Komfortabel und sicher mit dem Fahrrad und dabei auf qualitativ hochwertigen Radverkehrsverbindungen zwischen Bremen und Delmenhorst unterwegs sein zu können, ist Ziel eines Regionalen Mobilitätskonzepts Radverkehr. Der Kommunalverbund Bremen/Niedersachsen untersucht gerade unterschiedliche Streckenführungen in einer Machbarkeitsstudie. Lennart Kersting, Projektmanager beim Kommunalverbund, unterrichtete kürzlich den zuständigen Fachausschuss des Rates und ging auf drei Expressrouten näher ein, die Delmenhorst jeweils mit Bookholzberg, Stuhr und Lemwerder verbinden sollen.
Die Verbindung in die Gemeinde Ganderkesee hinein verknüpft auf neun Kilometern die Ortsteile Hoykenkamp, Schierbrock und Bookholzberg mit der Stadt Delmenhorst. Untersucht wurden im östlichen Abschnitt zwei Varianten, einmal entlang der Landesstraße 867 und andererseits die Führung über kommunale Verbindungsstraßen. Ab der Stadtgrenze fehlt der Verbindung entlang der L 867 die Linearität, in Richtung Delmenhorster Bahnhof würden Radfahrer über den durch Ampeln gesteuerten Knoten Mühlenstraße/Luisenstraße geführt. Der Platz reicht dort für eine eigentlich für Radvorrangrouten erforderliche Breite von 3,50 Metern für einen Zweirichtungsradweg nicht aus. Dieser Variante wird dennoch der Vorzug gegeben. Zwischen Dwostraße und Stadtgrenze könnte die Umsetzung einer Vorrangroute durch Errichtung einer Fahrradstraße erfolgen, Anliegerverkehr wäre erlaubt. Die förderfähigen Kosten für die Strecke werden auf circa 5,3 Millionen Euro geschätzt. Für Ganderkesee bliebe ein Eigenanteil in Höhe von 760.000 Euro, Delmenhorst hätte sich mit 700.000 Euro zu beteiligen.
Touristische Nutzung im Auge
Für eine Radwegeschnellverbindung zwischen Delmenhorst und Lemwerder steht nach Erhebungen des Kommunalverbundes weniger eine Nutzung durch Pendler im Vordergrund, die Umnutzung der dort stillgelegten Bahntrasse wird aber als Chance für eine touristische Nutzung betrachtet. Auch innerstädtisch wäre die Bahntrassennutzung für die Erschließung Delmenhorsts für Radfahrer wichtig.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hatte sich in Bezug auf die Streckenführung über die Bahntrasse schon mit einem eigenen Antrag engagiert. Durch den Wegfall einer Radwegeverbindung über die Marschkämpe sei eine Lücke im Radwandernetz entstanden. Der ADFC fordert den Ausbau über die stillgelegte Bahntrasse. "Der Bahnkörper wurde bereits freigeräumt, sodass der Unterbau aus Schotter freigelegt wurde", so Burkhard Kühnel-Delventhal vom ADFC. Ab der Delme-Brücke könne ein kurzes Stück auf dem Nebengleis bis zur Einmündung auf das Hauptgleis als Radwanderweg ertüchtigt werden. Ab der Straße Am Donneresch würde auf circa 800 Metern ein neuer Zweirichtungs-Radweg bis zum Horster Weg entstehen können. Dieser Teilabschnitt sollte im Radschnellweg-Standard ausgebaut werden, um von Beginn an auch die Funktion als innerstädtischer Hauptradweg für den Alltagsradverkehr im Ortsteil Bungerhof-Hasbergen übernehmen zu können. Später könne dann die Route nahtlos in den Radschnellweg nach Lemwerder integriert werden.
Höhere Kosten im Stadtgebiet
Für die Ausbaustufe Radschnellweg wurden die Kosten pro Kilometer in Delmenhorst auf rund 1,3 Millionen Euro geschätzt, in Lemwerder wird mit 780.000 Euro pro Kilometer gerechnet. Die deutlich höheren Kosten im Stadtgebiet ergäben sich durch den Neubau auf der stillgelegten Bahntrasse. Auf der gesamten Strecke wurde der Neubau von mehreren kleinen Brückenbauwerken einkalkuliert.
Mit der Machbarkeitsstudie liegen für alle betrachteten Routen aktuelle Bestandsdaten vor. Das schließt Empfehlungen für Maßnahmen zur Ertüchtigung der Routen nach dem möglichen Standard ein.
Kühnel-Delventhal will die Thematik Radschnellwege in der nächsten Zusammenkunft des ADFC am kommenden Montag einbringen und fordert von der Stadt Delmeenhorst, bald konkrete Schritte zur Umsetzung einzuleiten.