"Ein reges Interesse der Bürger" am Beteiligungsverfahren erlebt Stadtplaner Stefan Lehmann. In einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse Planen, Bauen und Verkehr sowie Umwelt und Klimaschutz wurde Mittwoch über die Umgestaltungspläne für die östliche Innenstadt und die Bürgerbeteiligung beraten. Felix Matthes berichtete vor den Kommunalpolitikern von 80 Interviews, die sein Bremer Planungsbüro Forum Anfang Februar in der Fußgängerzone eingeholt hatte. Über 200 User hätten sich über eine online geschaltete Pinnwand mit ihrer Meinung eingebracht. Die Frage, die viele Besucher, Anlieger und Gewerbetreibende entlang der Langen Straße interessiert, sei, welche Veränderungen möglich sind, nachdem das ehemalige Hertie-Kaufhaus abgerissen worden ist.
Im Dezember hatte der Stadtrat zur Erlangung weiterer Fördergelder ein Untersuchungsgebiet für ein integriertes Entwicklungskonzept festgelegt (wir berichteten). Dieses fußt auf den Bereich, der schon bis 2016 als "Östliche Innenstadt" ausgewiesen war und reicht bis an die Lange Straße heran. Nach dem Willen aus dem Rathaus sollen die Planungen nun über den Bereich der Fußgängerzone bis zum Vorwerk-Parkplatz ausgedehnt werden.
"Östliche Innenstadt" wird erweitert
Matthes stellte Mittwoch das erweiterte Untersuchungsgebiet vor. Eine Beschlussfassung nach weiterer Gremienberatung ist schon für Mai vorgesehen, damit die Fördermittel bereits im kommenden Jahr fließen können. Mit dem erweiterten Konzept sollen Städtebaufördermittel in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro mobilisiert werden, davon müsse die Stadt ein Drittel beisteuern.
Die "Östliche Innenstadt" wird vom Planungsbüro so beschrieben, dass durch die Leerstände der Hertie-Immobilie und des Erdgeschosses des City-Points eine Abkopplung des Bereichs bis zur Friedrich-Ebert-Allee festgestellt werde. Die Häufung von Shisha-Bars, Glücksspielstätten und Sportwetten-Anbietern seien Indikatoren für einen sogenannten Trading-Down-Prozess. Für den Bereich des Schweinemarkts bedauert Matthes, dass die dortigen Verkehrsflächen vielfach dem Auto dienten. Parkplätze und eine Umfahrmöglichkeit würden die Nutzung von Außenflächen für gastronomische Angebote schmälern. Matthes sprach in diesem Zusammenhang von "verschenktem Potenzial". Die als Abstellfläche für Autos geeignetere Lage des Vorwerk-Parkplatzes sei zu optimieren. Während Sitzgelegenheiten und Mülleimer verschwinden könnten, sollte der Raum für weitere Parkplätze, auch für Lastenfahrräder und unterstützt mit Ladesäulen für E-Bikes, genutzt werden.
Parkplatz wird Mobilitätsplatz
Matthes sprach von einem künftigen Mobilitätsplatz, der entstehen könnte. Man wolle auch öffentliche Zuschüsse für private Baumaßnahmen bieten. Eigentümer könnten Hilfen erreichen, um verbaute Hinterhöfe mit teilweise stark vernachlässigten Nebengebäuden zu sanieren. Matthes schilderte, dass Befragungen ergeben hätten, dass es im Bereich der Fußgängerzone vielfach unerwünschte Begegnungen mit Radfahrern gebe. Fahrradwege sollten nach seiner Meinung das Umfahren der Langen Straße attraktiver gestalten. Der Schweinemarkt sollte autofrei werden und die Platzgestaltung mit einem Wasserspiel aufgewertet werden. Matthes berichtete auch von Stimmen, die sich für einen besonderen Aktionstag vor dem Abriss der ehemaligen Hertie-Immobilie aussprachen. "Es gibt wohl viele, die sich noch einmal von dem Gebäude verabschieden wollen." So wolle man allen, die das möchten, noch einmal die Gelegenheit geben, das einstige Kaufhaus zu betreten.
Zum zeitlichen Ablauf der konkreten Maßnahmen nahm Rathausmitarbeiterin Julika Holz Stellung. Aktuell habe man gerade eine Firma mit der Abrissplanung für die Kaufhausbrache beauftragt. In den kommenden sechs bis neun Monaten würde die Planung für den Abriss, inklusive Beweissicherungsverfahren, erfolgen. Bis zum Frühjahr 2023 werde man einen Abrissunternehmer finden. Weil die Stadtplaner ein ganzheitliches Konzept für die östliche Innenstadt verfolgen wollen, sei es aktuell wichtig, den erweiterten Bereich in die Städtebauförderung einbeziehen zu können.