zweifel unnötig waren. „Ich bin absolut zufrieden. Wir haben uns alle weiter entwickelt und die Erfolge geben mir jetzt auch ein viel besseres Feeling. Jetzt nach dem Aufstieg mache ich natürlich weiter“, sagt Lisa Unger.

Dabei sind die Bedingungen für sie manchmal etwas schwieriger als für die Schülerinnen Jalin Möhlenbrok und Karina Schönmaier. Lisa Unger steht im zweiten Lehrjahr in ihrer Ausbildung zur Vermessungstechnikerin. „Ich werde von meiner Firma gottseidank unterstützt.“ Auch für Jalin Möhlenbrok bringt das neue sportliche Niveau große zusätzliche Anforderungen mit sich. Die 18-Jährige besucht die Internationale Schule in Bremen, dort stehen im Mai Prüfungen an. „Natürlich ist da jetzt mehr Druck, aber den sehe ich positiv. Er motiviert mich, besser zu werden.“

Die drei Bremerinnen trainieren unter anderem in Huchting und bei Blau-Weiß Buchholz, einem der Leistungszentren im Norden, der sich gemeinsam mit anderen Vereinen Athleten für das Turn-Team Kiehn Group Lüneburg stellt. Zum Jahresanfang gastierte das Top-Trainerduo Artem Nykytenko und Daria Zgoba aus der Ukraine in Buchholz. Nykytenko leitet das größte Turnzentrum der Ukraine und Zgoba war 2007 Europameisterin am Stufenbarren und startete 2008 für die Ukraine bei den Olympischen Spielen in Peking. „Die Mädchen waren begeistert. Dariah Zgoba ist unter anderem brillant in den Bereichen Ballett, Choreografie sowie Gymnastik und gymnastische Verbindungen. Artem Nykytenko übernahm mit großer Energie die Akrobatik am Boden und den Stufenbarren“, sagte Susanne Tidecks, die das Team mit Katharina Kort als B-Lizenztrainerin betreut.

Die drei Bremerinnen fiebern jetzt dem ersten Auftritt in der 2. Liga entgegen. Wer an welchen Geräten startet, wird erst nach dem Probetraining vor Ort entschieden. Von den acht Team-Turnerinnen dürfen jeweils nur vier ans Gerät. Lisa Unger ist am Barren und beim Sprung gesetzt. Ihren Startplatz am Boden muss sie wohl an Mareen Jacobs abgeben. „Mareen springt den Doppel-Salto, das bringt einfach viel mehr Punkte. Wichtig ist aber, dass sie den auch steht“, sagt Katharina Kort. Jalin Möhlenbrok startet aller Voraussicht nach nur am Balken. Das komplette Programm steht dagegen Karina Schönmaier bevor. Bereits in der 3. Liga hat sie unterstrichen, dass ihre hohen Punktzahlen dringend gebraucht werden. Am letzten Wettkampftag im November lieferte sie ihr Meisterstück ab, als sie für die Höchstpunktzahl aller Starterinnen ausgezeichnet wurde. Mit ihrem Zukahara am Boden und dem Mini-Kelly (Flick-Flack) mit gespreizten Beinen auf dem Balken ist sie unersetzbar. Sie muss auch in der 2. Liga verlässlich liefern. Der Druck wächst.

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Zur Sache

Unbekannte Konkurrenz

Die drei Bremer Gerätturnerinen betreten am Sonnabend mit dem Start in die 2. Liga völliges Neuland. In der Klasse starten noch Aufsteiger TuG Leipzig, der Heidenheimer SB, die TG Lahn-Dill, Eintracht Frankfurt, der TSV 1861 Tittmoning II, der Dresdner SC, und der TSV Berkheim. „Da der Aufstieg recht kurzfristig kam, wissen wir über unsere Konkurrenz so gut wie nichts“, sagt Trainerin Katharina Kort. „Wir wollen auf jeden Fall nicht Letzter werden.“ Vor dem Bremer Trio liegen insgesamt vier Kampftage. Die zweite Runde läuft am 11. Mai in Ulm. Nach der Sommerpause steht am 2. November in Buchholz so etwas wie ein „Heimwettkampf“ auf dem Programm. Der Abschlusswettbewerb findet am 16. November in Potsdam statt.

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