Die SPD habe in letzter Minute das Versprechen gebrochen, den Personalvorschlag von Oberbürgermeisterin Petra Gerlach, Theo Dworak ins Amt des Stadtbaurates zu unterstützen, so FDP-Fraktionschef Murat Kalmis am Tag nach der geheimen Wahl im Rat. Dienstagabend hatte zwar die Mehrheit der versammelten Ratsmitglieder den ehemaligen Chef der Delmenhorster Bauordnung gewählt, weil aber die erforderliche Mehrheit des Gremiums nicht zustande gekommen war, gilt der Kandidat als abgelehnt (wir berichteten). Mit 22 zu 15 Stimmen votierte der Rat, ein Mitglied hatte sich enthalten. Am folgenden Tag wurde viel spekuliert. SPD-Kreischef Lars Konukiewitz bemerkte, dass in der Sitzung drei Sozialdemokraten gefehlt hätten, also aus den Reihen seiner Fraktion höchstens zehn Stimmen mit Nein abgegeben worden sein könnten. Andere erzählten Mittwoch, sie wüssten von zwei Sozis, die den Kandidaten gewählt hätten. Weil unterstellt wird, die Mitglieder von Delmenhorster Liste/Die Linke hätten mit ihren vier Gegenstimmen Dworak abgelehnt, bleibt es fraglich, wer die weiteren zwei Stimmen sein können und ob sie gar aus den Reihen der CDU stammen.
Der Förderverein der örtlichen Wirtschaft Delmenhorst sieht die Ratsentscheidung gegen eine Besetzung der im April vakant werdenden Stelle der Stadtbaurätin mit Unverständnis und großer Sorge, "zumal mit Herrn Dworak ein Bewerber antrat, der zweifellos über die notwendige Expertise verfügt hätte", so Vereinschef Ulrich Droste. Man appelliert an den Rat im Sinne der Stadt zu handeln, Parteipolitik und eigene Interessen zurückzustellen und die Stelle zeitnah und fachkompetent zu besetzen.
Delmenhorst hat Schaden erlitten
"Die Stadt Delmenhorst hat durch die Nichtwahl von Theo Dworak einen enormen Schaden erlitten", sagte Marianne Huismann, Fraktionsvorsitzende der Grünen. "Die SPD scheint ihre parteipolitischen Interessen über die drängenden Bedürfnisse und Herausforderungen unserer Stadt zu stellen", so Huismann in einer gemeinsamen Presseerklärung mit der CDU-Stadtratsfraktion.
CDU Fraktionsvorsitzender Kristof Ogonovski warf in dem Schreiben der SPD vor, parteipolitische Interessen über das Wohl der Stadt Delmenhorst zu stellen. "Es ist unverzeihlich, dass die SPD ihre Zustimmung zum hochqualifizierten Kandidaten Theo Dworak zunächst signalisiert hat, nur um kurzfristig umzuschwenken und seine Wahl zu blockieren", erklärte Ogonovski. Diese plötzliche Kehrtwende zeige nicht nur mangelnden Respekt gegenüber dem Kandidaten, sondern setze auch ein fatales Signal an die Bürgerinnen und Bürger von Delmenhorst. Dworak galt als kompetenter und erfahrener Fachmann und hatte breite Unterstützung aus verschiedenen politischen Lagern erhalten. "Die überraschende Entscheidung der SPD, die Wahl zu verhindern, hinterlässt jedoch einen schalen Beigeschmack."