Nach einer knappen Stunde trat GOP-Künstler Thibault Theyssens auf. Die Bremer Sportgala, sie fand ja wieder im GOP statt, zum sechsten Mal bereits. Da durfte eine künstlerische Performance nicht fehlen. Thibault Theyssens brauchte nicht viel, um seine Kunst zu zeigen, er brauchte nur einen großen Ring. Akrobatisch, elegant, athletisch sah es aus, was Theyssens vorführte. Und auch der Ring konnte Assoziationen zum Sportlichen schaffen.
Der Ring konnte im Sinne der Veranstaltung vor rund 350 Gästen zum Beispiel einen olympischen Ring symbolisieren. Im Sinne der Veranstaltung wäre es aber auch, wenn man sich den Ring als große Geldmünze vorstellen würde. Der Sport braucht eine intakte Infrastruktur, der Sport braucht Förderung. Fast aufs Wort genau so sagte es der Vizepräsident der SG Findorff ins Mikrofon, als die SG-Korbballerinnen zur Ehrung mit dem Nachwuchsförderpreis auf der Bühne erschienen waren. Und in den vielen Statements, die vom Vater-Tochter-Moderatoren-Paar Jörg und Laura Wontorra eingeholt wurden, wurde das quasi um einen Zusatz ergänzt. Sinngemäß so: Der Bremer Sport braucht mehr Förderung.
Das war die Botschaft eines festlichen Abends, der in acht Kategorien die Sportler des Bundeslandes ehrte. Der Sport ist mehr wert. So könnte man die Botschaft formulieren, auch auf die Gefahr hin, dass es sich zu sehr nach Tarifverhandlungen einer Gewerkschaft anhört.
Die Vertreter aus der Politik, die direkt und indirekt angesprochen wurden, den Sport in Bremen nicht hängenzulassen, kamen – auch das war klar – nicht mit einem großen Geldsack ins GOP. Aber immerhin: Staatsrat Jan Fries, der die grippekranke Sportsenatorin Anja Stahmann vertrat, konnte auf der Bühne verkünden: „Ich hoffe, dass wir möglichst schnell zum Abschluss kommen.“ Das war die Antwort auf Wontorras Frage, wie es denn beim Projekt „Haus der Athleten“ aussehen würde. Das Projekt, das leistungssportlichen Nachwuchs in Bremen halten beziehungsweise nach Bremen locken will, ist von der Bremer Sportstiftung angeschoben, aber bislang noch nicht umgesetzt worden.
Reichlich Gelegenheit für donnernden Applaus
Auch Bremens Bürgermeister Carsten Sieling, erstmals Gast bei der Sportgala, bekam auf der Bühne eine Wontorra-Frage zum Thema. Ob die SPD das Projekt – wie die Grünen und die CDU – nicht ebenfalls ins Wahlprogramm aufnehmen wolle. Sieling sorgte nicht eben für donnernden Applaus im Saal, als er antwortete, dass man nur die wichtigen Dinge ins kurz gehaltene SPD-Programm gepackt habe. Um sich dann zu beeilen und zu sagen, dass auch der Sport ein wichtiges Ding sei. Und er sich für das Haus der Athleten stark mache.
Darüber hinaus gab es an diesem Abend reichlich Gelegenheit für donnernden Applaus. Die Gelegenheiten wurden nicht ausgelassen: für den Behindertensportler des Jahres, den Golfer Christophe Schuler zum Beispiel, für den Pinguins-Trainer Thomas Popiesch oder die Sportlerin des Jahres, die Rollkunstläuferin Lina Goncharenko. Einen sehr ausführlichen Beifall heimste jemand ein, der gar nicht da war. Schwimmer Florian Wellbrock war von der neunköpfigen Jury zum Sportler des Jahres gewählt worden.
Er fehlte, weil ein Trainingslager in Spanien ansteht. So enterte sein Vater die Bühne und nahm die Auszeichnung entgegen. Virtuell war Europameister Florian Wellbrock aber da. Im Skype-Interview grüßte er von der Leinwand. Und verriet seine persönlichen Olympia-Ziele für 2020. Sie gehen sinngemäß so: Rang fünf wäre super, eine Medaille wäre super-super. Eine Art Super-Ziel hatte sich auch die Bremer Sportgala 2019 gestellt.
Es wurde sehr lebendig
Die Sportgala sei inzwischen eine Institution in Bremen, sagte Andreas Vroom, Präsident des Landessportbundes. Und Mit-Moderatorin Laura Wontorra nannte die Summe, der der Gala-Abend 2018 gebracht hatte: 30 000 Euro waren es, die der Sportförderung zugute kamen. Die Marke werde doch sicher 2019 überboten, sagte Laura Wontorra zu Beginn eines Abends, der sehr stimmungsvoll ausklang. Zur letzten Ehrung des Abends kamen die Grün-Gold-Tänzer auf die Bühne, die im Vorjahr so abgeräumt und die Wahl zur Mannschaft des Jahres gewonnen hatten. Es wurde sehr lebendig auf der Bühne, nicht nur weil die Grün-Gold-Formation unter Anleitung ihres Trainers Roberto Albanese ein Mini-Tanz-Training aufführte.
Es wurde auch lustig, als Albanese im Wontorra-Gespräch auf die zuletzt ungewohnten zweiten Plätze seiner Tanztruppe angesprochen wurde. „Da sind wir ja froh, dass wir wenigstens heute Abend gewonnen haben“, sagte der Erfolgstrainer. Im Wissen, dass sie alle Sieger waren an diesem Abend, alle Sportler auf der Sportgala.