Das Delme-Klinikum Delmenhorst (DKD) bekommt ab Dienstag einen neuen Geschäftsführer. Josef Jürgens, bis Anfang dieses Jahres Verwaltungsdirektor der Bremer Paracelsus-Klinik, übernimmt die Aufgaben von Florian Friedel. Der Krankenhausmanager mit eigener Firma in Schleswig zieht sich nicht völlig aus Delmenhorst zurück. Im Rahmen des noch bis 2024 bestehenden Geschäftsbesorgungsvertrages mit der Friedel gehörenden Hospital Management Group (HMG) wird er sich um Sonderaufgaben, wie die Beschaffung von Fördermitteln kümmern. Die HMG hatte bereits im Mai 2020 mit Christian Peters einen zweiten Geschäftsführer nach Delmenhorst installiert. Peters leitete in Doppelspitze mit Friedel das operative Krankenhausgeschäft und setzt diese Arbeit jetzt zusammen mit Jürgens fort. Die HMG konnte den Nachfolger Friedels auch ohne eine Beteiligung des Rates bestellen, auf das Krankenhaus kommen durch den Personenwechsel auch keine zusätzlichen Kosten zu. Es bedurfte an diesem Donnerstag lediglich einer Unterrichtung des Aufsichtsrates. Jürgens arbeitet seit seiner Trennung von der Paracelsus-Klinik für die HMG.
„Florian Friedel ist es gelungen, das Delme-Klinikum aus der Insolvenz heraus wirtschaftlich zu stabilisieren“, erklärte Petra Gerlach (CDU), Oberbürgermeisterin von Delmenhorst. In einer Zeit, in der immer mehr Kliniken in private Trägerschaft wechselten, habe er für das damalige Josef-Hospital erstmalig in Deutschland einen anderen Weg gewählt und das Haus erfolgreich rekommunalisiert. Diese Phase sei abgeschlossen und sie könne nachvollziehen, dass sich Friedel, der ein ausgewiesener Sanierungsexperte ist, nun neuen Aufgaben stellen möchte. Er habe in Delmenhorst viel erreicht. Als einen "Glücksgriff für Delmenhorst", bezeichnete ihr Amtsvorgänger Axel Jahnz den scheidenden Geschäftsführer. "Florian Friedel drehte das Krankenhaus von rechts auf links", so Jahnz.
Einschnitte nach der Insolvenz
Friedel nannte in einem Schreiben an die Krankenhaus-Beschäftigten als seine größte Herausforderung, das Krankenhaus nach der Insolvenz "durch Einschnitte, die zum Teil auch schmerzlich waren, wirtschaftlich zu stabilisieren". Parallel dazu habe man den Umgang mit der Mordserie von Nils Högel überdacht und "rund um dieses Thema transparenter und offensiver kommuniziert".
Stolz ist Friedel darauf, den Klinikneubau mit durchgesetzt zu haben. Zusätzlich zu bereits gewährten 70 Millionen Euro Fördermitteln seien weitere 80 Millionen Euro für Delmenhorst ins Krankenhausinvestitionsprogramm aufgenommen worden. Alle noch offenen bauordnungsrechtlichen Fragen seien inzwischen geklärt, "sodass schon in wenigen Wochen die Gesamtbaugenehmigung vorliegen wird". Friedel dankte der Belegschaft für ihren herausragenden Einsatz in der Pandemie.
Friedel will sich künftig anderen Aufgaben in seiner HMG zuwenden. Allerorten geraten Krankenhäuser finanziell ins Straucheln, Friedel engagiert sich, auch im Süden der Republik, mit Konzepten für ein konsequentes Kostenmanagement und eine zeitgemäße Medizinstrategie. Er kritisiert die Gesundheitspolitik auf Bundesebene, immer mehr Krankenhäuser gerieten in Schieflage, er will sich dafür einsetzen, "auch andere Häuser in eine stabile Zukunft" zu führen.
Auch die Aufsichtsratsvorsitzende des DKD, Barbara Schulte, würdigte Friedels Arbeit: „Mit Florian Friedel war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort." Schulte ist auch Geschäftsführerin Finanzen und Infrastruktur am Klinikum Region Hannover. Sie war Friedel bereits früher in Schleswig-Holstein beruflich begegnet. Und im Landkreis Hameln-Pyrmont wirkte Schulte zunächst für die Münchener Beratungsfirma WMC-Healthcare bei der Schließung des Krankenhauses in Springe mit, um das Krankenhaus Bad Münder weiterbetreiben zu können. Friedel gehörte damals selbst zu WMC, der Firma von Reinhard Wichels, die zunächst Geschäftsbesorger auch in Delmenhorst war.
Josef Jürgens freut sich schon auf seine neue Aufgabe am DKD: „In wenigen Jahren wird Delmenhorst eines der modernsten Klinikgebäude Niedersachsens haben.“ Bis dahin werde es neben den wirtschaftlichen und personellen Herausforderungen, denen sich gerade alle Krankenhäuser in Deutschland stellen müssten, sicher noch die eine oder andere Hürde zu bewältigen geben. „Ich habe die ersten Mitarbeiter bereits kennenlernen dürfen und bin davon überzeugt, dass wir das gemeinsam gut meistern werden.“