"Die Mobilität ist jahrzehntelang auf das Auto ausgerichtet gewesen" sagt Susanne Krebser. Ihr ist das Tempo, um neue Standards für Radwege durch die Region zu formulieren, nicht zu langsam. In der Zielsetzung soll es dann aber möglich sein, sich im Raum Bremen/Oldenburg per Muskelkraft und mit Elektrounterstützung, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von Tempo 30 fortzubewegen. Die Geschäftsführerin des in Delmenhorst ansässigen Kommunalverbundes Bremen-Niedersachsen schaut dafür bis zu 15 Jahre in die Zukunft. Und hat eine Strecke von rund 170 Kilometern mit insgesamt 13 Verbindungen im Blick. In diesem Radius können die künftigen Radschnellverbindungen geschaffen werden.
„Der Radverkehr leistet einen wesentlichen Beitrag für eine nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität", sagt Krebser. Grundvoraussetzung für das Umsteigen aufs Fahrrad sei eine geeignete Infrastruktur mit attraktiven Verbindungen. „Wir werden nun systematisch die Hauptpendlerstrecken nach Bremen, Delmenhorst und Oldenburg auf ihre Machbarkeit für schnelle Radverkehre überprüfen", so Krebser. Ziel sei es, dass auf diesen Strecken mehr Menschen das Fahrrad oder E-Bike nutzen. "Das trägt zur Entlastung des Straßenverkehrs sowie zum Schutz von Gesundheit, Klima und Umwelt bei.“
Wer von einem Radverkehr wie in Kopenhagen schwärme, müsse jetzt beginnen, Planungen in unserer Region voranzubringen, so Krebser. Nach einer zu Beginn dieses Monats gestarteten Machbarkeitsstudie könnten die Planungen beginnen – für den Weg bis zur Fertigstellung eines Netzes von Radschnellverbindungen mit Breiten von bis zu vier Metern werde auch Geduld benötigt. Die Experten messen Strecken, untersuchen Trassen und formulieren auch Wege zu Fördermitteln. Für Krebser ist es klar, dass die Kommunen für die Finanzierung einer Mobilitätswende auch eine finanzielle Ausstattung benötigen. "In Niedersachsen wird der Bau von Radwegen gefördert, leider gibt es aber keine Zuschüsse für die Planungskosten", sagt Krebser.
Krebser ist froh, dass die Regionale Machbarkeitsstudie gefördert wird. Das Projekt des Kommunalverbunds wird mit rund 56.000 Euro aus dem Förderfonds der Metropolregion Nordwest unterstützt. "Diese Förderung hat der Kommunalverbund als Co-Finanzierung genutzt, um beim Bundesamt für Güterverkehr eine Förderung von insgesamt rund 380.000 Euro über 24 Monate zu beantragen und damit weitere Fördermittel für die Region zu generieren", sagt Krebser.
"Untersucht werden jetzt Strecken mit einem hohem Nutzungspotenzial", sagt Lennart Kersting, der das Projekt beim Kommunalverbund betreut. Es gehe auch um die Pendlerbeziehungen in der Region. Abschnitt für Abschnitt würde nun damit begonnen, die bestehenden Wege unter die Lupe zu nehmen. Es geht um den Alltagsradverkehr, um Wege zur Arbeit oder für den Einkauf, im Blick behält man auch das Radfahren als Freizeitbetätigung und zur touristischen Erschließung.
Konkret führt der Untersuchungsraum etwa von Bremen über die Huchtinger Heerstraße in Richtung Delmenhorst. Die Bremer Straße verfüge außerorts gegenwärtig über eine Fahrbahn von sieben Metern Breite. Nach Grünstreifen gebe es in Richtung Heidkrug einen zwei Meter breiten gemeinsamen Geh- und Radweg. In entgegengesetzter Richtung liegt ebenfalls ein gemeinsamer Streifen für Fußgänger und Radler, der 2,20 Meter misst. Künftig solle es nur noch auf einer Straßenseite eine Radschnellverbindung und auf der gegenüberliegenden Seite einen Fußweg geben. Für den wird mit einer Breite von 2,2 Metern kalkuliert. Der Radweg mit Begegnungsverkehr soll künftig eine Breite von vier Metern zugewiesen bekommen.
Zu den Qualitätskriterien für die Beschaffenheit der Radschnellwege gehören ein glatter Untergrund, eine strikte Trennung von Fuß- und Radverkehr sowie eine gute Beleuchtung bei Dunkelheit. Vor diesem Hintergrund hat ein Planungsbüro nun damit begonnen, eine Zusammenstellung für Radschnellverbindungen zu entwickeln. Allein im Raum Bremen/Delmenhorst werden fünf Routen gezählt.
Bedauerlich für die Entwicklung von Radschnellverbindungen nennt Susanne Krebser die aktuelle Entscheidung in Lemwerder, sich nicht mehr an der Planung für eine Verbindung von und nach Delmenhorst über die aufgegebene Bahntrasse zu beteiligen. Dort, wo der Weg aus Delmenhorst ende, sei die Verbindung dann eben entlang der Landesstraße fortzuführen.