Christian Heidel ist natürlich so schlau, dieses 2:2 des FSV Mainz 05 gegen die TSG Hoffenheim, das nach einem 0:2-Rückstand zur Pause und dem Ausgleich in der Nachspielzeit unter Beteiligung des Mainzer Torwarts Heinz Müller doch noch zustande kam und nach fünf Pflichtspielniederlagen von allen Mainzern wie ein Sieg gefeiert wurde, auch noch in einen kleinen Mythos zu verwandeln.
„Ich habe den Heinz beschimpft, als er nach vorne lief. Da waren ja noch zwei Minuten zu spielen“, erzählte Heidel. Die Erleichterung, nach diesem schon verloren geglaubten Spiel die Niederlagenserie doch noch beendet zu haben, war riesig in Mainz. Der dramatische Spielverlauf mit der erfolgreichen Aufholjagd hilft den Mainzern, ein bisschen optimistischer nach vorne zu blicken. Möglich machte dieses zuletzt seltene Glücksgefühl auch Torwart Heinz Müller, der bei den beiden Toren der Hoffenheimer durch Kevin Volland (haltbarer Schuss aus 18 Metern; 14.) und Firmino (lange rausgezögerter Lupfer; 22.) nicht gut aussah. In der ersten Minute der Nachspielzeit rannte Müller nach vorne, köpfte den Ball nach einer Ecke von Johannes Geis auf das Tor, wo er zunächst geblockt aber schließlich vom Mainzer Kapitän Nikolce Noveski über die Linie gedrückt wurde.
Mainz hat also noch ein Pünktlein ergattert. Viel ist das nicht, aber die Art und Weise stärkt das Selbstvertrauen und hebt die Stimmung. „Wir können es noch“, sagte beispielsweise Stefan Bell, der erstmals in dieser Saison von Beginn an als Innenverteidiger eingesetzt worden war, weil Bungert und Svensson verletzt fehlten. Bell spielte engagiert, aber wie alle Mainzer mit mehr Tiefen als Höhen. Und weil Mainz 05 derzeit eben nicht so spielt, wie Mainz 05 spielen kann, erzwang die Mannschaft am Ende„mit bescheidenen Mitteln“ ihr Glück, wie Trainer Thomas Tuchel sagte. Er sei kein Freund des stürmenden Torwart, eine Anweisung für Müller habe es nicht gegeben, erklärte er: „Aber heute hat es halt mal geklappt.“
Es war erstaunlich, wie leidenschaftlich die Mainzer Zuschauer die Mannschaft trotz mitunter schwacher Darbietung über die gesamte Spielzeit unterstützten. Aber auch das hatte der schlaue Mainzer Manager Heidel schon in der Woche vorher eingefordert. Dass es auch so gekommen ist, machte ihn „stolz“.
Zu Hilfe kam den phasenweise hilflos wirkenden Mainzern aber auch die Sorglosigkeit der Hoffenheimer. Die TSG blieb erneut nicht ohne Gegentor, vergeigte zudem nicht nur zwei weitere Punkte, sondern hat nun das zweifelhafte und kuriose Torverhältnis von 20:20. Trainer Markus Gisdol war stinksauer, er ätzte: „Wir haben am Ende extrem nachlässig verteidigt. Das ist super ärgerlich.“ Während ganz Mainz feierte, vermochte auf Hoffenheimer Seite niemand diesem Nachmittag etwas Positives abzugewinnen.