Ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und für Mut in der Gesellschaft setzen – dafür ist das Max-Planck-Gymnasium seit dem Jahr 2017 Teil des Netzwerks "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage". Ausschlaggebend waren damals die gesammelten Unterschriften von 80 Prozent der Schüler und Lehrer, die "mutig gegen Ausgrenzung und für Toleranz eintreten", heißt es vonseiten des Gymnasiums. Ebenso ausschlaggebend war die Zusammenarbeit mit Entertainer und Moderator Yared Dibaba, der selbst damals Schüler am "Maxe" war. Damit das Gymnasium die Auszeichnung pflegt, organisieren die Schüler einen Projekttag, der in der Woche des 9. Novembers stattfindet. Bewusst haben sich die Beteiligten für dieses Datum entschieden, um an die Reichspogromnacht, in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, zu erinnern.
Mehrere Workshops organisiert
Der Projekttag fand im November 2024 zum zweiten Mal statt, organisiert von den drei Schülern Niclas Stöver, Nelli Strebel und Ahmad Hajj Moussa aus der zwölften Jahrgangsstufe. Für sie wurde der Aufwand für den Tag zudem besonders belohnt: Sie erhielten an diesem Mittwoch den H.H.-Leopold-Preis für Respekt und Toleranz. Verliehen wird er vom Volkswagenwerk in Emden. Eingeladen zu der Aktion am Maxe waren erneut der komplette sechste und neunte Jahrgang – um die 250 Schüler der rund 1000 großen Schülerschaft erreiche man mit der Veranstaltung, sagt die stellvertretende Schulleiterin Erika Labinsky. Auf dem Aktionstag wurden verschiedene Workshops angeboten, die sich mit den Themen Diskriminierung und Rassismus auseinandersetzten – beispielsweise zum Schreiben von Songtexten oder einem Rundgang zum jüdischen Leben in Delmenhorst. Bei einer anderen Station wurden außerdem Videos vorgestellt, die sich gegen diskriminierende Propaganda im Internet wenden.
Um den Workshop auf die Beine zu stellen, mussten Stöver, Strebel und Hajj Moussa diesen entsprechend vorbereiten und auch am Aktionstag präsent sein. Den ausgefallenen Unterricht holten sie nach, sagte Labinsky. "Es gab noch andere Freiwillige, die mitgemacht haben", fügte Niclas Stöver hinzu. Dafür sind die drei Zwölftklässler einer von drei Siegern des H.H.-Leopold-Preises im Jahr 2024. Wenngleich es der zweite Platz ist, erhielten sie dafür ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro. Dafür konnten sich nicht nur Schulklassen bewerben, "sondern auch Einzelpersonen können sich für den Preis bewerben", so Stöver.
"Mit Liebe und Verständnis entgegentreten"
Für den Aktionstag gegen Rassismus setzt sich Stöver ein, weil er beobachte, "wie oft man zu Anschuldigungen und Hass in Deutschland verfällt – und das in jeder Altersklasse." Gerade in jüngeren Jahren müsse man ein Zeichen setzen, dass man gegen den Hass mit Liebe und Verständnis entgegentreten kann. Damit meint der 19-Jährige und Schülersprecher des Maxe unter anderem die Herkunft und das äußere Erscheinungsbild, auf die die Diskriminierung abzielt.
Für Ahmad Hajj Moussa ist das Engagement ebenfalls ein wichtiges Anliegen, da er in seinem Heimatland Syrien als Kurde auch Teil einer diskriminierten Minderheit sei. Hier in Deutschland werden Ausländer teilweise noch stärker beleidigt. Das wiederum möchte er ummünzen und sich für andere einsetzen und das Beste geben, "damit sich jeder in der Gesellschaft wohlfühlen kann." Für Nelli Strebel sei das aktive Einbringen von Bedeutung. Für sie ändere das alleinige Reden über die schlimmen Erfahrungen nichts an der Sache. Mit ihrem Einsatz möchte sie vor allem die jüngeren Leute inspirieren, "die auch die Gesellschaft weiterbringen".
Labinsky ist es wichtig, wer den Aktionstag organisiert: "Es macht einen Unterschied, ob die Schüler dafür aktiv stehen." Denn so könne man mit der Botschaft auch die jüngeren Jahrgänge eher erreichen.
Was machen die drei Schüler nun mit dem Preisgeld? Insbesondere möchten sie das Projekt "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" über Jahre sichern, sagt Stöver. Ebenso sollen einige andere Projekte damit gefördert werden, gerade in den unteren Klassen stößt das Engagement auf große Akzeptanz, erwähnt Labinsky. Ebenso können Stöver, Strebel und Hajj Moussa es sich vorstellen, T-Shirts drucken zu lassen, Referenten von außerhalb zu Vorträgen einzuladen und Sticker zu entwerfen – mit dem Slogan "Bleibt Mensch". Stellen zu bekleben in der Schule sei verboten, merkte Strebel im lachenden Ton an. In diesem Sinne sei das ein rebellischer Akt, den Labinsky willkommen heiße. Aber nicht zuletzt soll damit die Aktion beworben und mehr Leute erreicht werden.