Haben Sie heute schon ratlos vor ihrem Abfalltrennsystem gestanden und sich gefragt: Gehört die ölige Folie vom Antipasti-Becher in den gelben Sack oder in den Restmüll? Wie ist es mit Kronkorken? Sie alle gehören in den gelben Sack. Und dann? Was passiert damit, wenn ihn eine Entsorgungsfirma eingesammelt hat? Diese Frage treibt die FDP-Fraktion im Landkreis Oldenburg um. Um Klarheit über die Entsorgungswege der gelben Säcke im Landkreis Oldenburg zu gewinnen, hat Marion Daniel, Fraktionsvorsitzende der FDP, eine entsprechende Anfrage an die Kreisverwaltung gestellt. Diese wird am Dienstag, 20. Februar, in der öffentlichen Sitzung des Umweltausschusses thematisiert.
Den Anstoß dazu lieferten die Chinesen zu Jahresbeginn. Das asiatische Land teilte mit, keine Kunststoffabfälle mehr zu importieren. Das trifft auch Deutschland. 2016 hat die Bundesrepublik rund 770 000 Tonnen Kunststoffreste nach China exportiert. „Und der Prokopfanfall von Plastikmüll in Deutschland steigt weiter an“, bemerkt die FDP. Deshalb stellte die Partei in ihrer Anfrage folgende Fragen: Wie sind die Entsorgungswege der gelben Säcke im Landkreis Oldenburg? Wie erfolgt die Trennung der unterschiedlichen Verkaufsverpackungen? Welche Entsorgungs- und Recyclingarten gibt es?
Dass der Prokopfanfall beim Kunststoffmüll steigt, sieht auch die Kreisverwaltung sehr kritisch, wie aus der Vorlage für die Sitzung des Umweltausschusses hervorgeht: „Ziel muss weltweit letztlich eine Reduzierung sein, damit Belastungen der Umwelt minimiert werden.“ Hier seien Politik, Industrie, Wirtschaft, Handel und letztlich die Verbraucher gefordert. Die Vermeidung sollte höchste Priorität haben. Jeder noch so kleine Beitrag, wie zum Beispiel Jutetasche statt Plastiktüte zu nutzen, sei wichtig.
Bevor die Kreisverwaltung in ihrer Vorlage auf die Fragen der FDP eingeht, weist sie darauf hin, dass es sich bei der Sammlung von Verkaufsverpackungen um ein System der Privatwirtschaft handelt: „Sie ist nicht Gegenstand der öffentlich-rechtlichen Entsorgung.“ Die in diesem Bereich tätigen Unternehmen und zugelassenen dualen Systeme müssen entsprechende Mengenstromnachweise führen. Danach werden mittlerweile rund 90 Prozent der jährlich rund eine Millionen Tonnen anfallenden Verpackungsabfälle aus Kunststoffen in Deutschland verwertet und 100 000 Tonnen zum Recycling exportiert, heißt es in der Vorlage. Der Anteil der Exporte nach China liege bei rund 20 000 Tonnen.
Im Landkreis Oldenburg ist die Firma Remondis für das Einsammeln der gelben Säcke zuständig. Laut Kreisverwaltung sammelt sie „Verpackungsmaterialien aus Haushaltungen in einer Größenordnung von insgesamt 4500 Tonnen“ und liefert sie an verschiedene Aufbereitungsanlagen, wie die Gesellschaft für Abfall und Recycling in Bassum-Kastendiek. „Dort werden die Verkaufsverpackungen zum Teil händisch, aber im Wesentlichen maschinell und automatisch sortiert“, erläutert die Kreisverwaltung. Die unterschiedlichen Fraktionen würden dann an verschiedene Kunststoffaufbereitungsanlagen geliefert. Dort würden diese zu Granulaten, Agglomerate und Mahlgüter aufgearbeitet. Metallverpackungen werden unter anderem an die Stahlindustrie abgegeben.
Ein geringer Teil an Verkaufsverpackungen und sogenannten Fehlwürfen, insbesondere Restmüll, werde auch energetisch verwertet. „Der gelbe Sack ist nur für leichte Verpackungen ausgelegt“, erläutert Tobias Bruns, Abfallberater beim Landkreis Oldenburg. Wirft man zu schwere Sachen in den gelben Sack, könne dieser reißen. Doch nicht immer ist falsche Mülltrennung Schuld. Wie dem DELMENHORSTER KURIER zugetragen wurde, soll die Qualität der gelben Säcke mit dem Betreiberwechsel zum Jahreswechsel nachgelassen haben. Sie würden schnell reißen. Bruns ist davon nichts zu Ohren gekommen. Doch er berichtet: „Regelmäßig wird so etwas behauptet. Ich will das nicht ausschließen. Es kann mal eine Charge gelber Säcke dabei sein, die nicht so gut ist. Generell kann man nicht sagen, dass die Qualität schlechter geworden ist.“
Vielleicht sind die Zeiten der gelben Säcke im Landkreis Oldenburg ohnehin bald vorbei. Derzeit wird am Abfallwirtschaftskonzept 2018 plus gearbeitet. Den ersten Entwurf will die Kreisverwaltung im Umweltausschuss am 17. April vorstellen. „Wir haben alle Zahlen an den Gutachter geliefert. Er wird dies nun für uns aufbereiten und Vorschläge machen“, sagt Bruns.