¡Buenas dias! aus Phoenix, Es war Media Day in Phoenix, und diesmal war alles ein wenig anders – nicht nur wegen des großen Fanandrangs, sondern weil erstmals einer dabei war, der das Interesse der (relativ wenigen) deutschsprachigen Journalisten auf sich zog: Sebastian Vollmer.
Als die Mannschaft der Patriots einläuft, gehen die Topstars auf die Podien, die anderen suchen sich einen Platz im Meer der Journalisten. Sebastian Vollmer läuft einmal durch die Halle und bleibt dann stehen – wie ein Fels in der Brandung. Eine Stunde muss der 30-jährige gebürtige Düsseldorfer die Fragen der Journalisten beantworten. Die Podienplätze sind für Stars wie Quarterback Tom Brady, Coach Bill Belichick oder in der zweiten Session des Tages die prominentesten Spieler der Seattle Seahawks wie Quarterback Russell Wilson reserviert. Aber Vollmer, der 2,03 große Right Tackle, der als Bodyguard von Tom Brady in dieser Saison ganz besonders brillierte, ist sofort umringt von einer Traube internationaler Frager.
Bei seinem ersten Super Bowl 2012 in Indianapolis (17:21 gegen die New York Giants) verpasste Vollmer den Media Day wegen einer Magenverstimmung. Dass die hektische Atmosphäre in dem prallvollen Frage-Gefängnis so gar nicht dem ruhigen Charakter des Deutschen entspricht, ließ er trotz professionellem Stoizismus doch durchblicken. „Das erlebt man nicht alle Tage so einen Medientrubel, das Interesse ist ja schon riesengroß, insofern ist das schon gut zu erleben“, sagte Vollmer dem WESER-KURIER. Dass die Fans neuerdings beim Media Day gegen Eintritt zuschauen dürfen und ordentlich für Lärm sorgen, was die massenhaften Interviews nicht gerade einfacher gestaltet, „beeinflusst uns als Spieler ja nicht; so ist es halt“, entgegnet Vollmer und kann froh sein, dass er das Gejohle, Gedrängel und Geschubse nur aus der Vogelperspektive wahrnimmt.
Und die Möglichkeit, als erster Deutscher den Super Bowl zu holen, ist das eine besondere Motivation? „Für mich spielt es keine Rolle, wo ich herkomme. Als Sportler möchte ich natürlich gewinnen. Aber mit der Herkunft hat das für mich persönlich nichts zu tun.“ In Deutschland ist das Interesse aber durch Vollmers Teilnahme deutlich gestiegen. „Das Medieninteresse ist schon gestiegen. Ich hoffe, dass das viele junge Leute in Deutschland motiviert, mit Football anzufangen. Es wäre schon toll, wenn wir mehr Deutsche in der NFL hätten“, zeigt Sebastian Vollmer dann doch noch etwas Patriotismus.
Sorgen macht er sich einzig ums Wetter: „Ich hoffe, dass meine Familie und die Fans es aus dem Schnee hierher schaffen.“ Die Niederlage vor 3 Jahren ist kein Thema mehr. „Wir als Team schauen nicht zurück. Wir trainieren die Woche einfach weiter und hoffen, dass wir am Ende gewinnen.“
Mit Fragen zur Amateur-EM im Football zwischen Deutschland und Österreich tickt die Uhr herunter. Vollmer kann mit dem Thema nicht so recht etwas anfangen, obwohl er doch der deutschen Amateurszene entstammt. Zunächst ordnet er die Frage dem Fußball zu. Stoisch lässt er auch noch eine mexikanische Reporterin über sich ergehen, die mit einem Fußball auf Vollmers Beine ballert – und auf spanisch vom „Moment der Wahrheit“ fabuliert.
Die Uhr ist runter gelaufen. Der rheinische Riese verschwindet durch den Spielereingang der Basketball-Arena. Der Zirkus ist vorbei. Der Ernst beginnt. Es war Media Day in Phoenix.
¡Hasta mañana!