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Vortrag: Gifte im Staub Schadstoffquellen aufspüren

Viele eher schwerflüchtige Schadstoffe lagern sich in Gebäuden an den Staubpartikeln ab. Renate Seyfert und Gary Zörner vom Labor Lafu in Delmenhorst klären darüber in einem Vortrag auf.
26.10.2021, 12:46 Uhr
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Schadstoffquellen aufspüren
Von Gerwin Möller

Menschen brauchen eine gesunde Umgebung zum Wohnen und Arbeiten. "Das gehört zum Leben und Wohlfühlen dazu", sagt Gary Zörner. Sein Labor für chemische und mikrobiologische Analytik (Lafu) mit Sitz auf der Nordwolle war gerade an der Erstellung eines von der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute veröffentlichten Leitfadens für Hausstaubuntersuchungen beteiligt. Eine Vielzahl von eher schwerflüchtigen Schadstoffen lagert sich in Gebäuden an, "im Wesentlichen an den Staubpartikeln", sagt Lafu-Chef Zörner. Mit einer Analyse ließe sich aufzeigen, ob beispielsweise Holzschutzmittel, Flammschutzmittel, Weichmacher, Schädlingsbekämpfungsmittel oder Schwermetalle vorhanden sind. Die im Hausstaub ermittelten Konzentrationen könnten als Indikator für die Belastung des Innenraumes mit Schadstoffen betrachtet werden. "Mit der Aufnahme von Hausstaub durch die Raumnutzer gelangen Schadstoffe in den Organismus, die sich an und in den Staubpartikeln befinden", sagt Zörner.

Babys und Kleinkinder seien in vielerlei Hinsicht stärker betroffen. "Sie befinden sich näher am Boden und nehmen den abgelagerten Staub eher durch Einatmen und auch durch Hand- und Mundkontakt mit Spielzeugen auf", so der Laborgründer. Durch ihren erhöhten Stoffwechsel und die vergleichsweise größere Hautoberfläche in Bezug auf das Körpergewicht seien sie für toxische Wirkungen von Umweltschadstoffen empfindlicher als Erwachsene. Studien würden einen Zusammenhang zwischen der Hausstaubkonzentration einzelner Substanzen und der in den Körper aufgenommenen Dosis belegen.

Detektivarbeit im Labor

Zusammen mit seiner Kollegin Renate Seyfert referiert Zörner bei der Volkshochschule Delmenhorst übers Thema "Gifte im Staub". Mit Beispielen aus der Praxis wird am Freitag, 26. November, ab 18 Uhr über die „Detektivarbeit“ beim Aufspüren von Schadstoffquellen berichtet. Es geht aber auch um Lösungsmöglichkeiten für die Praxis.

Zörner berichtet beispielsweise von einer Schule, in der sechs von 30 Lehrern an Leberkrebs erkrankten. Der Auftrag fürs Lafu kam zustande, weil die Lehrer gewerkschaftlich organisiert waren und die Forderung nach einer Untersuchung auf mögliche Ursachen durchsetzen konnten. Die Sachverständigen des Lafu konnten zuerst über eine Staubprobe eine extrem hohe Kontamination mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) nachweisen. Als Quelle stellte sich die Dichtungsmasse in den Fugen der Wände heraus. "Das Gift PCB ist unsichtbar und eine der bedeutsamsten Leberkrebs auslösenden Chemikalien", sagt Zörner. Weiterhin schädige es das Immunsystem, beeinträchtige den Sexualhormonhaushalt und führe zu Hautveränderungen wie Chlorakne. "Die Verwendung ist seit mehr als 30 Jahren in Deutschland verboten."

Belastungen vermeiden

Das Lafu führt Inspektionen, Messungen und Probeentnahmen in Gebäuden durch. Es entstehen daraus Gutachten mit Bewertungen und Handlungsempfehlungen. Beim Vortrag an der Volkshochschule steht das besonders wichtige Thema des Vermeidens von Belastungen im Vordergrund. Nach Zörners Auffassung gehe es darum, eine Beweisumkehr durchzusetzen. "Chemikalien, Produkte oder Verfahren sollten nur erlaubt werden, wenn bewiesen ist, dass keine Schäden für Umwelt und Gesundheit entstehen", sagt Zörner.

Der Laborchef hinterfragt grundsätzlich den Einsatz von gesundheitsschädlichen Chemikalien und die Grenzwerte. So würden diese nicht die Kombinationswirkungen von mehreren Schadstoffen berücksichtigen. "Zwei Chemikalien zusammen können ein Vielfaches toxischer sein, als jede einzelne, die schon giftig genug ist." Generell sollte für krebserregende und hormonell wirksame Gift-Chemikalien das Vor¬sorgeprinzip angewendet werden. "Das heißt, sie sollten vollkommen aus dem Lebensumfeld des Menschen verschwinden, da auch die geringsten Mengen das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken", fordert Zörner. Im Vortrag wird es auch um das wichtige Thema des Vermeidens oder zumindest des Minimierens von Belastungen gehen, diesem sei viel mehr Bedeutung zuzumessen.

Zur Sache

Unterschätzte Gefahr

Über Gifte im Staub sprechen Renate Seyfert und Gary Zörner bei einem Vortrag am Freitag, 26. November, von 18 bis 20.15 Uhr in der Volkshochschule Delmenhorst. Anmeldungen werden telefonisch unter 0 42 21 / 98 28 00 entgegen genommen. Für die Teilnahme erhebt die VHS eine Gebühr in Höhe von neun Euro.

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