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Gastronomie betroffen Entschlammung der Graft: Tonnenweise organisches Material entsorgt

Die "grüne Lunge" Delmenhorsts wurde entschlammt, um die Gewässerqualität zu verbessern. Weitere Maßnahmen sind geplant, doch die Kosten sind beachtlich. Wie die Stadt vorgehen wird.
04.09.2025, 17:45 Uhr
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Entschlammung der Graft: Tonnenweise organisches Material entsorgt
Von Gerwin Möller

In der "grünen Lunge" Delmenhorsts hatte es schon arg gemüffelt. Fäulnisprozesse in der Graft wurden insbesondere an der Zuwegung zur Burginsel von Spaziergängern als störend wahrgenommen, Klagen gab es schon von Besuchern des Gartenhauses und aus der nahen Gastronomie.

Martina Dunker, Leiterin des Fachdienstes Umwelt, berichtete Dienstag im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Gewässerschutz über eine Entschlammung des Gewässers. Aufgrund ungünstiger Strömungsverhältnisse hatte es über Jahre einen Eintrag von Biomasse, Schlamm, Äste und Blätter, gerade am Übergang zum Gartenhaus, gegeben. Dadurch war die Gewässertiefe abgesunken, damit hat sich auch die hydraulische Durchlässigkeit reduziert. "Das hat sich insgesamt auch negativ auf die Gewässerqualität ausgewirkt", sagte Dunker.

Schwimmbagger drei Tage im Einsatz

Mittels eines Schwimmbaggers sind dem Burggraben Anfang August drei Tage lang durch eine Fachfirma rund 100 Tonnen Schlamm entnommen worden. Die Arbeiten schlagen mit Kosten in Höhe von 18.000 Euro zu Buche, zusätzlich waren 7000 Euro für die Entsorgung des Aushubs zu zahlen gewesen. Dunker berichtete den Kommunalpolitikern von der Erkenntnis, dass eine Entschlammung der gesamten Graft notwendig sei. Darüber sei auch am Runden Tisch Gewässerschutz gesprochen worden. Zusätzlich zum Laubeintrag in die Gewässer käme eine durch die Delme verursachte hohe Sedimenteinlagerung als belastend zum Tragen.

Im Herbst kommenden Jahres soll es zu einer Säuberungsaktion der Außengraft kommen. Dort gehe es um eine Fläche von 16.000 Quadratmetern. Dunker erwartet für den Bereich der westlichen Außengraft eine Schlammmenge von 7500 Kubikmetern. Der Aushub werde deponiert werden müssen, ein einfaches Ausbringen auf den Wiekhorner Wiesen sei aufgrund der Unterschutzstellung nicht erlaubt. Infrage käme ein Verfahren der Nassbaggerung, wie es Anfang August im Bereich der Burginsel gewählt worden war oder eine Trockenbaggerung. Letztere Variante würde einen größeren Eingriff in die Natur bedeuten, schließlich müsste man dafür die Graft trockenlegen.

Innengraft wird im Herbst 2027 entschlammt

Die Innengraft könnte im Herbst 2027 entschlammt werden. Die Entschlammung der gesamten Graft würde die Stadt rund 150.000 Euro kosten. Die Entsorgung des nassen Schlamms würde zudem Kosten in Höhe von 700.000 Euro verursachen, so Dunker. Deshalb werden man den Einsatz einer Zentrifuge einplanen, wodurch das zu deponierende Material entwässert weniger wiegt. Die Deponiekosten lägen dann bei rund 130.000 Euro. Für Absperrungen während der Bauarbeiten und weitere Nebenkosten muss noch mit einem Betrag von rund 50.000 Euro kalkuliert werden.

Dunker berichtete auch vom Verfahren der Trockenbaggerung, das allerdings mehr Flurschäden zur Folge haben würde. Allein für die Trockenlegung müsste mit Kosten in Höhe von 10.000 Euro gerechnet werden. Die Entschlammung würde nochmals 100.000 Euro kosten. Die Entsorgung des organischen Materials kostet rund 130.000 Euro, zuzüglich rund 80.000 Euro Nebenkosten, für Bauzäune und die Wiederinstandsetzung von Wegen. Langfristig wird überlegt, durch Sohlschwellen den Sedimenteintrag ins Gewässer zu vermindern. Die Selbstreinigung der Graft könnte durch den Anbau einer nährstoffverbrauchenden Bepflanzung erreicht werden. Die Zuwegung zur Burginsel, so Dunker, solle künftig jährlich aufgereinigt werden. Dort müsste auch die Verrohrung freigespült werden.

Die aktuelle Reinigung der Graft begrüßte SPD-Ratsherr Detlef Roß. Das Naherholungsgebiet sei für die Delmenhorster ihre "gute Stube", so Roß. Nicolaus Behrmann, beratendes Ausschussmitglied für den Naturschutzbund, berichtete, dass die letzte Entschlammung der Graft wohl im Jahr 1958 vorgenommen wurde. Da im 19. Jahrhundert bis in die 1920er-Jahre ein Krankenhaus auf der Burginsel betrieben wurde, fragte er nach der Möglichkeit, dass sich in diesem Bereich Altlasten verbergen könnten. Angeblich gebe es deswegen auch keinen bedeutenden Fischbestand in Teilen der Innengraft. Dunker konnte solche Vermutungen nicht bestätigen.

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